Nur drei der 24 teilnehmenden Teams sind der Aufforderung von T&E gefolgt, während des einmonatigen Fußballspektakels auf Flüge zu verzichten.
Deutschland möchte die Fußball-Europameisterschaft 2024 zum grünsten Turnier aller Zeiten machen. Doch laut Transport & Environment (T&E) könnten die Ambitionen noch höher sein, wenn die Nationalmannschaften einfach nur spielen und aufs Fliegen verzichten würden.
Eine Analyse des Dachverbands der Nichtregierungsorganisationen zur Förderung nachhaltigen Reisens ergab, dass die Nationalmannschaften ihre Emissionen um 60 Prozent senken könnten, wenn sie auf das Fliegen verzichteten und stattdessen Bahn oder Bus nutzten.
Leider hat außer Deutschland, Portugal und der Schweiz bisher noch kein Team eine solche Zusage gemacht.
„Die UEFA und der Gastgeber Deutschland haben große Anstrengungen unternommen, um die Transport-Emissionen rund um das Turnier zu senken und es so zur umweltfreundlichsten Meisterschaft aller Zeiten zu machen. Das zeigt, was möglich ist“, sagte Erin Vera, Travel Smart Campaigner bei T&E, in einer Erklärung.
„Enttäuschenderweise gehen die Nationalteams bisher nicht mit gutem Beispiel voran. Wenn die Teams auf das Flugzeug verzichten und Reisen unternehmen, die sie auch mit dem Zug oder Bus zurücklegen könnten, könnten sie ihre Emissionen drastisch senken“, fügte sie hinzu.
Frankreich könnte Emissionen um 97 Prozent senken
An dem einmonatigen Turnier werden 24 Mannschaften und einige der weltbesten Spieler in zehn deutschen Städten gegeneinander antreten, darunter Englands Kapitän Harry Kane und der französische Kapitän Kylian Mbappé.
Allerdings könnten beide Spieler laut T&E allein durch ihre Transport-Emissionen während des Turniers sieben- bis neunmal mehr Schadstoffe verursachen als der Durchschnittsbürger in einem ganzen Monat, wenn ihre Mannschaften – die zu den Favoriten auf den Pokal zählen – mit dem Flugzeug reisen.
Mbappé und die französische Mannschaft werden ihr Basislager in Paderborn haben, einer Stadt im Westen Deutschlands, die sechs Zugstunden von Paris entfernt liegt. Die Gruppenspiele der Mannschaft finden in Düsseldorf, Leipzig und Dortmund statt, die laut Google Maps weniger als zwei Stunden, vier Stunden bzw. eine Stunde und fünfzehn Minuten von Paderborn entfernt sind.
Berechnungen von T&E haben ergeben, dass Frankreich seine CO2-Emissionen allein in der Gruppenphase um 97 Prozent oder rund 40 Tonnen senken könnte, wenn es vollständig vom Flugzeug auf Bahn- oder Busreisen umsteigen würde.
In der K.o.-Runde findet das Achtelfinale in Leipzig statt, Viertelfinale und Finale in Berlin – eine vierstündige Zugfahrt von Paderborn entfernt – und das Halbfinale in Dortmund. Sollte Frankreich das Finale erreichen, könnte es seine Emissionen um 96 Prozent – also 72 Tonnen CO2 – reduzieren, wenn es vom Flugzeug auf die Schiene oder die Straße umsteigen würde.
Nur drei Teams haben Zusagen gemacht
Die UEFA (Union Europäischer Fußballverbände) und Gastgeber Deutschland haben Anstrengungen unternommen, um Bahnreisen für Mannschaften und Fans zu fördern, da sie erkannt haben, dass der größte Teil der Emissionen des Turniers, nämlich 80 Prozent, auf den Transport zurückzuführen ist.
Um die Reisezeit und die damit verbundenen Emissionen zu reduzieren, wurden die Spiele der Gruppenphase geografisch nahe beieinander geplant.
Jeder Karteninhaber hat Anspruch auf eine 36-Stunden-Karte, mit der er die öffentlichen Verkehrsmittel in und um die zehn Austragungsstädte nutzen kann. Die Deutsche Bahn bietet den Fans zudem ermäßigte Preise für Fahrten im ganzen Land an.
T&E und andere Klimagruppen in ganz Europa forderten die Nationalmannschaften letzten Monat dazu auf, sich zu nachhaltigerem Reisen zu verpflichten.
Deutschland hat zugesagt, in der Gruppenphase auf Flüge zu verzichten und damit seine potenziellen Emissionen um 98 Prozent zu reduzieren, äußerte sich jedoch nicht zu seinen Plänen für die K.-o.-Runde.
Die Schweiz erklärte sich bereit, mit dem Bus zu ihrem Basislager in Stuttgart zu reisen, das etwa vier Stunden von ihrem Trainingsgelände entfernt ist.
Auch Portugal wird bei zwei von drei Spielen der Gruppenphase auf Auswärtsspiele umsteigen und „hat seine Absicht bekundet, bereits bei diesem Turnier mit der Meldung der Reise-Emissionen zu beginnen, um für kommende Turniere wie die Weltmeisterschaft Reduktionsziele festlegen zu können“, so T&E.