Die dicht besiedelten Lager im Norden und Zentrum des Gazastreifens wurden seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas wiederholt von der israelischen Armee angegriffen.
Bei einem Angriff der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Jabalia im Norden des Gazastreifens wurden in der Nacht insgesamt acht Menschen getötet, darunter eine Person, die in der Schlange zum Brotkauf in der Nähe des Eingangs einer Schule des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) stand, wie Medienberichten zufolge berichteten.
Das Lager, das nach einem Angriff israelischer Streitkräfte im Dezember, bei dem 90 Palästinenser starben, in Trümmern lag, liegt im nördlichen Gazastreifen und war seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Oktober letzten Jahres mehreren Angriffen ausgesetzt.
Die staatliche palästinensische Nachrichtenagentur berichtete unter Berufung auf lokale Quellen, die israelischen Streitkräfte hätten zudem einen Angriff auf eine Gruppe Zivilisten nordwestlich des Flüchtlingslagers Nuseirat im Zentrum von Gaza gestartet und dabei zwei Menschen getötet, darunter ein Kind.
Darüber hinaus wurden Berichten zufolge die Leichen von fünf Palästinensern, die bei einem Angriff auf ein Haus östlich von Gaza-Stadt getötet worden waren, in die Sheikh-Radwan-Klinik im nördlichen Teil der Stadt gebracht.
Unterdessen gab die IDF auf X bekannt, dass sie bei einem Angriff auf den Komplex des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza-Stadt acht Hamas-Mitglieder getötet habe, darunter auch den Kommandanten Ahmed Fozi Nazer Muhammad Wadia.
Großangelegte Polio-Impfungen beginnen im gesamten Gazastreifen
Die Angriffe erfolgten, nachdem die palästinensischen Gesundheitsbehörden und UN-Organisationen eine groß angelegte Impfkampagne gegen Polio im Gazastreifen begonnen hatten, in der Hoffnung, einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern.
Aus Gaza wurde der erste Poliofall seit 25 Jahren gemeldet. Es handelte sich um einen 10 Monate alten Jungen, der später auf einem Bein gelähmt blieb. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte daraufhin, dass es noch viel mehr Fälle geben könnte, bei denen noch keine Symptome auftreten.
Die Behörden planen, bis Mittwoch Kinder im Zentrum des Gazastreifens zu impfen, bevor sie in die stärker verwüsteten nördlichen und südlichen Teile des Streifens weiterziehen. Ziel ist es, etwa 640.000 Kinder zu erreichen.
Die WHO teilte mit, dass Israel zur Erleichterung der Kampagne begrenzten Kampfpausen zugestimmt habe. Einem von Israel veröffentlichten Zeitplan zufolge soll die Pause am Sonntagnachmittag enden.
Israel hat mitgeteilt, dass das Impfprogramm bis zum 9. September fortgesetzt wird und täglich acht Stunden dauert.
Die Impfkampagne steht vor Herausforderungen, angefangen von anhaltenden Kämpfen bis hin zu zerstörten Straßen und durch den Krieg geschlossenen Krankenhäusern. Rund 90 Prozent der 2,3 Millionen Einwohner Gazas wurden innerhalb des belagerten Gebiets vertrieben.
Die Impfungen werden an rund 160 Standorten im gesamten Gebiet durchgeführt, darunter in medizinischen Zentren und Schulen. Kinder unter 10 Jahren erhalten in zwei Runden zwei Tropfen des oralen Polio-Impfstoffs, wobei die zweite vier Wochen nach der ersten verabreicht wird.
Israel erlaubte im vergangenen Monat die Einfuhr von rund 1,3 Millionen Dosen in das Gebiet, die nun in einem Lagerhaus in Deir al-Balah gekühlt gelagert werden. Eine weitere Lieferung von 400.000 Dosen soll bald nach Gaza geliefert werden.
Die USA, Ägypten und Katar versuchen seit Monaten, einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln, der ein Ende der Kämpfe und die Freilassung der verbleibenden von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln einschließt.
Allerdings sind die Gespräche aufgrund mehrerer Knackpunkte ins Stocken geraten.
