Die Ankündigung der „Letzten Generation“, das Klebe-Kapitel zu beenden, sorgt sowohl bei der Polizei als auch bei anderen Klimaaktivisten für Reaktionen.
Die Klimaaktivisten der „Letzte Generation“ wollen nicht mehr kleben – bei der Polizei gehen trotzdem nicht die Sektkorken hoch. „Die ‚Letzte Generation‘ hat ja nicht das Ende Ihrer Aktionen angekündigt, sondern nur das Ende der Sitzblockaden und der Klebeaktionen“, erklärt der Bundesvorsitzende der „Gewerkschaft der Polizei“, Jochen Kopelke, auf Anfrage von t-online.
Der Gewerkschafter führt den Verzicht auf zwei Faktoren zurück: Die Aktionsform sei „verbraucht“, die Akzeptanz in der Bevölkerung „viel geringer als erhofft“.
Polizei formuliert klares Tabu
Die neuen Protestformen seien allerdings nicht weniger problematisch, so Kopelke. Die Polizei wolle sich nun auf das neue Vorgehen der Aktivisten einstellen und entsprechend vorbereiten.
Das gelte auch, wenn einzelne Politiker, bedroht werden sollten. „Mahnwachen vor den Privatwohnungen von Politikern sind zum Beispiel Tabu.“ Die „Letzte Generation“ hatte unter anderem angekündigt, die direktere Konfrontation mit Politikerinnen und Politikern zu suchen.
Über 500.000 Einsatzstunden für Berliner Polizei
In Berlin hatten die Aktivisten am häufigsten für Blockaden gesorgt, teils im Tagesrhythmus den Verkehr unterbrochen. Im vergangenen Jahr hatte die „Letzte Generation“ nochmals angezogen – das spiegelt auch die Einsatzstatistik der Polizei Berlin wider. Waren die Beamten im Jahr 2022 noch „nur“ 256.409 Stunden lang mit der „Letzten Generation“ beschäftigt, waren es im Folgejahr über 320.000 Stunden – ein Anstieg von 25 Prozent.
Eine Gruppe, die den Strategiewechsel bei der „Letzten Generation“ hin zur direkteren Konfrontation mit Politik und Konzernen begrüßt, sind die Klimaaktivisten von „Ende Gelände“. Seit es die Gruppe gebe, interveniere sie dort, „wo die Klimakrise gemacht wird: Wir gehen an die Orte der Zerstörung wie Braunkohlegruben oder LNG-Terminals und wir stellen uns den Zerstörern in den Weg“, erklärt eine „Ende Gelände“-Sprecherin auf t-online-Anfrage. „Wir freuen uns, wenn wir die ‚Letzte Generation‘ dabei nun an unserer
Seite wissen.“
„Ende Gelände“ kritisiert „Zerstörer“
Dennoch habe man ein fundamental anderes Verständnis der eigenen Wirkung als die „Letzte Generation“: „Wir gehen an die Orte der Zerstörung, wie Braunkohlegruben oder LNG-Terminals, und stellen uns den Zerstörern in den Weg.“ Anders als die „Letzte Generation“ wolle „Ende Gelände“ eine Gegenmacht erzeugen, nicht an Regierungen „und erst recht nicht an Konzerne“ appellieren.
Und die Sprecherin hat noch einen weiteren Pfeil in Richtung der „Letzte Generation“ im Köcher: Die „Zerstörer“, wie sie die Verursacher des menschengemachten Klimawandels nennt, „das sind für uns die fossilen Konzerne und ihre Lobby, die für ihren Profit den Planeten verbrennen. Nicht unterschiedslos Menschen, die Straßen benutzen.“