Die Wassertemperaturen im Mittelmeer erreichen in diesem Jahr Rekordhöhen. Meteorologen warnen vor potenziell verheerenden Wetterfolgen in Europa.
Das Mittelmeer ist derzeit so warm wie nie zuvor zu dieser Jahreszeit. Nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA liegt die durchschnittliche Wassertemperatur aktuell bei 26 Grad Celsius. Der langfristige Vergleichswert – berechnet über den Zeitraum 1982 bis 2025 – beträgt 23 Grad.
Damit liegt die aktuelle Temperatur drei Grad über dem saisonalen Durchschnitt. Besonders betroffen von der marinen Hitzewelle sind das Ligurische Meer, das Tyrrhenische Meer sowie die Region rund um die Balearen. Dort werden derzeit Wassertemperaturen zwischen 27 und 29 Grad gemessen, in einigen Bereichen sogar sechs Grad über der Norm.
Der Meteorologe Marko Korošec spricht auf dem Portal „Severe Weather Europe“ von einer „historischen marinen Hitzewelle“. Neue Daten des spanischen Zentrums für Umweltstudien im Mittelmeerraum (CEAM) bestätigen diese Einschätzung: Bereits ab Mitte Juni wurden in vielen Regionen des Mittelmeers Temperaturen von mehr als 25 Grad erreicht. Das sind Werte, die in früheren Jahren oft erst Wochen später üblich waren.
Der Juni 2025 war in Westeuropa der wärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Monatsdurchschnittstemperatur lag bei 20,49 Grad. Das sind 2,81 Grad über dem Referenzwert (1991–2020). Damit wurde der bisherige Junirekord von 2003 um 0,06 Grad übertroffen.
Neben hohen Lufttemperaturen erlebte Europa im Juni auch überdurchschnittlich viele Tage mit gefühlter Hitze. In Süd- und Westeuropa, besonders in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und auf dem Balkan, wurden gefühlte Temperaturen über 38 Grad registriert, was dem Bereich „sehr starke Hitzebelastung“ entspricht. Nordöstlich von Lissabon erreichte die gefühlte Maximaltemperatur sogar 48 Grad – das bedeutet „extreme Hitzebelastung“.
In Südeuropa gab es überdurchschnittlich viele Tropennächte. Das sind Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fallen. In Teilen Spaniens wurden bis zu 24 Tropennächte gezählt. Das sind 18 mehr als üblich. An Mittelmeerküsten lagen die Werte meist bei 10 bis 15 Tropennächten, obwohl in einem durchschnittlichen Juni oft keine erwartet werden.
In der Folge stiegen auch die Temperaturen des westlichen Mittelmeers: In der Bucht von Lyon und im Ligurischen Meer wurden Meerestemperaturen über 28 Grad gemessen. Das sind mehr als 5 Grad über dem Durchschnitt.
Die durchschnittliche Meerestemperatur im westlichen Mittelmeer stieg ab Anfang Juni rapide an und erreichte am 30. Juni mit 27 Grad den höchsten jemals im Juni gemessenen Wert in dieser Region. Die entsprechende Anomalie lag bei +3,7 Grad, was dem höchsten Tageswert seit 1979 entspricht.
Diese außergewöhnlich warmen Meeresoberflächen verringerten die nächtliche Abkühlung entlang der Küsten und erhöhten die Luftfeuchtigkeit, was die Hitzebelastung weiter verschärfte.
Laut CEAM übersteigen die Wassertemperaturen sogar die Rekorde der vergangenen Jahre. In der Woche vom 17. bis 24. Juni 2025 stiegen die Temperaturen mancherorts um bis zu drei Grad innerhalb weniger Tage.
Die US-Plattform Climate Reanalyzer bestätigt den extremen Wärmezustand: Zwar liegen die globalen Meerestemperaturen aktuell etwas unter denen von 2024, dennoch hebt sich das Mittelmeer deutlich ab. Der Weltklimarat bezeichnete die Region bereits als einen „Hotspot“ des Klimawandels. Die starke Erwärmung führe zu einem tiefgreifenden Wandel in den maritimen Ökosystemen, so der Bericht. Ein Rückgang der Artenvielfalt, die Ausbreitung invasiver Arten und Schäden an sensiblen Lebensräumen seien bereits messbar.