Sie lehnt das Gendern ab, kritisiert die „Cancel Culture“ und ihre linken Kommilitonen: Die 25-jährige Studentin Franca Bauernfeind rechnet in ihrem Buch mit der Debattenkultur in Deutschland ab.
Es gibt wohl nur wenige Themen, die die Gemüter in Deutschland so erhitzen, wie es das Gendern oder eine vermeintlich aufgezwungene „politische Korrektheit“ tun.
Eine, die mit ihren Positionen in ihrer Altersgruppe womöglich auf weiter Flur alleine steht, ist die 25-jährige Franca Bauernfeind. Wegen ihrer liberal-konservativen Einstellungen wurde die ehemalige Bundesvorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) bereits als „Nazi-Schlampe“ beschimpft, ihre Wahlplakate beschmiert.
In ihrem kürzlich erschienen Buch „Black Box Uni“ teilt sie jetzt gegen ihre Kommilitonen aus und erklärt, wie aus den Hochschulen ein „Biotop linker Ideologien“ wurde. Ein Gespräch über die vermeintlichen Gefahren, die hiervon ausgehen – und welche Mitschuld der öffentlich-rechtliche Rundfunk angeblich trägt.
t-online: Frau Bauernfeind, blicken wir auf die Situation an den Universitäten in den USA. Dort findet teilweise nur noch Online-Unterricht statt, weil jüdische Studierende aufgrund von linksextremen Protesten nicht mehr auf den Campus gelassen werden. Haben wir diese Verhältnisse bald hier in Deutschland?
Franca Bauernfeind: Das kann gut sein, ja. Noch haben wir sie nicht. Aber ganz wichtig ist mir zu sagen: Wehret den Anfängen! Meine Wahrnehmung ist, dass sich die Situation in Deutschland seit dem 7. Oktober zugespitzt hat. Die Anfänge finden wir jedoch bereits seit Jahren auf deutschen Campus.
Mindestens zehn Jahre. In den acht Jahren meines Studiums haben linke Studenten den Unsinn von sogenannten postkolonialen Theorien erzählt.
Sie spielen auf den Vorwurf an, Israel sei angeblich eine Kolonialmacht.
Korrekt. Anhänger dieser Erzählungen meinen, dass Israel der verlängerte Arm der USA und den westlichen Mächten im Nahen Osten sei, die die dort lebenden Araber vermeintlich unterdrücken. Was geschichtlich gesehen einfach falsch ist. Für mich zählen solche postkolonialen Theorien daher zu den Pseudowissenschaften. Dass man dann nicht mehr differenziert diskutieren kann, ist fast schon logisch. Doch mehr noch.
Jeder, der sagt, das ist keine echte Theorie, der läuft Gefahr ausgegrenzt zu werden oder Schlimmeres. Es ist schlicht anti-israelischer Antisemitismus – denn dahinter steckt die antisemitische Erzählung einer jüdischen Weltverschwörung. Der Hass, der einem von linken Studenten schon länger entgegenschlägt, kommt im vergangenen halben Jahr in die Öffentlichkeit.
Etwa, als ein jüdischer Student der FU verprügelt wurde?
Ja. Auch die Besetzungsaktionen an der Humboldt-Universität waren riesig. Menschen, die dort nicht mitmachen wollen, laufen Gefahr, dass ihnen verbale oder physische Gewalt angedroht wird. Das sind Zustände, die ich so auch nicht erwartet hätte.
Franca Bauernfeind, Jahrgang 1998, ist eine deutsche Buchautorin und politische Aktivistin. Von 2021 bis 2022 war sie Bundesvorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und qua Amt Mitglied des Bundesvorstands der CDU. Seit 2016 studiert sie Staatswissenschaften in Erfurt. Im März 2024 erschien ihr zweites Buch „Black Box Uni: Biotop linker Ideologien“.
Sie schreiben in Ihrem Buch, der Linksextremismus sei eine reale Gefahr. Würden Sie sogar die Gefahr noch größer sehen als die von rechts?
Im Campus-Umfeld, dort, wo ich mich bewege, auf jeden Fall. Dort gibt es keinen wahrnehmbaren Rechtsextremismus. Derweil bewegen sich viele Studenten im linksradikalen Milieu. Das ist also dort die weitaus schlimmere Gefahr. Daher ist es mir wichtig, zu sagen: Schaut auf diese linksliberale Wohlfühlblase!
Können Sie das ausführen?
Ich sage immer, Studenten sind die Führungskräfte von morgen, die Journalisten, Lehrer oder Politiker.

Sie prägen also in Zukunft die Debatten.
Genau. Die Debattenunkultur der Universitäten wird zunehmend in die breite Öffentlichkeit getragen. Wenn ich die Nachrichtenseite der „Tagesschau“ öffne, kann ich das ablesen. Ich merke es, wenn meine Schwester mir erzählt, dass sie eine „moralisch gute“ Gender-Sprache von ihrem Lehrer beigebracht bekommt. Oder ich sehe, wie gewisse grüne Abgeordnete Probleme damit lösen wollen, indem sie moralisch argumentieren. Dort sehe ich 100 Prozent die Handschrift des Campus. Und das durchdringt mittlerweile die Gesellschaft.
Keineswegs. Die Frage ist doch: Inwiefern wird eine Gesellschaft von dieser Debattenunkultur, die auf dem Campus entsteht, beeinflusst? Die Antwort ist einfach: Studenten kommen eher in Schlüsselpositionen als Leute, die nicht studiert haben und daher nicht in dieser Blase sozialisiert wurden, in den wichtigen jungen Jahren zwischen 18 und 25. Diejenigen, die das Land voranbringen, wachsen mit diesem Mindset auf: undifferenziert zu argumentieren, einfach gegen andere Meinungen mit der Hand drüberfahren und sagen, das ist eine falsche Meinung.