Karl Lauterbach und andere Minister sitzen bei zahlreichen EM-Spielen auf der Tribüne. Doch wo kommen die Karten her?
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist bei dieser Fußball-Europameisterschaft sehr präsent. Zahlreiche Spiele hat er bereits besucht und seine Erlebnisse fleißig in den sozialen Medien dokumentiert. Dort wird nun auch diskutiert, warum der Gesundheitsminister so viele Spiele besuchen muss.
„Die Mitglieder der Bundesregierung zeigen mit ihren Besuchen bei den EM-Spielen die Unterstützung der gesamten Bundesregierung für dieses große Sportereignis“, begründet ein Sprecher des Gesundheitsministeriums die Spielbesuche auf t-online-Anfrage. Daher sei es „üblich und völlig normal“ für Vertreter der Bundesregierung an Sportgroßereignissen teilzunehmen – insbesondere wenn diese in Deutschland stattfinden.
An Karten zu kommen, ist für Lauterbach zudem kein Problem. Die Uefa hat laut Ministeriumsangaben der Bundesregierung für jedes Spiel Ehrenkarten zur Verfügung gestellt, die für „Spielbesuche von Repräsentanten des Bundes aus dienstlichem Anlass vorgesehen sind“. So solle sichergestellt werden, dass bei jedem Spiel Vertreter der Bundesrepublik als Gastgeber anwesend sind. Da die Karten direkt von der Uefa, dem Veranstalter der EM, kommen, sind sie für die Bundesregierung kostenlos.
Nach Angaben des Innenministeriums auf Anfrage des „Business Insiders“ seien die Karten dabei nicht nur für Minister vorgesehen, auch Vertreter des Bundestags bekommen Tickets. Nach Angaben der „Bild“ hat die Bundesregierung für das Eröffnungsspiel 35 Tickets erhalten, für alle anderen deutschen Spiele 30. Zudem gebe es zehn Tickets für alle Partien ohne deutsche Beteiligung, im Halbfinale erhöhe sich die Zahl auf zwölf, im Finale auf 30. Bei allen anderen Spielen in Berlin vergebe die Uefa zudem sechs weitere Tickets an den Bund. Insgesamt erhält die Regierung so 669 Karten von der Uefa.
Lauterbach besuchte abgesehen vom Eröffnungsspiel alle Partien mit deutscher Beteiligung und war auch beim Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich anwesend. Auch zahlreiche andere Minister verfolgten einen Großteil der deutschen Spiele im Stadion.
Zuvor hatte etwa der „Tagesspiegel“-Journalist Julius Betschka auf X gefragt: „Nennt mich kleinkariert, aber warum organisiert sich der Gesundheitsminister Karten für jedes wichtige Spiel? Kein Skandal, aber politisches Gespür fühlt sich für mich anders an.“ Der CDU-Politiker und ehemalige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz, ergänzte darunter: „Ich hoffe mal, dass sie den geldwerten Vorteil versteuern.“
Da es sich um rein dienstliche Reisen als Vertreter der Bundesregierung handelt, ist dies allerdings wohl nicht notwendig.