Düsseldorf, New York Anhaltende Sorgen um den US-Bankensektor haben die Stimmung an der Wall Street am Donnerstag belastet. Der US-Leitindex Dow Jones verlor 0,9 Prozent auf 33.127 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 0,5 Prozent auf 11.966 Zähler nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,7 Prozent auf 4061 Stellen ein.
Unter Druck standen erneut Regionalbanken. Ein Medienbericht über einen möglichen Verkauf der Western Alliance schickte die Aktie trotz eines Dementis der Bank auf Talfahrt. Zuvor war die Rivalin PacWest in den Fokus gerückt, die im Gespräch mit Investoren nach strategischen Optionen sucht. „Der anhaltende Abwärtstrend bei den Regionalbanken wird für den Markt insgesamt ein Problem darstellen“, sagte David Russell vom Online-Broker TradeStation. Die entschlossene Haltung der US-Notenbank gebe den Leerverkäufern „eine Lizenz, die Banken zu töten – insbesondere die regionalen Banken.“
Die Fed hatte am Mittwoch die Zinsen erneut angehoben und sie über die Fünf-Prozent-Marke gehievt, steuert nun aber auf eine Pause zu. Fed-Chef Jerome Powell dämpfte Erwartungen an eine baldige Senkung der Schlüsselsätze.
US-Regionalbanken erneut im Kreuzfeuer
Die Papiere der Western Alliance wurden am Donnerstag mehrmals vom Handel ausgesetzt, verloren in der Spitze mehr als 60 Prozent und pendelten sich bei einem Minus von rund 40 Prozent ein. Western Alliance prüfe einen Verkauf des gesamten Geldhauses oder von Teilen des Instituts, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider. Die Bank erklärte indes, sie erwäge weder einen Verkauf noch habe sie einen Berater beauftragt, strategische Optionen zu prüfen.
Die PacWest-Aktie stürzte um rund 50 Prozent auf 3,17 Dollar ab. Konkurrentinnen wie Zion, Comerica, KeyCorp und Valley National verloren in ihrem Sog ebenfalls. First Horizon sackten 33 Prozent ab, nachdem die kanadische Toronto-Dominion Bank Group ihre Milliarden-Übernahmepläne für das Institut aufgegeben hatte.
Die Sorgen um das globale Banksystem ermutigten Investoren zum Einstieg beim Gold, das als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten gilt. Das Metall verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 2050 Dollar je Feinunze. Gefragt waren auch Miner wie Newmont, Gold Field und Anglogold Ashanti, die zwischen vier und fünf Prozent zulegten.
Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, auf ihrem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Inflation den Fuß etwas vom Gas zu nehmen, stützte unterdessen den Ölpreis. Die Nordsee-Sorte Brent rückte leicht vor auf 72,39 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die abnehmenden Zinserwartungen drückten dagegen den Euro. Die Gemeinschaftswährung verlor 0,4 Prozent auf 1,101 Dollar.
Blick auf weitere Einzelwerte:
Paramount und Walt Disney: Die Papiere sackten um 28 Prozent ab, nachdem der TV- und Filmkonzern im ersten Quartal schlechter abschnitt als vom Markt erwartet. Walt Disney verloren in ihrem Sog 3,8 Prozent. Beim Streamingdienst Paramount+ gewann der Konzern deutlich weniger Abonnenten als im Vorquartal hinzu.
Qualcomm: Die Quartalszahlen verfehlte die Erwartungen der Analysten. Die Aktien des Halbleiterkonzerns fielen um 5,5 Prozent.
Shopify: Die E-Commerce-Plattform meldete Quartalsergebnisse, die besser als erwartet ausfielen, und gab außerdem den Verkauf von Teilen seines Fulfillment-Geschäfts sowie seiner Logistikabteilung bekannt. Die Aktie legte 23,87 Prozent zu.
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Peloton: Die Aktie des Herstellers von Fitnessgeräten rutschte 13,48 Prozent ab. Das Unternehmen meldete einen unerwartet hohen Quartalsverlust.
Shake Shack: Die Aktie stieg um 16,5 Prozent. Das Unternehmen hatte einen geringer als erwartet ausgefallenen Quartalsverlust gemeldet. Auch der Umsatz und die Verkäufe in Restaurants übertrafen die Prognosen.
Tripadvisor: Der bereinigte Quartalsgewinn des Unternehmens blieb hinter den Prognosen der Analysten, obwohl der Betreiber der Online-Reise-Website bessere Einnahmen als erwartet verzeichnete. Die Aktie rutschte 8,6 Prozent ab.
SolarEdge: Das Papier kletterte um 6,6 Prozent nach oben. Der Hersteller von Solarprodukten veröffentlichte bessere Ergebnisse und Umsätze als erwartet. Die Probleme in der Lieferkette hätten sich allmählich verbessert, erläuterte das Unternehmen.
Arconic: Das Papier stieg um 28,25 Prozent nach oben. Der Hersteller von Industrieteilen hatte der Übernahme durch das Private-Equity-Unternehmen Apollo Global für 30 Dollar pro Aktie in bar zugestimmt.
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