Bei Verdacht auf einen Leistenbruch bei der Frau gilt: rasch klären, ob eine OP nötig ist. Welche Symptome sind gefährlich und wie läuft die Behandlung ab?
Das Wichtigste im Überblick
Bei einem Leistenbruch – auch Leistenhernie oder Inguinalhernie genannt – hat die Bauchwand in der Leistengegend eine Lücke, durch die sich Bauchfell nach außen stülpen kann. Dieser Bruchsack ist entweder leer oder enthält Bestandteile des Bauchraums, wie etwa Fettgewebe und/oder Darm.
Im Vergleich zum Mann kommt ein Leistenbruch bei der Frau deutlich seltener vor. (Über den Leistenbruch beim Mann können Sie sich hier informieren.) Bei Frauen führt der Bruch allerdings eher zu Komplikationen. Umso wichtiger ist es, mögliche Symptome ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.
Welche Symptome kann ein Leistenbruch bei der Frau auslösen?
Häufig verursacht ein Leistenbruch bei der Frau Symptome, die ebenso beim Mann vorkommen können. Typisches Anzeichen ist eine meist gut tastbare Schwellung in der Leistengegend, die sich normalerweise weich anfühlt.
Erhöhter Druck im Bauch kann Symptome verstärken
Äußerlich ist mitunter allerdings keine Schwellung erkennbar. Zwar kann ein Leistenbruch bei Frau und Mann aussehen wie eine Art Beule. Diese Vorwölbung ist aber für gewöhnlich mal größer und mal kleiner oder auch zeitweilig gar nicht sichtbar:
- Ist der Druck im Bauch gering (wie in Ruhe beziehungsweise im Liegen), schwächt sich die Vorwölbung in der Leiste ab.
- Ist der Druck im Bauch erhöht (wie im Stehen, beim Husten, Niesen, Pressen oder schweren Tragen), verstärkt sie sich.
Neben der Schwellung können Beschwerden in der Leiste auftreten, deren Stärke ebenfalls meist vom Druck im Bauch abhängt. Häufig verspüren Betroffene ein Ziehen, Brennen, Druck- oder Fremdkörpergefühl oder Schmerzen. Bei einem Leistenbruch bei der Frau können die Schmerzen bis in die Schamlippen (Labien) ausstrahlen.
Leistenbruch kann bis zur äußeren Schamlippe reichen
Bei manchen Frauen dringt auch der Bruchsack selbst bis in die äußere (große) Schamlippe vor: Fachleute sprechen dann von einer Labialhernie. Dabei kann der Leistenbruch das Aussehen des Genitalbereichs mehr oder weniger deutlich verändern: Die betroffene Schamlippe ist leicht geschwollen bis stark vergrößert.
Weitere mögliche begleitende Symptome für einen Leistenbruch bei der Frau (und beim Mann) sind:
- Beschwerden beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- krampfartiger, schmerzhafter Stuhldrang
Eingeklemmter Leistenbruch kann lebensbedrohlich sein
Oft bereitet ein Leistenbruch bei der Frau keine starken Beschwerden. Das ändert sich jedoch, wenn der Bruchsack eingeklemmt ist: Symptome wie Schmerzen und eine sichtbare Schwellung sind dann plötzlich viel ausgeprägter und gehen nicht mehr von alleine weg. Zudem führt eine solche Einklemmung dazu, dass
- der Leistenbruch sich nicht mehr in den Bauchraum zurückschieben lässt,
- die Vorwölbung nicht mehr weich, sondern deutlich fester ist und
- die Haut im Bereich des Leistenbruchs gerötet ist.
Ein eingeklemmter Leistenbruch bei Frau und Mann gilt immer als Notfall. Denn ohne rasche ärztliche Behandlung können daraus lebensbedrohliche Komplikationen wie ein Darmverschluss, eine Bauchfellentzündung und/oder eine Sepsis entstehen.
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Ausführlichere Informationen über typische Leistenbruch-Symptome bei Frau, Mann und Kind sowie über mögliche Anzeichen und Folgen einer Einklemmung finden Sie hier.
Schenkelbruch statt Leistenbruch?
Scheinbare Anzeichen für einen Leistenbruch weisen bei der Frau nicht selten auf einen Schenkelbruch hin. Schenkelbrüche (Fachbegriff: Femuralhernien) können – ebenso wie Leistenbrüche – eine Schwellung in der Leiste mit Schmerzen verursachen, die aber gerade anfangs oft nicht sichtbar ist. Unterscheiden lassen sich die beiden Brüche daran, dass
- Schenkelbrüche am Oberschenkel unterhalb vom Leistenband entstehen, während sich Leistenbrüche oberhalb vom Leistenband bilden. (Das Leistenband ist ein Bindegewebsstrang, der beidseitig von der Beckenschaufel schräg nach unten zum Schambein verläuft.)
- die Schmerzen beim Schenkelbruch meist stärker sind als beim Leistenbruch.
Ob ein Schenkelbruch statt (oder auch zusätzlich zum) Leistenbruch vorliegt, kann bei der Frau dennoch schwer zu erkennen sein. Denn häufig – vor allem bei starkem Übergewicht – sind Schenkelbrüche nur schlecht zu ertasten. Für Betroffene ist ein unerkannter Schenkelbruch jedoch ein hohes Risiko, da dieser eher zur Einklemmung führt, die schnell lebensbedrohlich verlaufen kann.
Worin hat ein Leistenbruch bei der Frau seine Ursache?
Grundsätzlich hat ein Leistenbruch bei der Frau dieselbe Ursache wie jede äußere Hernie (zu denen auch die Nabel-, die Narben- und die Zwerchfellhernie gehören): eine Schwachstelle in der vorderen Bauchwand, an der das Gewebe dem Druck innerhalb des Bauchs leichter nachgibt. Die Leistenregion bildet bei allen Menschen eine natürliche Schwachstelle, weil die Bauchwand dort
- eine teils nur ziemlich dünne Muskel-Sehnen-Schicht hat und
- vom Leistenkanal durchzogen wird, der die Bauchhöhle mit der Leistenregion verbindet.
Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko für einen Leistenbruch bei der Frau. Ursache ist oft eine altersbedingte Bindegewebsschwäche. Weitere Faktoren, die das Bindegewebe schwächen und somit Leistenbrüche begünstigen können, sind zum Beispiel: Erkrankungen, Rauchen, Untergewicht oder frühere Verletzungen der Bauchwand.

