Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
am Mittwoch habe ich an dieser Stelle von Worten gesprochen, die angesichts der angespannten Lage an den Finanzmärkten auf der Goldwaage liegen. Jetzt bewahrheitet sich diese Einschätzung einmal mehr auf dramatische Weise.
Die Aktie der Schweizer Großbank Credit Suisse stürzte am Mittwoch ab und war zwischenzeitlich nur noch 1,55 Franken wert – ein Rekordtief.
Auslöser waren einige wenige Sätze von Ammar Al Khudairy, Aufsichtsratschef der Saudi National Bank und seit Oktober größter Aktionär bei der Credit Suisse. Als er von dem Sender Bloomberg TV gefragt wurde, ob seine Bank bereit sei, im Ernstfall frisches Kapital für die Schweizer Bank nachzuschießen, antwortete Al Khudairy: „Die Antwort lautet: absolut nicht, und zwar aus vielen Gründen, die einfachsten sind regulatorischer und gesetzlicher Art.“
Die Aussage wurde von den Märkten als Unzufriedenheit mit der Credit Suisse interpretiert. Eine Lesart, die Milliardenwerte vernichtete.
(Foto: imago images/Geisser)
In der Nacht zum Donnerstag wurde dann bekannt, dass die angeschlagene Schweizer Bank nach anfänglichen Dementi nun doch Kredite der Schweizer Nationalbank in Anspruch nehmen will, und zwar in Höhe von bis zu 50 Milliarden Franken (50,7 Milliarden Euro). Mit dem Schritt ist die Credit Suisse die erste global systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die eine maßgeschneiderte Rettungsleine erhält.
Nachdem in der vergangenen Woche die amerikanische Silicon Valley Bank in die Pleite gerutscht war, geht jetzt die Angst um, dass die Bankenkrise nun in Europa angekommen sein könnte. Auch die Aktien deutscher Banken reagierten mit heftigen Verlusten auf die Entwicklung. Der ehemalige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret hält die Lage für „nicht ungefährlich“. Der jetzige Fall erinnere durchaus an die Krise von 2008.
Warum gerät gerade die Credit Suisse so in die Schieflage? Handelsblatt-Finanzchef Michael Maisch hat eine klare Antwort: „Geschuldet sind die Turbulenzen einer toxischen Mischung aus chronischen Kontrollschwächen, schlampigem Risikomanagement und falscher Strategie“, analysiert er. Ein Einzelfall zwar, doch einer mit potenziell gefährlichen Auswirkungen. Denn die Credit Suisse sei eine Institution „too big to fail“.
(Foto: VW, Tesla (M))
Noch ist der Name etwas sperrig, aber das Ziel ist klar. Der ID.2 könnte zum wichtigsten Modell für den Autohersteller Volkswagen werden, denn der elektrische Kleinwagen soll dabei helfen, die Stromer massentauglich zu machen. Bisher kosten die Autos mit Elektroantrieb im Durchschnitt 42.800 Euro, der neue ID.2 wäre schon für 25.000 Euro zu haben.
Gleichzeitig ist der neue Stromer als Kampfansage im Fernduell mit Tesla zu verstehen. Denn der US-Autohersteller wird wohl bald mit einem ähnlich massentauglichen Modell nachziehen. Bisher scheint der Markt für günstige E-Autos zwar groß, aber gleichzeitig nicht besonders lukrativ. Denn wegen der hohen Kosten verbleiben am Ende nur wenige Prozent des Verkaufspreises bei den Autobauern. Damit der ID.2 der neue Käfer werden kann, braucht es also nicht nur einen schmissigeren Namen, sondern auch eine bessere Marge.
Heute stellt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Masterplan vor, um klimafreundliche Technologien in Europa zu stärken. Der „Net Zero Industry Act“ gilt als Antwort auf den Inflation Reduction Act der USA – geht aber sogar noch einen Schritt weiter. Denn wo die Amerikaner nur den Weg vorgeben, legt die EU jetzt sogar konkrete Ziele fest. Bis 2030 soll Europa in der Lage sein, 40 Prozent des jährlichen Bedarfs an emissionsfreien Technologien selbst zu produzieren.
Wer sich den Vorstoß genauer anschaut, riecht den Hauch von Planwirtschaft, der momentan durch Brüssel weht. Diplomaten lästern bereits über „Ursulas Gosplan“ in Anlehnung an das zentrale Wirtschaftskomitee der Sowjetunion.
Der Plan erinnert an ein historisches Vorbild – das eigentlich eher abschreckend wirken sollte. 1966 rief Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle den „Plan Calcul“ ins Leben, um eine einheimische Computerindustrie aufzubauen. Hunderte Millionen Francs verschlang die Initiative damals, 1974 wurde sie wegen des ausbleibenden Erfolgs wieder eingestellt.
(Foto: Bloomberg)
Indes gibt es schlechte Nachrichten für den deutschen Technologiestandort. Denn internationale Käufer befinden sich hierzulande auf einer regelrechten Shoppingtour für deutsche Jungunternehmen.
Laut einer Studie der Unternehmensberatung EY wurden im vergangenen Jahr insgesamt 203 Start-ups in Deutschland übernommen – so viele wie nie zuvor. Zwei von drei Deals gingen dabei von ausländischen Investoren aus. Was ein Kompliment für die Ideen und Geschäftsmodelle für die hiesigen Start-ups ist, gilt gleichzeitig als Warnzeichen für den Standort. Denn durch die Übernahmen fließt viel Innovationspotenzial ins Ausland ab.
Wenn es einem Unternehmensleiter gelingt, dass seine Art der Führung legendär wird, handelt es sich um einen ganz Großen. Das gelang dem Gründer der Drogeriemarktkette dm, Götz Werner, der deshalb posthum am Mittwoch in die Handelsblatt Hall of Fame aufgenommen wurde. Hier können Sie die Hintergründe zu Werners Erfolgsformel nachlesen.
Auch der Papierkönig Jürgen Heindl ist jetzt Teil der Handelsblatt-Ruhmeshalle der Pioniere der deutschen Wirtschaft. Das Portrait des Gründers des Wellpapp-Giganten Progroup lesen Sie hier.
Als drittes neues Mitglied der illustren Unternehmergemeinschaft wurde Coroplast-Chefin Natalie Mekelburger geehrt. Die Chefin des Klebeband-Herstellers ist neben ihrem unternehmerischen Gespür auch für ihre klare politische Haltung bekannt. Welche das ist und was Mekelburger als Unternehmensleiterin auszeichnet, lesen Sie hier.
Zum Schluss noch eine kleine News vom immerzu knausrigen Christian Lindner (FDP). Der Bundesfinanzminister verdarb in der ARD-Sendung „Maischberger“ jetzt selbst seinem Kanzler die Spendierlaune. „Ich glaube, dass in Zeiten von mehr Homeoffice und ortsflexiblem Arbeiten ein mindestens 800 Millionen teurer Neubau neben dem Kanzleramt entbehrlich ist“, sagte Lindner über ein geplantes Neubauprojekt.
Ob auch der Kanzler nach Lindners Vorstellungen mehr im Homeoffice arbeiten soll, führte er nicht aus. Falls ja, bleibt zu hoffen, dass Scholz beim Zoom-Call mit Joe Biden nicht wie so viele von uns seine Jogginghose anbehält.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag in bequemer Arbeitskleidung.
Herzliche Grüße
Ihre
Teresa Stiens
Redakteurin Handelsblatt