Dass Morbus Sudeck in Stadien verläuft, ist nicht erwiesen. Klar ist: Das Syndrom kann dauerhafte Schäden hinterlassen. Wie sieht das „Endstadium“ aus?
Oft beginnt es nach einem Unfall oder einer Operation: Eigentlich sollten die Beschwerden im verheilenden Arm oder Bein längst nachlassen, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Betroffenen verspüren starke Schmerzen und andere Symptome, die sich durch die ursprüngliche Verletzung nicht mehr erklären lassen.
Morbus Sudeck hieß dieses Krankheitsbild früher, benannt nach dem deutschen Chirurg Paul Sudeck, der es im Jahr 1900 beschrieben hat. Heute sprechen Fachleute vom komplexen regionalen Schmerzsyndrom, kurz CRPS. Dabei handelt es sich um eine chronische Schmerzerkrankung, die sich nach einer Verletzung in den Armen oder Beinen entwickeln kann und deren Ursache noch nicht abschließend geklärt ist.
Behandeln lässt sie sich dennoch, und das ist wichtig. Denn wenn die Erkrankung einen ungünstigen Verlauf nimmt, kann sie bleibende Schäden verursachen. Eine frühzeitige Therapie kann dazu beitragen, das zu verhindern.
Welche Stadien durchläuft Morbus Sudeck?
Früher teilten Fachleute den Verlauf des Schmerzsyndroms in drei Stadien ein, jeweils erkennbar anhand bestimmter Symptome. Allerdings hat sich diese Einteilung nicht bewährt. Denn obgleich gewisse Symptome bei allen Menschen mit Morbus Sudeck – beziehungsweise CRPS – auftreten, verläuft die Erkrankung keineswegs bei jedem von ihnen gleich. Vielmehr hat sich gezeigt, dass sich die Erkrankung sehr unterschiedlich entwickeln kann.
Zu Beginn macht sich Morbus Sudeck immer durch Schmerzen bemerkbar, die sich durch die ursprüngliche Verletzung nicht mehr erklären lassen. Sie verschlimmern sich bei Belastung und oft auch bei Druck, Wärme oder Kälte.
In vielen Fällen kommen noch weitere Beschwerden hinzu. Unter anderem kann der betroffene Körperteil – meist ein Arm, eine Hand, ein Bein oder Fuß – geschwollen, gerötet, überwärmt, überempfindlich und in seiner Kraft und Beweglichkeit eingeschränkt sein. Bei manchen Erkrankten ist hingegen eine blass-bläuliche Verfärbung zu beobachten und der verletzte Körperteil fühlt sich kalt an.
Anders als die direkten Verletzungsbeschwerden tritt Morbus Sudeck erst im Verlauf der Heilung auf, häufig innerhalb von zwei oder drei Monaten. Die Symptome sind stärker, als es der Genesungsverlauf erwarten lässt, und halten länger an. Zudem sind sie nicht nur im ursprünglich betroffenen Bereich zu spüren, sondern erstrecken sich auf angrenzende Gebiete.
Morbus Sudeck – was ist im Endstadium zu erwarten?
Da Morbus Sudeck nicht immer die gleichen Stadien durchläuft, ist es kaum möglich, ein Endstadium zu beschreiben. Das Syndrom kann sich sehr unterschiedlich entwickeln. Klar ist aber, dass Morbus Sudeck dauerhafte Folgen haben kann – insbesondere ohne rechtzeitige Behandlung.
Denn je länger die Betroffenen den schmerzenden Körperteil nicht bewegen, umso höher ist das Risiko, dass sich die Sehnen verkürzen, die Muskeln zurückbilden und das Gelenk versteift. Unter Umständen kommt es zu einem Gewebeschwund und zu einer Verdünnung der Haut. Mitunter verändert sich auch das Wachstum der Nägel und Haare.
Hinzu kommen die psychischen Auswirkungen, die Morbus Sudeck – wie viele chronische Erkrankungen – haben kann. Beispielsweise leiden manche Erkrankte an Ängsten und Schlafstörungen.
All das lässt sich durch eine frühzeitige Therapie im besten Fall verhindern. Grundsätzlich stehen dazu verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Welche davon wie gut wirken, ist noch nicht ausreichend erforscht. Fachleute gehen derzeit davon aus, dass eine Kombination verschiedener Mittel notwendig ist, um eine Besserung herbeizuführen.
Zum einen sieht die Behandlung bestimmte Arzneien vor, etwa Schmerzmedikamente. Zum anderen umfasst die Therapie nichtmedikamentöse Maßnahmen wie eine Physiotherapie, eine Ergotherapie und/oder eine Psychotherapie.
Meist ist die Behandlung langwierig und erfordert viel Geduld. In vielen Fällen zieht sich die Genesung über Monate oder sogar Jahre.