Sandra Maischberger treibt Markus Söder bei China in die Enge. Er schlägt zurück. Doch plötzlich klingt die Antwort auf die Kanzlerfrage ganz anders.
Mit seiner Chinareise hatte sich CSU-Chef Markus Söder Ende März viel Kritik eingehandelt. Dem bayerischen Landeschef war vorgeworfen worden, mit dem kommunistischen Regime in Peking zu kuscheln. SPD-Politiker Michael Roth hatte Söder sogar „Größenwahn ganz im Stile von Ludwig II.“ attestiert.
Am Montagabend rechtfertigte sich der Gescholtene bei „Maischberger“ für den Trip und verwies dabei auf den anstehenden Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Volksrepublik. Nah dem Motto: Wenn der Kanzler es tut, dann kann ich es auch tun. Betont harmlos erinnerte Gastgeberin Sandra Maischberger Söder daraufhin an sein Amt: „Aber Sie sind ja nicht der Kanzler. Noch nicht, jedenfalls“, sagte sie unter dem Gelächter des Studiopublikums. „Schade eigentlich“, meinte Söder.
Während Maischberger weiter redete, schien Söder dem Gedanken einer Kanzlerschaft nachzuhängen. „Schade eigentlich“, wiederholte er und kratzte sich am Hinterkopf.
- Markus Söder (CSU), bayrischer Ministerpräsident
- Eckart von Hirschhausen, Arzt, Moderator
- Jörg Pilawa, Sat.1-Moderator
- Dagmar Rosenfeld, Chefredakteurin „Welt am Sonntag“
- Markus Feldenkirchen, „Der Spiegel“-Journalist
Quasi über Nacht hatte der bayrische Ministerpräsident seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur 2021 im Machtkampf mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet zurückgezogen. Diesen Umstand stellte der langjährige CDU-Politiker Wolfgang Schäuble in seinen am Montag posthum erschienenen Memoiren als Akt der Schwäche dar. Auf das Buch angesprochen, wies Söder die Sicht Schäubles als „sehr einseitig“ zurück.
Maischberger fragte: „Also es war die Entscheidung der CDU, nicht Ihre, zurückzuziehen?“ „Nein. Ich habe es angeboten“, erwiderte Söder. Laschet habe klargemacht, dass er „unter gar keinen Umständen“ ein Votum von Partei oder Fraktion gegen sich selbst akzeptiert hätte. „Das wäre dann tatsächlich eine maximale Spaltung gewesen“, begründete Söder seinen Rückzieher. „Ein CSU-Vorsitzender kann ja nur sozusagen anbieten. Entscheiden tut die Mehrheit der CDU.“
„Maischberger“: Söder erklärt Rückzieher
Söders doppelte „Schade eigentlich“-Aussage zum Kanzlerstatus hatte Maischberger ihrem Gast durch beharrliches Nachfragen entlockt, ob China seiner Ansicht nach eine Diktatur ist oder nicht. Diese Wortwahl der Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte Söder in der ARD-Talkshow erneut: „Der Eindruck ist bei Frau Baerbock schon, dass die moralischen Dinge mehr im Vordergrund stehen. Das kann sie machen als ehemalige Grünenvorsitzende. Ob es im Interesse von Deutschland ist, das so zu machen, weiß ich nicht.“
Als Söder sich in mehreren Schleifen von „keine liberale Demokratie“ zu „ein kommunistisches System mit einer klaren autoritären Struktur“ treiben ließ und Maischberger dennoch ein weiteres Mal nachfragte, versuchte der CSU-Chef den Gegenangriff. „Ich frage mich immer, warum wir in Deutschland Weltmeister im Wortklauben sind, aber nicht Weltmeister mehr in der Produktion und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Ich finde es schade“, sagte er. Auf die unvermeidliche Frage nach Taiwan aber hatte Söder eine klare Antwort.
Bei Taiwan wird Söder deutlich
„Was machen Sie, wenn China Taiwan überfällt?“, wollte Maischberger wissen. „Dann wird sich die Lage komplett ändern“, sagte Söder. „Dann wird es für die bayrischen Firmen sehr schwer werden. Dann müssen sie sich anders orientieren“, sagte er auch mit Blick auf die Wirtschaftsvertreter, die ihn nach China begleitet hatten. Noch wisse man aber nicht, ob solch ein Angriff kommen werde.