Die studierte Mathematikerin begann ihre Karriere 1994 beim Lebensversicherer Securitas Gilde.
(Foto: Baloise)
Frankfurt Baloise-Vorständin Julia Wiens wird ab Januar 2024 oberste Versicherungsaufseherin bei der Finanzaufsicht Bafin. Die 53-Jährige tritt die Nachfolge von Frank Grund an, der nach acht Jahren an der Spitze der Versicherungsaufsicht Ende September in den Ruhestand geht. Das gab die Bafin am Mittwoch bekannt und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
Mit dem Start von Wiens wird es bei der Bafin erstmals genauso viele Exekutivdirektorinnen wie Exekutivdirektoren geben. Bis dahin übernimmt Axel Oster, Abteilungsleiter in der Versicherungsaufsicht, die kommissarische Leitung des Geschäftsbereichs Versicherungs- und Pensionsaufsicht.
Wiens gilt als erfahrene Versicherungsexpertin. Sie kommt vom Versicherer Baloise in Deutschland, ehemals bekannt unter dem Namen Basler Versicherung. Bislang war sie dort für die beiden Vorstandsressorts Lebensversicherung sowie Finanzen und Kapitalanlagen verantwortlich. Zuvor hatte sie seit 2009 diverse Führungsrollen bei dem Versicherer inne, zum Beispiel im Aktuariat und in der Risikosteuerung.
Die studierte Mathematikerin und ausgebildete Aktuarin begann ihre Karriere 1994 beim Lebensversicherer Securitas Gilde, bevor sie 2006 zum Deutschen Ring wechselte.
In der Bafin-Mitteilung heißt es, Wiens wolle den „eingeschlagenen Modernisierungsweg mitgestalten“. Bafin-Präsident Mark Branson betonte, dass er in der Versicherungsaufsicht künftig einen starken Fokus auf dem Verbraucherschutz bei Produkten und deren Vertrieb sieht.
Ende des Jahres geht der Exekutivdirektor in den Ruhestand.
(Foto: IMAGO/sepp spiegl)
Wiens Vorgänger Grund, der ursprünglich ebenfalls aus der Versicherungsbranche kam und unter anderem Vorstandschef der Basler Versicherungen Deutschland war, hatte zuletzt ein Merkblatt zu Wohlverhaltenspflichten in der Lebensversicherung auf den Weg gebracht.
Darin stellte er klar, dass die Produkte der Lebensversicherer einen angemessenen Nutzen für die Kundinnen und Kunden bieten müssen. Vor allem Unternehmen, die mit hohen Provisionen im Vertrieb auffallen, nimmt die Behörde derzeit genauer unter die Lupe.
Grund sieht Risiken in der Digitalisierung
Zu den größten Herausforderungen für Versicherer zählten während Grunds Amtszeit die Bewältigung der Niedrigzinsphase und die Einführung der europäischen Solvency-II-Richtlinie, die unter anderem die Kapitalanforderungen für Versicherer vorgibt.
Künftige Risiken für Versicherer sieht Grund vor allem im Umgang mit der Digitalisierung und insbesondere mit den Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz, wie er kürzlich bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht sagte. Daneben beobachtet er ein verändertes Verhalten der Kunden durch Social-Media-Plattformen. Zudem fordert er, dass Versicherer sich noch stärker mit den Folgen des Klimawandels auf ihr Geschäft befassen. All das wird seine Nachfolgerin Wiens im Auge behalten müssen.
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