Die Muttergesellschaft Flix treibt ihre Bemühungen um einen Börsengang voran.
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Frankfurt Die wohl bekannteste deutsche Firmenneugründung aus der Mobilitätsbranche treibt die Vorbereitungen für den geplanten Börsengang voran. Flix, die Muttergesellschaft von Flixbus und Flixtrain, hat drei Banken als Berater für den für das erste Halbjahr 2024 geplanten Deal ausgewählt, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen.
Dies seien JP Morgan, Goldman Sachs und BNP Paribas. Beim Gang aufs Parkett könnte die Firma mit rund vier Milliarden Euro bewertet werden, hieß es. Flix und die Banken lehnten am Dienstag Stellungnahmen ab oder waren zunächst nicht erreichbar.
Flix hatte im Frühjahr erstmals Finanzdaten genannt. Danach schaffte es das Unternehmen aus der Verlustzone und erzielte im vergangenen Jahr ein positives Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Eine konkrete Zahl nannte Flix noch nicht. Der Umsatz stieg um 185 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro.
Flix hat eine rasante Expansion hinter sich
Finanzchef Christoph Debus bezeichnete das zurückliegende Jahr als das bisher erfolgreichste des Unternehmens. 2023 solle der Umsatz um mindestens 20 Prozent zulegen und die Profitabilität sich weiter verbessern, hieß es.
Der Aufstieg von Flix begann mit der Liberalisierung des Fernbusmarkts in Deutschland im Jahr 2013. Schon zwei Jahre später startete das Jungunternehmen einen aggressiven Wachstumskurs und übernahm Rivalen wie Mein Fernbus, das europäische Geschäft des britischen Anbieters Megabus sowie Postbus.
Gleichzeitig expandierte das Unternehmen in zahlreiche europäische Länder. 2019 erwarb Flix das türkische Busunternehmen Kamil Koc, 2021 folgte die US-Fernbusikone Greyhound. 2017 brachte Flix die ersten Züge auf die Gleise, zunächst in Deutschland. Mittlerweile sind die grünen Wagen auch in Schweden unterwegs.
„Asset Light“-Strategie kommt an der Börse gut an
Dabei versteht sich das Unternehmen vor allem als Technologieanbieter. Busse oder Züge werden in der Regel von Partnern gestellt und betrieben. Flix übernimmt über seine Plattform die Strecken- und Netzplanung, den Vertrieb, den Kundenservice und die Preisgestaltung.
Eine solche „Asset Light“-Strategie kommt an der Börse gut an, schließlich belasten keine hohen Sachwerte und Sachinvestitionen das Zahlenwerk. Gleichzeitig wurde so erst das rasante Wachstum möglich.
Diese haben die Investoren bisher mitgetragen und mitfinanziert. Beteiligt sind Risikokapitalgeber wie General Atlantic, HV Capital, Permira, TCV, Blackrock, Baillie Gifford und Canyon Partners. Die drei Gründer André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss halten noch knapp mehr als 25 Prozent der Anteile. Die bisher letzte Finanzierungsrunde über 650 Millionen Dollar fand im Sommer 2021 statt.
Weitere Börsengänge sind in Vorbereitung
Nach einem mauen Jahresstart sind Investmentbankern zufolge einige weitere Börsengänge in Vorbereitung. Vor wenigen Tagen haben die Analysten-Meetings für zwei für den Herbst geplante Deals – Schott Pharma und Renk – stattgefunden. Die Analysten erarbeiten auf Grundlage der ihnen zur Verfügung gestellten Zahlen eigene Einschätzung zur Bewertung von Emittenten.
Beim Glasverpackungshersteller Schott Pharma erwarten Experten eine Bewertung von 3,5 bis 4 Milliarden Euro, beim Panzergetriebehersteller Renk von 2,5 bis3 Milliarden. Die Sandalenfirma Birkenstock plant einen sechs Milliarden schweren Gang an den Aktienmarkt im Herbst – allerdings in den USA.
Im kommenden Jahr stehen einige weitere Börsengänge an. Die Heizungsablesefirma Techem hat vor Kurzem Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS als federführende Banken ausgewählt. Auch der Tankkartenanbieter DKV steht in den Startlöchern.
Anfang des Monats hatte die Thyssen-Krupp-Wasserstofftochter Nucera einen erfolgreichen Börsenstart hingelegt. Beim einzigen weiteren Börsenneuling des Jahres – dem Webhosting-Anbieter Ionos – notieren die Aktien weiter unter Ausgabepreis.
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