Will Oasis am Ende einfach nur Millionen scheffeln mit einem Comeback – und lässt dafür kurz die Waffen ruhen? Das steckt hinter den Plänen der Gallagher-Brüder.
Vor genau 30 Jahren wurde Oasis zum angesagtesten Brit-Export der Welt – neben den ewigen Rivalen von Blur. Songs wie „Wonderwall“, „Don’t Look Back in Anger“ und „Supersonic“ prägten nicht nur eine Ära, sie brachten auch Millioneneinnahmen für die Gallagher-Brüder Liam und Noel. Die beiden gründeten mit drei weiteren Musikern (Schlagzeug, Bass, Rhythmus-Gitarre) 1991 Oasis und verkauften bis heute weltweit rund 80 Millionen Tonträger.
In ihrer Heimat Großbritannien gingen alle ihre sieben Studioalben zwischen 1994 und 2008 auf Platz eins der Charts, hielten sich dort teilweise bis zu 49 Wochen oder holten 17-fach Platin, so wie der Mega-Erfolg „(What’s the Story) Morning Glory?“. Es regnete Preise, gigantische Touren folgten – und der krachende Absturz.
- Alles zum Oasis-Comeback: Die Details, die Pläne, die Termine
Denn Oasis, das ist nicht nur die Geschichte eines beispiellosen Erfolgs, es ist auch eine Serie an Gewaltausbrüchen, eine Dauerfehde zweier Brüder, die sich öffentlich die obszönsten Dinge an den Kopf warfen – und auch vor Gericht schwere Auseinandersetzungen austrugen. Drogenmissbrauch, Ausraster, Vorwürfe des Alkoholismus: Die Liste der Verfehlungen ist lang in der Gallagher-Akte.
Das Zerwürfnis der Brüder war die logische Folge. 2009 gab Oasis seine Auflösung bekannt, nachdem erst Songwriter Noel ausstieg und zwei Monate später sein sechs Jahre jüngerer Bruder die Trennung offiziell machte. Doch nun folgt die Kehrtwende: Die Band wird wieder gemeinsam auftreten, startet nächstes Jahr eine Tournee in Großbritannien und spricht davon, diese „später im nächsten Jahr auf andere Kontinente zu bringen“. Der Ticketverkauf beginnt schon in wenigen Tagen: am 31. August.
Womit wir beim Geld wären. Ohne Frage werden allein die 14 fest geplanten Konzerttermine viel Kohle in die seit 15 Jahren stillgelegten Oasis-Kassen spülen. Experten schätzen, dass die Band mit der Reunion-Tour und Verkäufen aus dem Merchandise umgerechnet fast 500 Millionen Euro einnehmen könnte. Für Noel und Liam würde das jeweils rund 60 Millionen an festen Einnahmen bedeuten.
Ist das der eigentliche Hintergrund der Versöhnung? Oder treibt die notorisch verkrachten Brüder tatsächlich die Kunst auf die Bühne? Neue Musik ist bisher nicht angekündigt. Primär geht es zunächst um die Live-Auftritte. Sie selbst haben sich zu ihrer Motivation und den genauen Gründen bisher nicht geäußert. In den sozialen Medien heißt es lediglich: „Die Waffen ruhen. Die Sterne stehen günstig. Das große Warten ist vorbei. Kommt vorbei: Es wird nicht im Fernsehen zu sehen sein.“
Sowohl Noel als auch Liam Gallagher haben in den vergangenen Jahren sowohl Solo- als auch andere Bandprojekte verfolgt. Diese nutzten die Brüder immer wieder, um einander zu beschimpfen – an den Erfolg der gemeinsamen Jahre konnten beide jedoch nicht anknüpfen. Offenbar war das kongeniale Duo nur dann unschlagbar, wenn Noels Songwriting und Liams markante Stimme zueinanderfanden.
Liam Gallagher spielte in der langen Trennungsphase vor größerem Publikum, galt als der erfolgreichere der beiden Brüder während der vergangenen anderthalb Dekaden. Noel Gallagher startete mit High Flying Birds zwar wieder in einer Band durch, trat aber auf kleineren Bühnen auf – und machte nebenher vorwiegend mit privaten Rückschlägen Schlagzeilen. Mit einer sehr kostspieligen Trennung zum Beispiel.
Britische Zeitungen unken bereits, Noel könnte deswegen seine einstige Entscheidung, seinem Bruder und Oasis den Rücken zu kehren, rückgängig machen. Zwölf Jahre lang war Noel Gallagher mit Sara MacDonald verheiratet. Die Scheidung soll den 57-Jährigen im vergangenen Jahr 20 Millionen gekostet haben. Dass daraus ein finanzielles Bedürfnis entsteht, ist zumindest nicht ganz abwegig.