Der Getriebefan gilt als sehr sparsam, doch die Technologie bereitet seit Längerem im Betrieb Probleme.
(Foto: Reuters)
Frankfurt Die massiven Probleme mit dem sogenannten Getriebefan-Triebwerk von Pratt & Whitney (P&W) treffen nun auch das Dax-Unternehmen MTU Aero Engines. Das Unternehmen teilte am Montagnachmittag mit, wegen der Rückrufe im laufenden Geschäftsjahr mit Einbußen von rund einer Milliarde Euro bei Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zu rechnen. Darauf sackte die Aktie des Unternehmens um mehr als zehn Prozent ab.
Seit Monaten kämpfen Airlines auf der ganzen Welt mit Problemen bei den P&W-Motoren. Sie werden vor allem im Airbus A320 und A220 eingesetzt. Zu den ständigen Ausfällen kamen kürzlich noch Materialprobleme. Hintergrund sind Einschlüsse in den Scheiben der Hochdruckturbinen.
P&W selbst hatte Anfang August die Airlines angewiesen, die Scheiben in den Motoren früher in Augenschein zu nehmen. Es könne zu einem vorzeitigem Bruch kommen, was ein Problem für die Flugsicherheit darstelle. Der Triebwerksbauer rechnet wegen der Überholung und dem Austausch von Teilen mit Belastungen zwischen drei und 3,5 Milliarden Dollar. Da MTU an dem Bau der Triebwerke mit rund 18 Prozent beteiligt ist, muss das deutsche Unternehmen einen entsprechenden Anteil an diesen Belastungen verbuchen.
Die bisherige Prognose für das laufende Jahr werde deshalb unter Vorbehalt gestellt, heißt es in einer Mitteilung von MTU. Man werde versuchen, die Auswirkungen bestmöglich zu begrenzen. Auch auf die Liquidität würde sich der Vorgang in den Jahren 2024 bis 2026 auswirken.
Nach Angaben von Airbus geht es um Metall beziehungsweise Metallpulver, das zwischen Herbst 2015 und Frühjahr 2021 produziert wurde. Laut RTX, der Muttergesellschaft von P&W, handelt es sich um mikroskopisch kleine Verunreinigungen in dem Metall, mit dem Hochdruck-Turbinenscheiben hergestellt werden.
Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hatte deshalb kürzlich vorzeitige Inspektionen angeordnet. Betroffen sind davon laut RTX 1200 Flugzeugmotoren. Am Montag nannte P&W Details zu diesem Rückruf. Danach müssen in den kommenden Jahren 600 bis 700 Triebwerke pro Jahr zurück in die Werkstatt. Das wiederum führt zum Ausfall von durchschnittlich 350 Flugzeugen in den Jahren 2024 bis 2026.
Warnung vor einem vorzeitigen Bruch der Triebwerks-Scheiben
Das Triebwerk von P&W gilt seit Längerem als Sorgenkind. Es bereitet häufig Probleme, Ersatzteile und Ersatztriebwerke sind knapp. Vor einiger Zeit hatte die indische Billigfluggesellschaft Go First Gläubigerschutz beantragt und das mit den Ausfällen der Jets begründet, die mit diesen Motoren ausgestattet sind. Die Airline verklagte P&W deshalb auf Schadenersatz in Höhe von etwa einer Milliarde Dollar.
Von dem aktuellen Rückruf ist auch Lufthansa betroffen. Der Konzern muss in einem ersten Schritt 13 Triebwerke in eine zusätzliche Inspektion geben, 2024 dann weitere 50. Heftiger trifft es die ungarische Wizz Air. Die Billigfluggesellschaft musste ihr Angebot anpassen und Flüge streichen.
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