Die BVB-Fans feiern Mateu Morey für ein Comeback, an das nur noch wenige geglaubt hatten. Der Spieler selbst spricht vom besten Moment seiner Karriere.
Borussia Dortmund gewinnt überzeugend mit 3:0 gegen Freiburg, spielt zum vierten Mal in diesem Jahr zu null, Malen schnürt einen Doppelpack, Füllkrug verbucht gleich drei Scorerpunkte – und doch reden danach alle nur von einem Spieler, der erst in der 88. Minute eingewechselt worden ist: Dass Mateu Morey jemals vor über 80.000 Fans im ausverkauften Westfalenstadion auflaufen würde, hatte kaum noch jemand zu hoffen gewagt.
So schwer war seine Knieverletzung vor über 1.000 Tagen, so lange hatte der Spanier vergeblich um sein Comeback gekämpft. Dieser Moment am Freitag, als seine Nummer zur Einwechslung aufleuchtete, als die Fans gleich dreimal seinen Namen voller Inbrunst in den Nachthimmel brüllten und er unter stehenden Ovationen den Rasen betrat – er hat sich fest in Moreys schon so oft geschundener Fußballerseele eingebrannt: „Dieser Tag wird immer in meinem Herzen bleiben!“
Wer die großen Emotionen auf dem Platz und auf den Rängen verstehen will, der muss zurückblicken auf jenen 1. Mai 2021, als das Drama um diesen so talentierten Fußballer seinen Anfang nahm. Damals spielte der BVB im Pokal-Halbfinale gegen Holstein Kiel. Morey blieb bei einem Sprint im Rasen hängen, die Kreuzbänder rissen – eigentlich alle Bänder im Knie, dazu waren die Knorpel betroffen. Die ganze Verletzung war eine einzige Tragödie. Die verzweifelten Schmerzensschreie des Verteidigers, die minutenlang durch das Corona-leere Stadion hallten, haben alle Beteiligten heute noch im Ohr.
Morey ließ sich nicht entmutigen – trotz mehrerer Schicksalsschläge
Es folgten mehrere Operationen und eine langwierige Reha, doch entmutigen ließ sich der Mallorquiner nie. Von Mitspielern und Fans bekam der sympathische und beliebte Morey viel Zuspruch, blieb immer positiv und zuversichtlich. Er arbeitete konsequent und gewissenhaft auf sein Comeback hin, damit „ich wieder das machen kann, was ich liebe: wieder den Fußball genießen zu können“, wie er selbst auf Twitter schrieb.
Im Sommer 2022 schien er diesem Moment ganz nah zu sein. Im Trainingslager in Bad Ragaz wieder mitzumischen mit seinen Kollegen, wieder Bestandteil der Profis zu sein, die Vorbereitung auf die neue Spielzeit zu absolvieren, mittendrin und voll dabei – darauf hatte der damals 22-Jährige hingefiebert. Unter Edin Terzic hatte sich der laufstarke und technisch versierte Rechtsverteidiger nach seinem Wechsel vom FC Barcelona schon einmal in der Dortmunder Startelf festgespielt – in Zeiten von Corona aber immer vor nahezu leeren Rängen.
Umso bitterer der erneute Rückschlag für Verein und Profi im August 2022: Nach einem Einsatz für die U23 des BVB in der Dritten Liga erwischte es dieses Mal den Außenmeniskus im linken Knie, Morey musste erneut operiert werden – und war wieder außen vor, statt endlich anzugreifen. Auf 15 Monate Pause sollten noch einmal fast elf Monate ohne Spiel folgen.
Zukunft lange ungewiss
Im Verein wuchsen die Zweifel, ob die Physis des Spaniers langfristig den Anforderungen des Profifußballs genügen kann. Und ob er sein zweifellos vorhandenes Potenzial mit dieser Krankengeschichte jemals würde abrufen können. Bis zu diesem Freitag standen nach viereinhalb Jahren bei der Borussia ganze 18 Bundesligaeinsätze in seiner Vita. Als sich der BVB-Tross im vergangenen Sommer zur Saisonvorbereitung auf den Weg in die USA machte, konnte Mateu Morey zwar wieder trainieren, zählte aber nicht zum Kader. Seine Zukunft in Dortmund schien in seinem letzten Vertragsjahr fraglicher denn je.
Dem Spanier drohte ein trauriger Abschied nach langer Leidenszeit. Morey aber wehrte sich weiter dagegen, dass ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung macht und seinen schwarz-gelben Traum für immer beendet. Er trainierte, kämpfte sich heran, blieb optimistisch. Im Dezember wurde er dafür mit einem ersten Einsatz bei der U23 belohnt, parallel stand er wieder im Bundesligakader des BVB. Und jetzt gegen Freiburg wurde endlich wahr, wovon er so lange geträumt hat.
Für Edin Terzic wurde der Außenverteidiger damit zum „heimlichen Helden“ des Spiels. Seine Mitspieler freuten sich „einfach tierisch“, wie es Niclas Füllkrug formulierte, und schickten den Mann mit der Rückennummer zwei nach Abpfiff zur Solo-La Ola vor die Südtribüne. Überhaupt wieder aufzulaufen, und das zum ersten Mal in seiner Karriere vor einem ausverkauften Haus, das sorgte bei Morey selbst auch am Tag danach noch für Gänsehaut und feuchte Augen: „Ich habe so lange auf diesen Tag hingearbeitet, zweieinhalb Jahre bin ich mit diesem Gedanken ins Bett gegangen. Das war der beste Moment in meiner Karriere!“