Menschen haben sich in die Kiewer U-Bahn geflüchtet, die sie als Luftschutzbunker nutzen.
New York, Düsseldorf In der Ukraine hat die russische Luftwaffe in der Nacht zum Donnerstag mehrere Städte bombardiert. Behörden sprachen von Toten und Verletzten. Nach Zahlen der Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht.
In der Hauptstadt Kiew kam es zu mehreren schweren Explosionen. Luftalarm wurde ausgelöst, wie die ukrainische Agentur Unian berichtete. Auf Movies in sozialen Netzwerken waren starke Detonationen zu sehen. Ukrainische Medien berichteten von Kämpfen in Vororten der Millionenstadt. Dabei soll ein russisches Flugzeug abgeschossen worden sein. Die Angaben waren nicht unabhängig zu prüfen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb bei Telegram: „Der Feind versucht, in die Hauptstadt durchzubrechen.“
In der ostukrainischen Stadt Isjum bei Charkiw wurden nach Angaben örtlicher Behörden bei einem Luftangriff acht Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Medien zufolge wurde bei der Attacke ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen. In der Großstadt Charkiw trafen demnach zwei Raketen ein Verwaltungsgebäude. Dabei sei auch die Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale beschädigt worden.
Die südukrainische Hafenstadt Mariupol mit rund 440.000 Einwohnern ist nach Angaben örtlicher Behörden nach Luftangriffen ohne Wasser, Heizung und Strom. Die Stadtwerke wollen versuchen, die kritische Infrastruktur wiederherzustellen, sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko Unian zufolge.
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Mariupol liegt nahe der sogenannten Kontaktlinie zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischer Armee im Verwaltungsbezirk Donezk und hat strategisch große Bedeutung. Den Behörden zufolge wurden in Mariupol bei Luftangriffen mittlerweile mehr als 130 Menschen verletzt.
Am heutigen Donnerstag sollten die Stadtwerke darangehen, die kritische Infrastruktur in Mariupol wiederherzustellen, sagte der Bürgermeister.
In Korosten nördlich der Stadt Schytomyr starben nach Angaben der Verwaltung zwei Menschen bei einem Luftangriff auf einen großen Kontrollpunkt. Fünf Menschen seien verletzt worden.
Deutschland will unterdessen weitere Waffen an die Ukraine liefern. Das Bundeswirtschaftsministerium genehmigte die Abgabe von 2700 Stück Flugabwehrraketen vom Typ „Strela“, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr. Dabei deal with es sich um Waffen sowjetischer Produktion aus ehemaligen Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR.
UN-Vollversammlung verurteilt russischen Angriff
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte am Mittwoch mit deutlicher Mehrheit den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt. Für eine entsprechende Decision stimmten auf der seltenen Notfallsitzung 141 Mitgliedsstaaten. Es enthielten sich 35 – einschließlich China – und fünf stimmten dagegen, darunter Russland, Belarus und Syrien.
In dem Textual content wird die russische „Aggression gegen die Ukraine“ verurteilt und ein Abzug der russischen Truppen gefordert. Resolutionen der Vollversammlung sind nicht bindend, haben jedoch politisches Gewicht. Zudem können sie nicht durch ein Veto im Sicherheitsrat blockiert werden, wo Russland einen ständigen Sitz hat. Nach Angaben der UN battle es die erste Notfallsitzung seit 1982.
Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits eine Million Menschen aus dem angegriffenen Land geflohen. „Für viele weitere Millionen in der Ukraine ist es an der Zeit, dass die Waffen verstummen, damit lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet werden kann“, schrieb der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, bei Twitter.
Nach der Evakuierung eines Waisenhauses im südukrainischen Odessa sind rund 120 Kinder – darunter ein sechs Tage altes Child – auf der Flucht nach Berlin. Die Waisen hätten sich zusammen mit einem Dutzend Betreuern in fünf Bussen auf den Weg gemacht, sagte der Chefrabbiner von Odessa und der Südukraine, Abraham Wolff.
Nach Angaben der UN sind bereits über eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen.
(Foto: AP)
Die Busse seien am Mittwoch in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau angekommen. In Odessa wird ein Angriff der russischen Armee befürchtet.
Internationaler Strafgerichtshof leitet Ermittlungen ein
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski gab sich im Angesicht der russischen Invasion weiter kämpferisch. „Sie werden hier keinen Frieden haben, sie werden hier kein Essen haben, sie werden hier keine ruhige Minute haben“, sagte er in einer Videobotschaft. Besetzer würden von den Ukrainern nur eines bekommen: „Eine solch heftige Gegenwehr, dass sie sich für immer daran erinnern, dass wir das Unsere nicht hergeben.“ Selenski sprach von quick 9000 getöteten Russen. Täglich würden russische Soldaten gefangen genommen.
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat offizielle Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der von Russland angegriffenen Ukraine eingeleitet. Das teilte Chefankläger Karim Khan mit. 39 Vertragsstaaten des IStGH hätten eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, die die Ermittlungen ermöglichten.´
Zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn wollen Unterhändler Russlands und der Ukraine zu offiziellen Gesprächen über eine Waffenruhe zusammenkommen. Der Leiter der russischen Delegation, Wladimir Medinski, sagte nach einer Meldung der Agentur Interfax, die Ukrainer befänden sich auf der Anreise. Als Ort der Gespräche hätten sich beide Seiten auf die Area Brest im Westen von Belarus geeinigt.
Unternehmen stellen Geschäfte in Russland ein
Die deutsche Softwareriese SAP und sein US-Rivale Oracle setzen eigenen Angaben zufolge alle Aktivitäten in Russland aus. „Wir stellen unsere Geschäfte in Russland im Rahmen der Sanktionen ein und pausieren darüber hinaus alle Verkäufe von SAP-Dienstleistungen und -Produkten in Russland“, teilt SAP-Vorstandschef Christian Klein mit.
Hier finden Sie weitere Berichte des Handelsblatts:
Das Unternehmen habe zusätzlich zu einer anfänglichen humanitären Unterstützung von einer Million Euro für die Ukraine „auch angeboten, unsere Büroflächen an Standorten in ganz Europa in Lager und Unterkünfte für Flüchtlinge umzuwandeln.“
Auch Oracle erklärt auf dem Kurznachrichtendienst, dass das Unternehmen bereits alle Aktivitäten in Russland eingestellt habe. Der ukrainische Minister für digitale Transformation hatte zuvor beide Unternehmen in einem Tweet um Unterstützung gebeten.
Auch der japanische Autoriese Toyota stellt die Produktion in seinem Werk im russischen St. Petersburg bis auf weiteres ein. Als Begründung gab der Konzern Störungen der Lieferkette an. Die Produktion im Werk in St. Petersburg, wo Toyota vorwiegend für den russischen Markt das SUV-Modell RAV4 und den Camry produziert, werde ab diesen Freitag bis auf weiteres gestoppt, gab der Branchenprimus am Donnerstag bekannt.
Mit Agenturmaterial der dpa.