Mit einer solchen Summe rechnet ein Mutter-Tochter-Duo bei „Bares für Rares“ ganz und gar nicht. Ihre mitgebrachten Teller sind 450-mal so viel wert, wie von ihnen angenommen.
Am Mittwochabend begrüßte Moderator Horst Lichter zur Weihnachtsausgabe von „Bares für Rares XXL“ auf Schloss Drachenburg in Nordrhein-Westfalen. Dort hieß er auch Annette Herwig und Daniela Stange, Mutter und Tochter aus dem schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg, willkommen. Die Erwartung der beiden wurde in der Show weit übertroffen.
Annette Herwig und Daniela Stange brachten in die ZDF-Show zwei bemalte Sammelteller aus Porzellan mit. Erbstücke von Herwigs Vater, die 50 Jahre lang im Schrank lagen. An einem ist auch schon ein Eckchen herausgebrochen. „Dann haben wir sie entdeckt. Und … ja, mal gucken, was das ist“, sagte Herwig im Gespräch mit Horst Lichter. Die beiden erklärten, dass sie gern „so 80 Euro“ für beide Teller bekommen würden. Doch da haben sie sich um Welten verschätzt, wie Kunstexpertin Bianca Berding ihnen offenbarte.
Sie erzählte, dass es sich bei den Tellern um Dessertteller mit einer Landschaftsdarstellung in der Vertiefung handelt, „die sehr fein gemalt ist“. Am Tellerrand finden sich aufgemalte Werkzeuge, Personen, Medaillons und Maschinen. Auf der Rückseite der Teller ist viel zu lesen. Nämlich, so die Expertin, „die genaue Bezeichnung dessen, was wir auf der Vorderseite schauseitig sehen können“. Dort ist auch zu erkennen, wer die Stücke hergestellt hat: Ein blauer Stempel weise auf die französische Staatsmanufaktur Sèvres hin.
Ein König aß von dem Geschirr
Außerdem konnte Berding einer Markierung entnehmen, „dass diese Teller sehr alt sind. Die sind nämlich ziemlich genau 200 Jahre alt. Die sind im Jahr 1824 entstanden bis in das Jahr 1832“, erklärte sie. Ein „keramisches Mastermind, ein absolutes Genie der europäischen Porzellanfertigung, und zwar Alexandre Brongniart“, habe sie geplant. „Ein Teller hat allein für die Malerei mindestens vier Monate gebraucht“, so Berding. Dazu kamen drei Brennphasen, sodass die Fertigung mindestens sechs Monate gedauert habe.
Insgesamt seien nur 96 solcher Teller hergestellt worden sowie einige Beistücke. Und damit nicht genug. Denn Berding erzählte, dass das Service für Ludwig XVIII. geplant gewesen sei, der starb jedoch wenige Wochen vor Fertigstellung. Also sollte es König Carl X. bekommen. „Der hat auch wirklich einmal von dem Service gegessen“, so die Expertin. Doch ihm und auch seinem Nachfolger sei das Set zu teuer gewesen – schon damals.
Mutter und Tochter mussten bis hierhin mehrfach tief durchatmen. Heute befindet sich unter anderem ein Teil des Services im Metropolitan Museum of Art in News York. Und dann folgte der Knaller. „Diese Teller sind extrem selten im Kunsthandel zu finden. Meine Preiseinschätzung geht für den unbeschädigten Teller auf 20.000 Euro und den beschädigten Teller auf 19.000. Dann bin ich summa summarum bei 39.000 Euro.“ Annette Herwig und Daniela Stange konnten es kaum glauben. Sogar Horst Lichter hatte Tränen in den Augen.
Auch die Händlerinnen und Händler zeigten sich schließlich beeindruckt von den Tellern. Sie starteten mit 10.000 Euro. Fabian Kahl haute irgendwann 30.000 Euro als Gebot raus. Mit Julian Schmitz-Avila bot er sich immer weiter hoch. Kahl kaufte die beiden Stücke schließlich für 36.000 Euro – und gab damit die zweitgrößte Summe in der Geschichte von „Bares für Rares“ aus.