Er steht erst seit April an der Spitze der japanischen Notenbank.
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Düsseldorf Höhere Preise setzen sich in der japanischen Volkswirtschaft immer stärker fest. Das zeigt die Entwicklung der Kerninflation im März: Sie liegt weiter auf dem höchsten Niveau seit mehr als 40 Jahren.
Am Freitag veröffentlichten Daten des Statistikamts zufolge verteuerten sich die Preise ohne Berücksichtigung von Energie und Lebensmitteln um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ökonomen hatten erneut mit einem langsameren Anstieg gerechnet.
Die Kerninflationsrate ist ein guter Indikator dafür, inwiefern Preise auf breiter Basis steigen. Die Rate liegt in Japan mittlerweile zwar wieder unter der Marke von vier Prozent. Dennoch lag sie zuletzt im Jahr 1981 so hoch.
Die neuen Preisdaten schärfen den Fokus vor dem nächsten Treffen der Bank of Japan (BoJ) am Donnerstag und Freitag (27. und 28. April). Es ist das erste unter der Leitung des neuen Notenbankchefs Kazuo Ueda. Dieser ist nicht direkt einem geldpolitischen Flügel zuzuordnen und zudem der erste Zentralbankchef der Nachkriegszeit mit wissenschaftlichem Hintergrund.
Sein Vorgänger hatte strikt an der Zinskurvenkontrolle (Yield Curve Control) festgehalten. Der Zins für zehnjährige Anleihen darf maximal 50 Basispunkte um den Nullpunkt schwanken. Der Zins für kurzfristige Anleihen liegt bei minus 0,1 Prozent. Diese Instrument ist teuer und verzerrend, so der Vorwurf vieler Experten. In keinem anderen Industrieland gibt es noch Minuszinsen. Auch kauft die Notenbank Anleihen in sehr hohem Volumen und ist der größte Aktionär im Land.
Diese Strategie zielt auf den Kampf gegen Deflation – und passt eben kaum zu Preisdaten oberhalb der Erwartungen. Die Teuerungsrate lag im März schon den zwölften Monat in Folge über dem Zwei-Prozent-Ziel der BoJ.
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An den Märkten gab es deshalb in den vergangenen Wochen zahlreiche Spekulationen über die geldpolitische Linie des neuen Zentralbankchefs. Auf seiner ersten Pressekonferenz als Notenbankchef argumentierte Ueda allerdings, er wolle die Strategie vorerst fortführen, wenngleich er auch sagte: „Jedes geldpolitische Programm hat sowohl positive als auch negative Aspekte. Wir müssen sie objektiv bewerten und eine Politik wählen, die am besten geeignet ist.“ Seinen Worten in der nächsten Woche gilt deshalb besondere Aufmerksamkeit.
Japans Banken zeigen sich robust
Das heimische Bankensystem scheint für die anstehenden Herausforderungen jedenfalls gut gerüstet. In ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht bescheinigt die Bank of Japan den Instituten Robustheit.
Insgesamt habe sich das japanische Finanzsystem stabil gezeigt, schreiben die Währungshüter. Die Banken verfügten über eine ausreichende Kapitalbasis und verkrafteten auch die weltweite Verschärfung der Finanzierungskonditionen gut.
Eine Ansteckungsgefahr aufgrund der jüngsten Turbulenzen rund um den Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA sei nicht zu befürchten. Keine japanische Bank sei in einer Situation, die mit der Lage der SVB vergleichbar wäre. Gleichwohl sei der Zukunftsausblick mit hoher Unsicherheit behaftet.
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