Ein Unternehmenschef empfiehlt weniger betuchten Menschen, häufiger Müsli zu essen. Auf eine kritische Nachfrage zum Thema reagiert er ungerührt.
Preissteigerungen machen auch den Menschen in den USA zu schaffen. Laut Statistik müssen Amerikaner für Lebensmittel derzeit so viel ausgeben, wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das berichtete jüngst das „Wall Street Journal“. Gefragt nach den hohen Lebenshaltungskosten wurde auch der CEO, also der Vorstandsvorsitzende des Frühstücksflocken-Konzerns Kellogg’s, Gary Pilnick. Seine Antwort fiel erstaunlich aus.
Im Interview mit dem TV-Sender „CNBC“ sagte Pilnick vor einigen Tagen, er empfehle den Verbrauchern, einfach eine Schale Müsli zum Abendessen zu sich zu nehmen, anstatt eines aufwändigen Abendbrots. „Der Preis für eine Schale Frühstücksflocken mit Milch und Obst liegt unter einem Dollar“, sagte Pilnick, „sie können sich sicher vorstellen, dass dies für den Konsumenten eine gute Alternative ist“.
Ob die Empfehlung, Müsli zum Abendessen zu essen, bei ärmeren Menschen eventuell „nicht ganz so gut ankommen könnte“, wollte Moderator Carl Quintanilla wissen. Doch Pilnick, der als Chef des Unternehmens ein jährliches Gehalt von rund 4,5 Millionen US-Dollar bezieht, wollte in seiner Aussage keine Brisanz erkennen. „Überhaupt nicht“, erwiderte er, „die kommt sogar sehr gut an“.
„Dieser Idiot verdient vier Millionen Dollar im Jahr“
Während er das sprach, war auf der rechten Seite der Mattscheibe die Aktienkurve seines Unternehmens für die Monate Januar und Februar 2024 zu sehen. Die Kurve zeigte steil nach oben. Fast 15 Prozent konnte das Wertpapier der Kellogg’s Company zuletzt zulegen. Pilnick legte sogar noch nach: „Müsli zum Abendessen ist ein regelrechter Trend, und wir glauben, dass sich dieser Trend noch verstärken wird, da der Verbraucher unter starkem Preisdruck steht.“
Der Kelloggs-CEO empfiehlt seine Produkte also nicht, weil sie besser schmecken oder gesünder sind, sondern weil sie billiger sind als andere. Er gibt zu, dass manche Verbraucher, nämlich jene, die nicht genug verdienen, sich gar nichts anderes leisten können. Das ruft in den Tagen danach Entrüstung in den sozialen Medien hervor. „Dieser Idiot verdient vier Millionen Dollar im Jahr“, schreibt ein TikTok-Nutzer. „Glaubst du, er füttert seine Kinder mit Müsli zum Abendessen?“
Andere werfen angesichts des hohen Zuckergehalts der meisten Kelloggs-Produkte die Frage auf, ob es überhaupt gesund sei, Müsli als Hauptmahlzeit zu essen. Tatsächlich wirbt das Unternehmen bereits seit 2022 mit der „Cereal for dinner“-Kampagne, also mit dem Slogan „Müsli zum Abendessen“. In dem Jahr betrug die durchschnittliche Preissteigerung in den USA 8,5 Prozent. So viel, wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Eine Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass die Müsli-Produkte der Marktgiganten Nestlé und Kellog’s zum überwiegenden Teil „schockierend“ hohe Zuckergehalte aufwiesen. Demnach enthielt mehr als die Hälfte der Produkte pro Portion mindestens 55 Prozent der von der Weltgesundheitsorganisation WHO für Kinder empfohlenen Tagesmenge an Zucker und Salz. Die fünf ungesündesten Produkte weltweit kamen dabei allesamt vom Hersteller Kellog’s.