Sportwagenfahrer sind sexy und Kombi-Besitzer Muttersöhnchen: Oh, du schönes Klischee! Oder beeinflusst das Auto wirklich den Sex-Appeal seines Fahrers?
Von wegen bloßes Transportmittel. Autos waren und sind so viel mehr! Sie sind Statussymbol, Geldanlage, Heiligtum – und nicht selten Prestigeobjekt, um die eigene Sexyness, sagen wir mal, zu unterstreichen. Denn mehrere Umfragen haben gezeigt: Ein Auto kann die Attraktivität seines Fahrers erhöhen – genauso aber auch mindern.
So hat eine Umfrage des Portals „mobile.de“ ergeben, dass Fahrer von BMW den meisten Sex-Appeal haben – gefolgt von jenen in Porsche (Platz 2) und Mercedes-Benz (Platz 3). Ihnen ist das zu ungenau? Schließlich produzieren die Autohersteller doch ganz unterschiedliche Modelle? Dann lohnt sich ein Blick nach Österreich: Hier ergab eine Umfrage unter 5.000 Mitgliedern des Datingportals Joyclub, dass Sportwagen als der Gipfel der Sexyness betrachtet werden, gefolgt von Cabrios und SUVs.
Werden also Frauen und Männer reihenweise schwach, wenn ein BMW-4er-Cabrio oder ein Porsche Cayenne Turbo GT an ihnen vorbeifährt? Und warum ist mir das im alltäglichen Straßenverkehr dann noch nie aufgefallen?
Nun, weil es so plump nicht ist. Auch eine hochpreisige Automarke und ein besonders protziges Fahrzeugmodell sind kein Garant für Sex-Appeal. Es kommt beispielsweise auch auf das Verhalten des Autobesitzers an. Und auf den Umgang mit dem eigenen Auto. Beides sagt viel mehr über den Fahrer eines Fahrzeuges aus.
Klar ist für mich jedenfalls: Eine gesunde Mischung aus Arroganz, Selbstbewusstsein und vorausschauendem Fahren ist heiß – und deutlich heißer als spießige StVO-Besserwisser in egal welcher Automarke.
Magnum in seinem Ferrari hätte sicherlich nicht eine derart starke Anziehungskraft auf Frauen und Männer gehabt, wäre er ein spießiger Auf-der-linken-Spur-Schleicher gewesen. Und seien wir mal ehrlich: Welche Frau würde sich von einem James Bond angezogen fühlen, der mit ihr in einem zerbeulten und mit alten Hundedecken, Coladosen und Kaugummipapieren zugemüllten Aston Martin herumfährt?
Eines muss hier jedoch klargestellt werden: Wer sich einen BMW, Porsche oder Mercedes kauft, sollte darin auch authentisch wirken. Die Automarke, das -modell, die Fahrweise und der Umgang des Fahrers mit dem Wagen sollten ein irgendwie mit den Erwartungen des Betrachters stimmiges Bild abgeben. Ist die coole, teure Karre nur Teil einer Fassade, verflüchtigt sich die Sexyness, sobald die Fassade bröckelt. Spart euch also die Investition in ein Cabrio, wenn ihr Angst vor Sonnenbrand habt und mit dem Ding nur fünf Tage die Woche morgens bei Nieselregen ins Büro fahrt! Nehmt keinen Mega-Kredit für diesen schicken BMW-Sportflitzer im Autohaus auf, solange ihr damit sowieso nur den Wochenendeinkauf und Clubbesuch im Nachbardorf machen würdet. Wozu solche absurd teuren Fehlinvestitionen, nur um etwas sein zu wollen, was man einfach nicht ist?
Zumal, Hand aufs Herz: Ist nicht den meisten von uns – unter anderem aufgrund des Klimawandels – inzwischen klar, dass fette Autos anstelle von Attraktivität und Selbstbewusstsein vor allem Protzsucht und Egozentrismus ausstrahlen?
Natürlich ist Autofahren noch okay, es gibt genügend Situationen und Regionen in Deutschland, wo es ohne bislang kaum geht. Und ja – ein Auto kann den Sex-Appeal des Fahrers auch steigern. Aber nur, wenn das Gesamtpaket stimmt und ein aufmerksamer, souveräner und gelassener Typ Mensch hinterm Lenkrad eines zu ihm passenden Wagens sitzt. Und: Wenn der Typ auch dafür offen ist, im Alltag, wo es geht, öfter mal aufs Rad zu steigen oder mit dem Nachtzug in Urlaub zu fahren. Sie wissen ja, was Deutschlands Hauptstadt nachgesagt wird: Arm, aber sexy. Ich bin überzeugt: Das geht – auch beim Thema Mobilität.
Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online, schreibt in ihrer Kolumne „Lust, Laster, Liebe“ über Liebe, Partnerschaft und Sex.