Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt geht es am Mittwoch aufwärts. Der Dax schließt am Abend 0,8 Prozent höher bei 15.506 Punkten. An der Wall Street notierten die Indizes hingegen uneinheitlich.
Insgesamt hält sich der deutsche Aktienmarkt wacker. Nach der imposanten 3800-Punkte-Rally seit Ende September bewegt sich der deutsche Leitindex seit Anfang Februar seitwärts in einer Spanne von rund 400 Zählern.
Diese Entwicklung kann noch ein paar Tage anhalten. Die vergangene Seitwärtsphase endete nach 15 Handelstagen, die davor hatte elf Sitzungen bis Ende Dezember gedauert.
Auf der Oberseite steht das Jahreshoch mit 15.658 Punkten im Fokus, die untere Begrenzung liegt bei 15.246 Zählern. Auch wenn der deutsche Leitindex als überhitzt gilt, also zu schnell nach oben geklettert ist: Erst wenn der Dax diese untere Begrenzung von 15.246 Punkten unterschreiten sollte, ergibt sich ein Signal für einen größeren Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt.
Die höher als erwartet ausgefallene US-Inflationsrate am Dienstag hat zwar für größere Kursschwankungen am deutschen Aktienmarkt gesorgt, die Seitwärtstendenz insgesamt aber nicht verändert.
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Dennoch sind die neuen Daten zu den US-Verbraucherpreisen ein Warnsignal. Denn am Rentenmarkt werden aktuell wieder höhere Zinsen eingepreist und die Chance auf Zinssenkungen noch in diesem Jahr ausgepreist.
So gibt es laut dem CME-Fed-Watch-Tool der Chicagoer Terminbörse aufgrund der US-Inflationsrate zum ersten Mal eine Mehrheit für einen Leitzins oberhalb der Fünfprozentmarke zum Ende des Jahres. In diesem Fall würde die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen in diesem Jahr insgesamt um weitere 50 Basispunkte erhöhen.
Noch vor der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise lagen die Erwartungen bei 25 Basispunkten, verbunden mit einem maximalen Zinssatz von fünf Prozent Ende 2023.
Das alles sorgt auch für weiter steigende Renditen am US-Anleihemarkt. Der Wert für eine zehnjährige Staatsanleihe ist von 3,37 Prozent Anfang Februar auf aktuell 3,73 Prozent gestiegen. Nach der Veröffentlichung der Inflationsrate stieg die Rendite um drei Prozent. Sollte dieser Anstieg so weitergehen, sind weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten nur schwer vorstellbar.
Denn die Rally am deutschen Aktienmarkt seit Oktober wurde von fallenden Renditen am US-Anleihemarkt begleitet. Das Mehrjahreshoch bei der US-Staatsanleihe beispielsweise ist nur wenige Tage entfernt vom Jahrestief beim Dow-Jones-Aktienindex.
Auch die charttechnische Konstellation verheißt nichts Gutes. Jörg Scherer, Leiter technische Analyse bei HSBC Deutschland, sieht den Abwärtstrend bei den Renditen seit Oktober als beendet und glaubt, dass die Renditen nun sogar bis auf das letztjährige Mehrjahreshoch von 4,34 Prozent steigen könnten.
Positive US-Einzelhandelsumsätze
Zu Beginn des Jahres hat sich die Konsumnachfrage deutlich belebt, auch wenn der starke Pkw-Absatz und der wieder höhere Benzinpreis ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Das zeigen die Einzelhandelsumsätze in den USA, die am heutigen Mittwoch veröffentlicht worden sind. Im Januar ergab sich ein Anstieg um 3,0 Prozent nach minus 1,1 Prozent im Monat zuvor. Die Konsensschätzung lag bei plus 2,0 Prozent. Ohne Pkw-Händler und Tankstellen lag der Zuwachs bei plus 2,6 Prozent.
Für die Analysten der Landesbank Helaba ist der Start in das erste Quartal gelungen, die solide Arbeitsmarktentwicklung war dabei hilfreich. „Im Hinblick auf die Zinserhöhungserwartungen bezüglich der Fed dürften die Zahlen nochmals unterstützend wirken, zumal auch die Unternehmensstimmung in der Region New York wieder auf Erholungskurs ist und positiv überrascht hat“, meint Helaba-Analyst Ralf Umlauf.
Blick auf die Einzelwerte
Deutsche Lufthansa: Tausende Passagiere müssen am Mittwoch wegen einer globalen IT-Panne bei der Kranich-Airline Verspätungen und Flugausfälle hinnehmen. Seit dem Morgen sind die Computersysteme unter anderem für das Boarding nicht mehr betriebsbereit. In der Lufthansa-Zentrale am Flughafen kam ein Krisenstab zusammen.
Sämtliche innerdeutschen Flüge der Lufthansa wurden zunächst abgesagt und die Passagiere gebeten, auf die Bahn umzusteigen. In Frankfurt wurden sämtliche Abflüge der Airline gestoppt. Die Aktien gibt über weite Strecken des Handels am Mittwoch nach, am Abend schließt sie jedoch 0,1 Prozent im Plus.
Ceconomy: Die Aktien kletterten um 11,6 Prozent und lagen damit an die Spitze des Nebenwerte-Index SDax. Das „Handelsblatt“ berichtete unter Berufung auf Finanzkreise von Gesprächen zwischen dem Elektronikhändler mit seinen Ketten Saturn und Media Markt und dem französischen Händler Fnac Darty über einen möglichen Zusammenschluss. Besonders konkret seien die Versuche noch nicht gewesen, habe ein Insider gesagt, eher ein „gegenseitiges Beschnuppern“.
Encavis: Stark gestiegene Energiepreise haben dem Wind- und Solarparkbetreiber Encavis im vergangenen Jahr unerwartet hohe Wachstumsraten beschert. Bei den Anlegern konnte Encavis mit den Zahlen punkten: Die im Nebenwerteindex MDax gehandelten Papiere legen am Mittwoch um 1,2 Prozent zu.
United Internet: Der Internetdienstleister will für rund 300 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. Zu diesem Zweck sollen bis zu 13,9 Millionen Anteilscheine zu einem Stückpreis von 21 Euro erworben werden. Die United-Internet-Aktie war am Dienstag mit 19,66 Euro aus dem Handel gegangen.
Zudem will das Unternehmen zwei Millionen eigene Aktien einziehen. Bei der Maßnahme wird das Grundkapital um zwei Millionen Euro herabgesetzt. Der Einzug der eigenen Aktien diene der Erhöhung der prozentualen Beteiligung der United-Internet-Aktionäre. Die Aktie steigt bis zum Handelsschluss um 5,3 Prozent.
Elmos Semiconductor: Der Dortmunder Chiphersteller hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis erzielt. Der Ausbau der Testkapazitäten in Asien soll auch im laufenden Jahr fortgesetzt werden. Die Investitionen dürften rund 17 Prozent vom Umsatz betragen, plus/minus zwei Punkte. Im November hatte die Bundesregierung den Verkauf der Waferproduktion von Elmos an chinesische Investoren untersagt. Elmos entwickelt, produziert und vertreibt Halbleiter vornehmlich für den Einsatz im Auto. Die Aktie legt rund zehn Prozent zu.
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