Die Wirtschaft im Euroraum ist im vierten Quartal leicht gewachsen.
(Foto: Bloomberg)
Brüssel Das gab es in der Geschichte des Euros noch nie: Die Euro-Zone ist im vergangenen Jahr schneller gewachsen als die beiden anderen großen Wirtschaftsräume der Welt, die USA und China.
Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum im Gesamtjahr 2022 um 3,5 Prozent. Im vierten Quartal gab es überraschend ein leichtes Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Ökonomen hatten einen Rückgang von 0,1 Prozent erwartet.
Damit nimmt die Euro-Zone erstmals den Spitzenplatz vor den beiden Konkurrenten ein. Die chinesische Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr nur um drei Prozent. Die USA erreichten ein Wachstum von 2,1 Prozent.
Die ungewohnte Reihenfolge ist allerdings den Besonderheiten der Corona-Pandemie geschuldet. So wurde Chinas Wirtschaft durch den langen Lockdown ausgebremst. Ökonomen erwarten jedoch, dass das Land im laufenden Jahr seinen langjährigen Spitzenplatz wieder einnehmen wird, nachdem Peking die Null-Covid-Politik aufgegeben hat.
Das starke Abschneiden der Euro-Zone war ebenfalls eine Folge des Pandemieverlaufs. Die südeuropäischen Länder erlebten nach dem Ende der Beschränkungen einen Tourismusboom, der das Durchschnittswachstum im gesamten Währungsraum hob.
Irland wächst besonders stark, Litauen ist Schlusslicht
Im vierten Quartal erzielte Irland das stärkste Wachstum im Vergleich zum Vorquartal (plus 3,5 Prozent). Den stärksten Rückgang weist Litauen aus (minus 1,7 Prozent). In Deutschland schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent.
Für das laufende Jahr erwartet die EU-Kommission eine deutliche Abkühlung in der Euro-Zone auf nur noch 0,3 Prozent Wachstum. Die Folgen des Ukrainekriegs, allen voran die hohen Energiepreise, treffen Europa stärker als die USA und China. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für die Euro-Zone ein höheres Wachstum von 0,7 Prozent.
Deutschland dürfte verglichen mit anderen EU-Staaten eher schwach abschneiden. Der IWF sagt ein Mini-Plus von 0,1 Prozent voraus. Frankreichs BIP hingegen soll um 0,7 Prozent wachsen. Auch Italien (0,6 Prozent) und Spanien (1,1 Prozent) sollen sich konjunkturell besser entwickeln als Deutschland.
Mit Agenturmaterial.
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