Lewis Hamilton geht vor dem Wechsel zu Ferrari in seine letzte Saison als Mercedes-Fahrer. Das bietet eine Menge Sprengstoff für den deutschen Rennstall.
„Ich verschreibe mich zu 100 Prozent der Aufgabe, die ich zu erledigen habe, und bin entschlossen, meine Partnerschaft mit dem Team mit einem Höhepunkt zu beenden“: Es ist ein Treuebekenntnis trotz Abschied, das Lewis Hamilton kurz nach der Verkündung seines Wechsels von Mercedes zu Ferrari zur Saison 2025 abgab. Einige Tage, nachdem der Wechsel wie eine Bombe in die Vorbereitung auf die kommende Formel-1-Saison geplatzt war, lieferte Hamilton über Instagram eine lange Begründung für seine Entscheidung.
Nach elf Jahren und sechs WM-Titeln beendet der 38-Jährige das Kapitel Mercedes. Er brauche eine neue Herausforderung und wolle sich den Traum, einmal für Ferrari zu fahren, erfüllen, schrieb er darin. Der Brite betonte aber auch, dass er sich zunächst voll auf die kommende letzte Saison mit Mercedes fokussieren und dem Team helfen wolle, nach zwei schwierigen Jahren zurück auf die Siegerstraße zu finden.
Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn Mercedes muss sich nach der Verkündung von Hamiltons Abgang gleich mit zwei Baustellen herumschlagen. Im Team könnte es krachen.
Denn der Hamilton-Abschied kommt mitten in einer sportlich nicht einfachen Phase für die „Silberpfeile“. Nach Jahren der Dominanz und dem knappen Verlust der Fahrer-WM 2021 verpokerte sich der Rennstall beim Bau des Autos für 2022. Das gewagte und radikal andere Konzept ging nicht auf. Konkurrent Red Bull, mit dem man sich im Vorjahr noch ein enges Rennen um den Titel geliefert hatte, zog auf und davon.
Trotz aller Probleme und nur einem Sieg 2022 hielt man 2023 zunächst an dem Konzept fest, musste sich aber schließlich sein Scheitern eingestehen und das Auto radikal umbauen. Eine sieglose Saison, die erste seit 2011, war die Folge.
Der Hamilton-Abgang ist ein Gesichtsverlust
Mitten in den sportlichen Wiederaufbau platzt nun der Hamilton-Abgang – und damit ein enormer Verlust. Der Rekordweltmeister war über mehr als ein Jahrzehnt das Aushängeschild des deutschen Autobauers. Zusammen schrieb man eines der dominantesten Kapitel der Formel-1-Geschichte. Hamilton selbst betonte stets, auch über sein Karriereende hinaus für die Marke Mercedes tätig sein zu wollen. Das alles ist plötzlich Geschichte.
Offensichtlich rechnet sich Hamilton mittlerweile ausgerechnet beim Konkurrenten Ferrari größere Chancen auf den angestrebten achten WM-Titel aus, mit dem er Michael Schumacher endgültig übertrumpfen und zum alleinigen Rekordweltmeister werden würde.
Ersatz ist schwer zu finden
Es ist ein Imageschaden, der in den Köpfen der Mercedes-Bosse um Teamchef Toto Wolff auch bei den Überlegungen zu Hamiltons Nachfolger eine Rolle spielen dürfte. Das Problem, das Mercedes dabei zu lösen hat: Zwar werden quantitativ ausreichend Fahrer auf dem Markt sein, die heiß auf den Platz im „Silberpfeil“ sind. Immerhin läuft der Vertrag von bis zu 12 der 20 Fahrer im Feld nach der Saison aus. Doch absolute Topfahrer wie Max Verstappen, Charles Leclerc oder Lando Norris zählen nicht dazu.
Hinter den anderen momentan gehandelten Piloten stehen allesamt Fragezeichen: Williams-Pilot Alexander Albon? Zeigte zwar in den vergangenen zwei Jahren gute Leistungen in einem unterlegenen Boliden, war zuvor mit Red Bull aber schon mal für ein Topteam tätig – und dort gescheitert. Mick Schumacher? Trägt zwar einen klangvollen Namen, doch ob er für ein Topteam gemacht ist, daran bestehen nach zwei sehr durchwachsenen Saisons bei Hinterbänkler Haas durchaus Zweifel.
Alonso als gefährliche Option
Der prestigeträchtigste Fahrer auf dem Markt ist sicherlich Fernando Alonso. Dessen genaue Vertragszeit bei Aston Martin ist zwar nicht bekannt, jedoch wird davon ausgegangen, dass das Arbeitspapier am Ende der Saison ausläuft. Der Spanier ist seines Zeichens zweifacher Weltmeister und könnte den Imageverlust des Hamilton-Abgangs noch am ehesten auffangen. Doch Alonso wird zu Beginn der Saison 2025 schon 43 Jahre alt sein, wäre also maximal eine Übergangslösung.