Ex-Nationalspieler Markus Babbel findet klare Worte für die Einstellung der neuen Spielergeneration. Dem DFB-Team prognostiziert er eine schwere EM. Den Verband kritisiert er scharf.
Der frühere deutsche Nationalspieler und Europameister von 1996 Markus Babbel hat in einem Interview erklärt, warum er keinen Job mehr als Trainer haben möchte. „Es ist einfach mega anstrengend. Je schlechter die Spieler sind, desto öfter kommen sie zu dir und fragen dich, warum sie auf der Bank sitzen“, erklärte der langjährige Bundesligacoach „Eurosport“. Und weiter: „Dann musst du jedes Mal so einer Pfeife erklären, warum er nicht spielt. Das ging mir irgendwann auf den Keks. Früher waren wir froh, wenn wir nicht mit dem Trainer reden mussten.“
Babbel, der in der Bundesliga den VfB Stuttgart, Hertha BSC und die TSG Hoffenheim als Cheftrainer betreute, vermisse zudem Typen wie Uli Hoeneß, Udo Lattek, Christoph Daum, Rudi Assauer oder Rainer Calmund in Deutschlands höchster Spielklasse. „Aber die würden doch an der heutigen Spielergeneration verzweifeln“, so Babbel. „Die Spieler haben heute viel zu viel Macht. Diese übergroßen Egos würden daher kein Gehör mehr finden. Heute sind die Sportchefs ja ganz andere Typen, die sind seelenruhig und bedächtig.“
Babbel zählte als Beispiel Leverkusens Simon Rolfes, Dortmunds Sebastian Kehl, Hoffenheims Alexander Rosen und Frankfurts Markus Krösche auf. „Ich freue mich immer über coole Typen, die auch mal anecken“, sagte der 51-Jährige und nannte in diesem Zusammenhang HSV-Trainer Tim Walter als Gegenbeispiel.
Babbel über DFB-Gegner: „Mentalität schlägt Qualität“
Auch zur Europameisterschaft in Deutschland in diesem Jahr äußerte sich Babbel. Es falle ihm schwer, Euphorie zu entwickeln, gab er zu. „Ich glaube, dass wir schon mit Schottland, der Schweiz und Ungarn große Mühe haben werden, obwohl wir individuell besser besetzt sind“, erklärte der Ex-Bayern-Spieler. Die DFB-Elf trifft im Sommer in der Gruppenphase des Turniers auf diese drei Gegner.
Laut Babbel eint Schottland, die Schweiz und Ungarn eine besonders wichtige Qualität. „Diese Nationen bringen eine Bereitschaft und eine Hingabe mit, die unser Team momentan nicht hat. Wir schaffen es ja nicht mehr, konsequent gegen den Ball zu arbeiten und zu null zuspielen“, betonte er und schob nach: „Die Spieler müssen aber begreifen: Mentalität schlägt Qualität.“
WM in Saudi-Arabien? Babbel schämt sich
In zehn Jahren soll derweil aller Voraussicht nach die Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien stattfinden. Die noch nicht ganz offizielle, aber als sicher geltende Vergabe in den Wüstenstaat wird wie das Turnier in Katar 2022 aufgrund der Menschenrechtslage im Land scharf kritisiert. Der DFB hat sich dazu noch nicht geäußert, was Babbel nicht gefällt.
„Da würde ich mir mehr Rückgrat von Präsident Bernd Neuendorf wünschen. Die deutschen Funktionäre kritisieren viel, sie jammern rum, aber sie tun nie etwas gegen die Vergabepraktiken der Fifa“, monierte er. „Das war bei der WM in Katar so und jetzt ist es haargenau das Gleiche. Das ist peinlich. Das ärgert mich total. Ich schäme mich sogar dafür.“
Man brauche sich nicht wundern, wenn sich nichts zum Besseren wende. „Fifa-Präsident Gianni Infantino lacht sich doch kaputt. Irgendwann muss man unpopuläre Entscheidungen treffen. Sonst kann man nichts bewegen“, stellte Babbel klar.