Der deutsche Rekordmeister steckt in einer tiefen Krise. Lothar Matthäus sieht einen Grund dafür auch in der Führungsetage des Klubs.
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus vermisst in der aktuellen sportlichen Misere des FC Bayern München die Fußball-Kompetenz in der Klub-Führung. In der Führungsriege säßen sehr erfolgreiche Menschen aus dem Finanzwesen, schrieb der 62-Jährige in seiner Sky-Kolumne. „Sie sind zu Recht dort, aber neben ihnen fehlt mir die sportliche Kompetenz. Wer von ihnen hat als Spieler Meisterschaften gewonnen?“, fragte Matthäus. Und weiter: „Es ist niemand da, der Stallgeruch mitbringt.“
Wenn die Mannschaft zu seiner aktiven Zeit schlecht gespielt hat, hätten Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß die Spieler wachgerüttelt. Aber wer mache das heute, fragte Matthäus. Er plädierte dafür, frühere Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Arjen Robben einzubinden. „Wenn ich will, gehe ich auf diese starken Persönlichkeiten des FC Bayern zu und finde eine Position für sie“, meinte der Weltmeister von 1990.
Eberl „kein Bayern-Gesicht“
In dieser Hinsicht mahnte Matthäus, nicht zu große Erwartungen an Max Eberl zu haben, der wahrscheinlich von März an neuer Sportvorstand bei den Bayern werden soll. „Mit Max kommt jemand, der als sportlich Verantwortlicher in der Bundesliga schon hervorragende Arbeit geleistet hat. Er hat eine Vergangenheit im Verein, aber er allein ist kein Heilsbringer und er ist auch kein Bayern-Gesicht“, befand der TV-Experte.
Nach Ansicht von Matthäus wäre Thomas Müller ein geeigneter Kandidat. „Ein Thomas Müller ist intelligent, sprachgewandt, er hat viele Sympathien“, begründete er seine Idee. Er wisse, dass der 34-Jährige noch weiter spielen möchte, „und ich will ihn gar nicht in so eine Position reden“, aber Bayern München habe immer auch von der Geschichte gelebt.
In der aufkommenden Diskussion um Trainer Thomas Tuchel erwartet Matthäus indes ein deutlicheres Bekenntnis von der Bayern-Führung – Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte nach dem 2:3 beim VfL Bochum noch einzig betont, dass Tuchel auch beim anstehenden Topspiel gegen RB Leipzig auf der Bank sitzen werde.
„Ich finde, dass man klare Entscheidungen treffen muss“, meint Matthäus. „Wenn man zu Thomas Tuchel steht, dann sollte man seine Zukunft nicht vom nächsten Spiel gegen Leipzig abhängig machen, sondern sagen, dass man den Weg mit ihm bis zum Saisonende geht. Egal, was passiert.“