Marvin Schwäbe ist nach zehn Spieltagen wieder die Nummer eins beim 1. FC Köln. Gerhard Struber erklärt seine Entscheidung und berichtet, wie Top-Talent Jonas Urbig reagiert hat.
Als einer der letzten Spieler verließ Marvin Schwäbe am Samstagabend den Innenraum im Berliner Olympiastadion. Die Mannschaft des 1. FC Köln hatte ihre Feierlichkeiten vor dem prall gefüllten Gästeblock bereits beendet, da musste der Torhüter noch einmal zurück. Wie schon beim Pokal-Erfolg gegen Holstein Kiel wurde Schwäbe mit Sprechchören gefeiert. Ein sichtlich emotionaler Moment für den 29-Jährigen, der noch einmal zurückging und sich bei den mitgereisten Fans bedankte.
Für Schwäbe war es das zweite Spiel in Folge, bei dem er wieder zwischen den Pfosten stand – und das erste als neue, alte Nummer eins. Vor dem Pokalspiel hatte sich Trainer Gerhard Struber dazu entschlossen, erstmals in dieser Saison auf den zuvor zur Nummer zwei degradierten Schwäbe zu setzen. Jonas Urbig, das große Torhüter-Talent der Geißböcke, musste dafür zurück auf die Bank.
Im Anschluss an das Spiel hatte Struber jedoch offengelassen, wie er sich künftig in der Liga im Tor entscheiden würde. Erst am Freitagvormittag hatte der Trainer beiden Keepern in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt: Die Kölner Nummer eins heißt vorerst wieder Marvin Schwäbe.
Nach dem Sieg in Berlin erklärte Struber seine Entscheidung. „Marvin hat uns in den Trainings immer wieder gezeigt, dass er einfach Ausstrahlung hat, Erfahrung mitbringt und natürlich auch Führungsqualität, auf die wir in der Situation, in der wir gerade hängen, zählen können. Marvin hat diese Attribute in beiden Spielen gelebt und ausgestrahlt.“
Zwar wurde Schwäbe sowohl gegen Kiel als auch in Berlin eigentlich nicht gefordert. Am Ende stand jedoch zweimal die Null. Zuletzt waren die Kölner im Dezember 2023 zweimal in Folge ohne Gegentor geblieben. Damals auch im Tor: Marvin Schwäbe.
Dem FC-Trainer geht es bei seiner Entscheidung allerdings weniger um die spezifischen Stärken des Routiniers. Diese bringt freilich auch Jonas Urbig mit. Nicht ohne Grund wird der 21-Jährige auch außerhalb Kölns auf lange Sicht als deutscher Nationaltorhüter gesehen. Struber setzt aber in der schwierigen Phase, in der sich die Kölner nach dem Abrutschen auf Rang zwölf befunden haben, auf Schwäbes Führungsqualitäten.
„Es hilft uns im Moment sehr, wenn die Jungs der Verantwortung und Führung nachkommen. Marvin hat es heute einmal mehr als Verpflichtung gesehen, der Mannschaft die Stabilität zu geben, die einfach notwendig war nach diesen letzten Wochen. Für mich war es an der Zeit, diese zusätzliche Führungskompetenz reinzukriegen“, sagte Struber am Samstag.
Urbig sei dabei aufgrund der Entscheidung natürlich enttäuscht gewesen, berichtete der Österreicher. „Aber so ist das immer im Profi-Geschäft. In einer Entwicklung muss man auch mal einen Schritt zurück machen, um wieder zwei nach vorne zu machen.“ Trotzdem habe der junge Torhüter „sehr professionell“ reagiert. „Das hat gezeigt, wie weit er schon ist.“
Schwäbe wiederum, der nach seinem geplatzten Sommer-Wechsel und als Nummer zwei zuvor freilich noch ein Kandidat für einen Winter-Wechsel gewesen war, zeigte sich nach dem Spiel „glücklich, dass die Entscheidung so gefallen ist.“ Für den Keeper sei es „ein sehr schönes Gefühl, der Mannschaft wieder helfen zu können.“
Dabei weiß Schwäbe natürlich aus eigener Erfahrung, dass die Situation für seinen Kontrahenten alles andere als leicht ist. „Es war alles sehr kurzfristig und natürlich ist er unzufrieden damit, das kann ich nachvollziehen.“ Entsprechend wolle Schwäbe in der kommenden Woche mit Urbig „noch mal quatschen, das ist klar.“ Vielleicht kann dadurch am Ende nicht nur die Mannschaft auf dem Platz, sondern auch Jonas Urbig persönlich von der Erfahrung eines Marvin Schwäbe profitieren.