Dank neuerer Therapien ist Brustkrebs immer besser behandelbar und die Sterblichkeitsrate ist gesunken. Doch der Krebs hinterlässt bei Frauen Spuren.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 70.000 Frauen neu an einem Mammakarzinom. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Viele haben nach der Therapie mit gesundheitlichen Langzeit- oder Spätfolgen zu kämpfen, auch wenn sie zunächst als „geheilt“ gelten.
Die Diagnose Brustkrebs ist für viele Frauen ein Schock und mit vielen Ängsten verbunden. Die Behandlung des Tumors in der Brust durch eine Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie oder neuere, zielgerichtete Therapien sind eine Belastung – physisch wie psychisch. Auch nach der Akutbehandlung begleiten oft Sorgen das Leben.
Nicht immer ist Krebs heilbar. Weitere Behandlungen folgen. Und selbst nach einer erfolgreichen Erstbehandlung des Tumors stellen sich betroffene Frauen besorgt die Frage: „Kommt der Krebs zurück?“ Die regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen sind nicht selten psychisch eine große Belastung und von vielen Ängsten begleitet. Veränderungen im optischen Erscheinungsbild werden ebenfalls vielfach als sehr belastend empfunden.
Vielen Frauen fällt es nach einer Mastektomie schwer, mit dem veränderten Aussehen zurechtzukommen und die Entfernung der Brust anzunehmen.
Die psychische Belastung einer Brustkrebserkrankung ist für die betroffenen Frauen oftmals enorm. „In Untersuchungen gibt etwa die Hälfte der Brustkrebspatientinnen an, sich psychisch stark belastet zu fühlen“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickle eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung, etwa eine Depression oder eine Angststörung.
Unterstützend zur Krebstherapie bieten daher Krebskliniken und zertifizierte Brustkrebszentren psychoonkologische Begleitung an. Kurzfristig ist auch die ambulante Betreuung durch eine Krebsberatungsstelle möglich. Auch im Rahmen anschließender Rehabilitationen sind Maßnahmen zur Verbesserung des seelischen Zustands berücksichtigt.
Ebenso können psychoonkologisch qualifizierte Therapeutinnen oder Therapeuten während oder im Anschluss an die Behandlung Frauen in ihrer Praxis betreuen, wenn diese eine längerfristige Unterstützung benötigen.
Auch der Austausch mit anderen Brustkrebspatientinnen während und im Anschluss an die Krebstherapie gibt vielen Betroffenen Halt. „Es hilft vielen Patientinnen, sich mit Frauen über Erfahrungen und Ängste auszutauschen, welche die gleiche Lebenssituation erfahren haben“, weiß Weg-Remers.
Eine Krebserkrankung wirkt sich oftmals auch einschneidend auf eine Partnerschaft beziehungsweise auf die Familie aus. Nicht nur die Diagnose, die Behandlung und die damit einhergehenden Herausforderungen zehren an den Kräften. Während und nach der Therapie erleben die Beteiligten nicht selten eine zunehmende Distanz. So verändert sich oft die Sexualität. Viele Frauen ziehen sich aufgrund ihrer körperlichen Veränderungen zurück, was nahestehende Personen hilflos macht.
Die Lust auf sexuellen Kontakt nimmt häufig ab. Einen großen Einschnitt stellen Krebstherapien dar, welche die Fruchtbarkeit der Frau zeitweise oder dauerhaft beeinträchtigen und einen Familienwunsch zerstören können. Auch kann es passieren, dass Frauen nach der Behandlung keine Kinder mehr stillen können, etwa wenn die Brustdrüsen vom Krebs befallen waren.
„Niemand sollte sich scheuen, in dieser belastenden Zeit Hilfe anzunehmen. Psychologische Begleitung ist bei einer Krebserkrankung in jedem Fall empfehlenswert, wenn sich Frauen belastet fühlen“, sagt Weg-Remers. „Was Angehörige oft nicht wissen: Auch sie können psychoonkologische Betreuung erhalten, da auch sie durch die Erkrankung oft emotional unter Druck stehen.“
Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.
Abhängig von den eingesetzten Therapien können die Behandlungen und Medikamente dem Körper auf vielfältige Weise zusetzen: Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Schmerzen sowie starke Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue) sind nur einige Beispiele. Die Fatigue gehört zu den häufigsten Beschwerden, die Frauen belasten – während und auch im Anschluss an die Behandlung.
Gegen die Müdigkeit helfen unter anderem spezielle Bewegungstherapien – angepasst an die jeweilige gesundheitliche Situation. Stress und Ängste lassen sich mit körperlicher Aktivität ebenfalls oft lindern. Rehakliniken, aber auch viele Sportvereine und Fitnessstudios bieten spezielle Gruppentrainings für Krebspatientinnen an. Ebenso können Krankenkassen oftmals Kursangebote speziell für Krebsbetroffene nennen und übernehmen häufig einen Teil oder die gesamten Kosten.