Zu Beginn ruft eine Leberzirrhose oft keine Beschwerden hervor. Später sind vielfältige Symptome möglich – etwa an Haut und Augen, der Zunge und im Bauch.
Das Wichtigste im Überblick
Die Leberzirrhose ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die so früh wie möglich behandelt werden sollte. Sonst droht ein Leberversagen, was verheerende Komplikationen nach sich ziehen kann. Unter anderem können innere Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) auftreten oder sich gefährliche Wasseransammlungen im Gewebe entwickeln, meist im Bauch.
Nur mit rechtzeitiger Therapie haben Erkrankte eine Chance, trotz der Leberschädigung noch einige Jahre oder Jahrzehnte zu leben. Das Problem: Viele merken zunächst nichts von der Erkrankung. Denn im Anfangsstadium äußert sich die Leberzirrhose in der Regel noch nicht durch offensichtliche Anzeichen. Spürbare Beschwerden wie Schmerzen entwickeln sich ebenfalls erst im späteren Verlauf.
Um eine Leberzirrhose rechtzeitig zu erkennen, reicht es daher nicht, den eigenen Körper auf etwaige Symptome abzusuchen. Vielmehr sollten sich Menschen mit einem erhöhten Risiko für eine Zirrhose frühzeitig ärztlich untersuchen lassen: Die Ärztin oder der Arzt kann Lebererkrankungen schon vor Beginn der Symptome feststellen, unter anderem anhand der Leberwerte im Blut.
Ein Risiko für eine Leberzirrhose besteht, wenn das Organ über eine zu lange Zeit schädlichen Einflüssen wie Alkohol oder bestimmten Arzneien oder einer Infektion mit Hepatitis-Viren ausgesetzt war oder ist. Dann stirbt immer mehr Lebergewebe ab und wird durch Bindegewebe ersetzt, welches die Funktion der Leberzellen nicht übernehmen kann.
Wer keine dieser Risikofaktoren aufweist, hat normalerweise keine Leberzirrhose zu befürchten. Tritt dennoch eines oder mehrere der hier genannten Symptome auf, liegt dem wahrscheinlich ein anderer Auslöser zugrunde.
Ohnehin sind viele Symptome der Leberzirrhose unspezifisch, das heißt: Neben einer Leberzirrhose können auch andere Ursachen dahinterstecken.
Alle häufigen Leberzirrhose-Symptome im Überblick
Zu den möglichen Symptomen einer Leberzirrhose zählen:
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit und verminderte Leistungsfähigkeit (bei etwa 70 von 100 Betroffenen)
- Druck- und Völlegefühl im Oberbauch (bei etwa 60 von 100 Erkrankten), mitunter verbunden mit Blähungen
- Übelkeit
- Gewichtsverlust
- dünner werdende Haut, wodurch diese pergamentartig aussieht
- auffällige Ausdehnung der Venen unter der Bauchhaut
- vorgewölbter Bauch durch Wassereinlagerungen
- Juckreiz
- dauerhaft gerötete Handflächen (vor allem Daumen- und Kleinfingerballen) und Fußsohlen
- stern- oder spinnenförmig erweiterte Blutgefäße, die durch die Haut schimmern (an Kopf und Rumpf)
- rote, glänzende Zunge und Lippen (Lackzunge und Lacklippen)
- Gelbsucht (Ikterus)
- vermehrte Bildung von Bindegewebe in der Handfläche und an den Fingern, das dazu führt, dass sich einige oder alle Finger – oft der Ringfinger und der kleine Finger – nicht mehr ganz strecken lassen
- sexuelle Unlust
- bei Männern: Verlust der Körperbehaarung an Bauch und Brust, Wachstum der Brüste und Erektionsstörungen
- bei Frauen: Menstruationsstörungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö)
Leberzirrhose: Zeichen an Haut, Nägeln und Augen (Leberhautzeichen)
Wenn das Lebergewebe geschädigt ist, kann sich das durch sichtbare und spürbare Symptome an der Haut bemerkbar machen, sogenannte Leberhautzeichen. Einige dieser Symptome betreffen die Haut am gesamten Körper. Das gilt etwa für die Gelbsucht. Auch kann die Haut insgesamt dünner und pergamentartig werden. Wenn Juckreiz hinzukommt, was bei einer Leberzirrhose ebenfalls oft der Fall ist, kann die Haut zudem Kratzspuren aufweisen.
Andere Leberhautzeichen hingegen treten nur oder hauptsächlich an bestimmten Körperstellen in Erscheinung – etwa im Gesicht oder an den Händen.
Leberhautzeichen im Gesicht und am Rumpf
Ein typisches Symptom im Gesicht sind die sogenannten Lacklippen sowie die Lackzunge: Die Lippen und die Zunge sehen ungewöhnlich rot, glatt und glänzend aus. Grund dafür ist ein Rückgang der Schleimhaut, wodurch unter anderem die Zungenpapillen verkümmern. Das sind die winzigen, warzenförmigen Erhebungen auf der Zungenoberfläche.
Außerdem können die Mundwinkel eingerissen sein, Fachleute sprechen von Mundwinkelrhagaden.
Ein weiteres typisches Hautsymptom der Leberzirrhose sind neugebildete und dauerhaft erweiterte Gefäße unter der Haut. Diese entwickeln sich, weil sich Blut vor der vernarbten Leber staut und der Druck in den Gefäßen steigt.
Sichtbar werden diese Gefäße meist als sogenannte Gefäßspinnen (Spider naevi) im Gesicht und am Oberkörper. Das sind Knötchen von der Größe eines Stecknadelknopfes, von denen sich feine Äderchen spinnenbeinartig nach außen ziehen. Manchmal ist auch von Lebersternchen die Rede.
Seltener äußert sich diese Folge der Leberzirrhose durch die sogenannte Geldscheinhaut oder Papiergeldhaut. Dabei verändern die vielen erweiterten Gefäße die Hautoberfläche so, dass sie an die knittrige Struktur alter Geldscheine erinnern.
Leberhautzeichen an den Händen und Füßen
Bei manchen Erkrankten führt die Zirrhose zu einer dauerhaften Rötung der Handflächen, insbesondere der Daumen- und Kleinfingerballen, sowie der Fußsohlen. Zudem können sich die Nägel verändern. Typisch sind etwa die sogenannten Weißnägel oder Milchglasnägel: Die Nägel werden weiß und trüb.
Wichtig: All diese Hautveränderungen deuten nicht zwingend auf eine Leberzirrhose hin. Gerötete Daumen- und Kleinfingerballen und Gefäßspinnen können etwa auch eine Begleiterscheinung einer Schwangerschaft sein. Etwa jede zweite Schwangere bemerkt diese oder andere Leberhautzeichen bei sich. Meist verschwinden diese nach der Schwangerschaft von selbst.
Wie Leberzirrhose zu Gelbsucht (Ikterus) führt
Das vielleicht bekannteste Symptom der Leberzirrhose ist die Gelbsucht, auch Ikterus genannt. Dabei verfärben sich die Haut und das Augenweiß gelb, weil sich Bilirubin im Gewebe ablagert.
Bilirubin ist ein orangefarbener Stoff, den der Körper beim Abbau roter Blutkörperchen bildet. Normalerweise hilft die Leber dabei, Bilirubin mit dem Urin und dem Stuhl zu entsorgen. Wenn die Leber geschädigt ist, kann sie Bilirubin nicht mehr so schnell aufnehmen, sodass es sich im Blut sammelt und dann im Körpergewebe anreichert.