Sie selbst kämpft schon seit Jahren gegen immer wiederkehrende Panik. Was Luisa Charlotte Schulz dagegen tut und wie sie mit ihren Ängsten umgeht, erzählt sie t-online.
Es herrscht Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, der Klimawandel sitzt uns im Nacken, und im Internet lesen wir Nachrichten voller Hass, Häme und Diskriminierung. Das alles schürt Angst. Prominente Persönlichkeiten beantworten in der Serie „Wovor haben Sie Angst, …?“ die Frage nach dem furchtbarsten aller Gefühle, suchen Ursachen und Wege, mit ihr umzugehen.
Luisa Charlotte Schulz, 32, Schauspielerin und Comedienne
„Ich habe schon sehr lange mit Panikattacken zu kämpfen. So intensiv und häufig, wie sie vor sieben, acht Jahren waren, sind sie mittlerweile nicht mehr. Wo sie genau herkommen, kann ich nicht sagen. Sie sind ein Zeichen meiner Seele, dass ich überlastet bin.
Mein Job ist eine Art seelisches Zirkeltraining. Die Seele wird unfassbar gefordert und nicht geschützt, weil ich Gefühle brauche, um Menschen zu erreichen. Gleichzeitig bin ich darauf trainiert, in Situationen auf der Bühne und vor der Kamera zu funktionieren, meine privaten Gefühle davon wegzuhalten und nur für diesen Moment da zu sein.
Die Panikattacken kommen meistens dann, wenn zu wenig Ruhe in meinem Leben ist. Wenn das Tempo zu krass wird, wenn zu viel gleichzeitig passiert. Wenn die Lautstärke um mich herum zu laut wird und ich dadurch das Gefühl habe, ich verliere meine innere Orientierung. Mein eigener Kompass fängt an durchzudrehen.
„Meine Handysucht wird zu groß“
In meinen Zwanzigern habe ich mich intensiv mit dieser Angst beschäftigt. Ich habe nach und nach gelernt, frühzeitig zu erkennen, wann mein Kompass anfängt durchzudrehen. Panikattacken kommen mittlerweile selten, weil ich mein eigenes Tempo besser kenne. Das ist das Schöne am Älterwerden: Man ist zwar nicht mehr so fresh, aber man kennt sich selbst besser. Ich möchte nicht noch mal Anfang 20 sein. Ich kannte mich so viel schlechter als jetzt.
Dass alles zu schnell und zu viel wird, merke ich auch körperlich: Ich kriege Bauchschmerzen und Neurodermitis. Oder meine Handysucht wird zu groß. Dann gehe ich ständig an dieses Gerät, ohne dass ich es wirklich möchte. Es ist ein gutes Zeichen, wenn ich das Handy suchen muss.
„Glück kommt nicht aus dem Kaffeeautomaten“
Panik ist ein Zeichen dafür, dass ich Gefühle weggedrängt habe. Gefühle wollen gefühlt werden, und wenn man sie gefühlt hat, dann ist es wieder gut. Mir hilft es, morgens ein Ritual zu haben, mit Atemübungen oder einer kleinen Runde Yoga. Aber es ist wie Sport: Ich muss es eben machen. Das eigene Glück kommt zwar manchmal per Zufall, aber für kontinuierliches Glück muss ich auch selbst etwas tun. Glück kommt leider nicht aus dem Kaffeeautomaten.
Das letzte Mal Angst hatte ich im privaten Kreis. Ich musste einer guten Bekannten sagen, dass ich eine Pause von ihr brauchte. Obwohl sie offensichtlich die Grenzen meiner Familie überschritten hat, hatte ich Angst davor, ihr das zu sagen – sie vor den Kopf zu stoßen, ihr ein schlechtes Gefühl zu geben. Ich wollte das Gespräch schnell hinter mich bringen wie einen Zahnarztbesuch.
Angst sucht sich eine Projektionsfläche. Ich hatte eine Phase mit großer Flugangst. Drei Tage vor einem Flug hatte ich schon Stress. Mittlerweile geht die Panik nur noch los, wenn Turbulenzen auftauchen. Bei einem ruhigen Flug komme ich ziemlich gut durch. Ich fahre trotzdem lieber Bahn.