Auf dem Land sterben in Deutschland mehr Menschen ab 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts als in der Stadt. Forscher haben untersucht, woran das liegt.
Mehr als 300.000 Menschen erleiden laut der Deutschen Herzstiftung jedes Jahr einen Herzinfarkt. Etwa drei Viertel von ihnen überleben – auch dank schneller Hilfe durch die Rettungsdienste. Denn in solchen Notfallsituationen zählt jede Sekunde.
Doch gerade aus ländlichen Gebieten wird immer wieder berichtet, dass der Rettungswagen zu spät kommt. Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Demografische Forschung (MPIDR) in Rostock und des Karolinska-Instituts in Schweden hat nun in einer Studie untersucht, wie gut die Notfall-Infrastruktur auf dem Land funktioniert und wie viele Menschen dort und in der Stadt einen Herzinfarkt erleiden.
Analyse zeigt: Mehr Herzinfarkte auf dem Land
Das Ergebnis: In Deutschland sterben in ländlichen Regionen mehr Menschen an einem Herzinfarkt als in Städten. Das Überraschende: Anders als vielfach angenommen liegt das offenbar nicht an einer schlechteren notfallmedizinischen Versorgung, sondern daran, dass anteilig mehr Menschen einen Infarkt erleiden, wie aus der Studie hervorgeht.
„Bezogen auf den Herzinfarkt können wir sagen, dass das Kernproblem des Stadt-Land-Gefälles nicht darin liegt, dass der Rettungswagen zu lange braucht, um ins Krankenhaus zu kommen, sondern dass die Krankheitsprävention auf dem Land verbessert werden muss“, sagt der MPIDR-Forscher Marcus Ebeling laut Pressemitteilung.
Das Forschungsteam hatte Daten auf Kreisebene ausgewertet, die Krankenhauseinweisungen, ursachenspezifische Todesfälle und Bevölkerungszahlen für die deutsche Gesamtbevölkerung der Jahre 2012 bis 2018 und die Altersgruppe 65+ enthalten. Ländliche Gebiete in Deutschland weisen demnach in allen Altersgruppen ab 65 Jahren eine systematisch höhere Herzinfarktsterblichkeit auf.
Herzinfarkt: Auf diese Anzeichen sollten Sie achten
Die Symptome eines Herzinfarkts sind vielfältig und oft unspezifisch. Zu den häufigsten zählen: starke Schmerzen hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in den linken Arm, die Schulter, den Unterkiefer oder den Oberbauch, massives Engegefühl und Brennen im Brustkorb, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch. Mehr dazu lesen Sie hier.
Vorangegangene Untersuchungen hätten gezeigt, dass Rettungswagen gerade auf dem Land zunehmend später kommen, erläutert Ebeling. „Beim Herzinfarkt ist die Überlebenswahrscheinlichkeit eng mit sofortiger medizinischer Behandlung verknüpft.“ Vermutet wurde daher ein Zusammenhang.
Keine Unterschiede bei der Fallsterblichkeit
Unter Landbewohnern kämen Herzinfarkte anteilig häufiger vor – systematische Unterschiede bei der Sterblichkeit gebe es hingegen nicht, heißt es nun. Die höhere Totenzahl erkläre sich also vor allem aus der höheren Zahl von Herzinfarkt-Patienten. Womöglich lasse sich das auf Unterschiede in der medizinischen Versorgung von Risikofaktoren des Herzinfarkts zurückführen, so das Forschungsteam. Ziel müsse eine Verbesserung der Prävention in ländlichen Regionen sein.