Hack, Zwiebeln, Petersilie: Für Mettbrötchen-Liebhaber ist das die Perfektion. Einige wollen die Leckerei mit einem Festival feiern – doch Vorsicht ist geboten.
Ob in fleischhaltiger Form oder gemacht aus vegetarischen oder veganen Alternativen: An einem Mettbrötchen ist in der bundesdeutschen Küche kein Vorbeikommen. Manche sagen sogar, es sei für Deutschland das, was für Japan das Sushi ist. Manch andere feiern das Brötchen mit dem Belag aus rohem Gehacktem so sehr, dass sie sich ein eigenes Open-Air-Festival wünschen.
Und tatsächlich macht genau so ein Mettbrötchen-Festival, das in Hamburg stattfinden soll, im Internet die Runde. Mehr als 10.000 Nutzerinnen und Nutzer haben schon auf die Facebook-Veranstaltung reagiert. Am 25. August um 12 Uhr soll es so weit sein. Wo genau? Sagen die Betreiber nicht. Soll im Zweifel halt ganz Hamburg zur Mett-Hauptstadt werden.
Mettbrötchen-Festival macht seit Jahren die Runde im Internet
„Keinen Plan, was mit euch so ist, aber wir sind verrückt nach leckeren Mettbrötchen. Leckere Mettbrötchen, schön mit Zwiebeln, Salz und Pfeffer, wer hat Bock und kommt vorbei. Lasst uns zusammen das 1. Mettbrötchen Open-Air-Festival zelebrieren und uns den Bauch vollschlagen“, schreiben die Veranstalter, die die Seite „Mettbrötchen Entertainment“ betreiben, in der Beschreibung.
Nur: In Hamburg kennt niemand ein Mettbrötchen-Festival. Aus den Worten der angeblichen Veranstalter lässt sich erahnen, dass es eine große Veranstaltung sein müsste. Eine, die bei einem Bezirksamt angemeldet werden müsste. Auf Nachfrage von t-online kommt aus allen sieben Hamburger Bezirken die gleiche Antwort: Ein Mettbrötchen Open-Air-Festival ist nicht bekannt, eine Anmeldung für 2024 liegt nicht vor. Auch in der Vergangenheit hat es so ein Event an Alster, Elbe oder Bille demnach noch nicht gegeben.
Freundinnen und Freunde des „deutschen Sushi“ ahnen es vielleicht schon längst – es handelt sich bei dem Mett-Fest höchstwahrscheinlich um einen Fake. Die angeblichen Betreiber geben als Kontaktmöglichkeit nur eine E-Mail-Adresse an, reagieren auf eine Anfrage von t-online jedoch nicht. So bleibt nur ein Blick zurück in die Vergangenheit mithilfe von Facebook.
Hamburger Mettbrötchen-Festival ist ein Fake
Der erste Eintrag liegt weit zurück: Am 4. April 2018 meldet sich „Mettbrötchen Entertainment“ mit einem Rezept für ebenjene titelgebende Leckerei. Es folgen zahlreiche Scherzbilder und Memes, die alle irgendetwas mit dem Thema Mett zu tun haben: Mal ist es ein Glas „Mettella“, mal ein Lippenpflegestift „Lametto“. Zwischendurch werden lokale Partner für die Festivals gesucht. „Wir sind natürlich immer am Start, um zu beraten und stehen euch mit unseren fast 20 Jahren Eventmanagement-Erfahrung zur Seite, um das Event erfolgreich durchzuführen“, schreibt „Mettbrötchen Entertainment“. Sie hätten schon mehr als 100.000 Gäste auf ihre Veranstaltungen gebracht. Es folgen zahlreiche weitere Mett-Scherze.
Ums Festival geht es dabei nie, erst wieder am 25. August 2018 – mit einer Absage. Man habe gemerkt, „dass sich dies selbst einige erfahrene Leute aus der Event- und Gastrobranche leichter vorgestellt haben, als es tatsächlich ist.“ Aber: „Wir haben jetzt Zeit, uns für 2019 zu wappnen.“ Ein Jahr später heißt es an Ort und Stelle nach längerer Funkstille: „Wir müssen dieses Jahr passen“. Es hätten sich einfach keine passenden Standorte und Partner gefunden.
Aber 2020, da soll endlich … – von wegen: Zu Beginn der Corona-Pandemie war von Mettbrötchen keine Rede mehr. Stattdessen wurde das „Mettbrötchen Open-Air-Festival“ zur Werbeplattform für einen „Safetoucher“ umfunktioniert, ein Gerät, das vor Krankheitserregern und schmutzigen Oberflächen schützen sollte. 2021 ist wieder Funkstille, 2022 heißt es dann: 2020 hätten einige Mett-Festivals stattgefunden. Wo genau? Wird nicht genannt. Belegen lässt sich das nicht. Und natürlich: Die Events werden verschoben, weil wieder einmal keine passenden Partner gefunden wurden. Außerdem war das Wetter zu schlecht. Dasselbe Spiel spielen die mutmaßlichen Fake-Veranstalter übrigens seit einigen Jahren auch mit einem Cevapcici-Festival.
Experten klären über Fake-Festivals auf Facebook auf
Das Portal „Mimikama“, das seit vielen Jahren über Risiken Im Internet und besonders in sozialen Netzwerken aufklärt, hat sich einem ganz ähnlichen Phänomen schon 2017 gewidmet. Damals ging es um ein „Burger Festival“. Diese Veranstaltungen gibt es noch immer auf Facebook – mittlerweile vorgeplant bis ins Jahr 2027. Hinter dieser Masche verbirgt sich einzig und allein: Marketing.
Die Veranstaltungen finden in Großstädten statt und werden durch (un)regelmäßige Beiträge am Leben gehalten. Dadurch verbreiten sie sich, ziehen mehr Likes, Kommentare oder Fans an. Damit wird der Wert der Seite gesteigert, die sich gut an einen neuen Betreiber aus der Branche verkaufen lässt, mutmaßt „Mimikama“. Den kleinen Mett-Spaß zwischendurch zahlen Nutzer also mit ihren Daten, wie so oft im Internet.