Der bisherige Vizepräsident in Taiwan, Lai Ching-te, hat bei der Präsidentschaftswahl gewonnen. Es ist der dritte Sieg der Fortschrittspartei in Folge.
Bei der Präsidentschaftswahl in Taiwan hat der bisherige Vizepräsident Lai Ching-te gewonnen. Er war für die Unabhängigkeit Taiwans von China angetreten. „Ich möchte den Menschen in Taiwan dafür danken, dass sie ein neues Kapitel in unserer Demokratie schreiben“, sagte der 64-Jährige am Samstag in Taipeh. Man habe der Welt gezeigt, wie sehr man die Demokratie liebe. Das Volk von Taiwan habe erfolgreich einer Einflussnahme von außen widerstanden.
Der Politiker von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) kam nach einer ersten Auszählung der Stimmen aus mehr als 60 Prozent der Wahllokale auf 41,6 Prozent, wie die Wahlkommission am Samstag mitteilte. Sein wichtigster Widersacher, der von der chinafreundlichen Kuomintang (KMT) aufgestellte Hou Yu-ih, lag demnach mit 33,2 Prozent deutlich dahinter.
Konkurrenten Lais gaben auf
Ein offizielles Wahlergebnis wurde erst für den späten Samstagabend Ortszeit erwartet. Yu-ih sowie weitere Kandidaten hatten jedoch nach Bekanntgabe des Zwischenergebnisses aufgegeben. Damit ist Lai der Sieger der Wahl und die Fortschrittspartei gewinnt das dritte Mal in Folge die Präsidentschaftswahlen in Taiwan.
Der neue Präsident tritt sein Amt am 20. Mai an. Er galt als Favorit bei den Präsidentschaftswahlen und trat als Nachfolger seiner Partei für die bisherige Präsidentin Tsai Ing-wen an. Diese darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr als Kandidatin antreten. Mehr zu den Parteien in Taiwan lesen Sie hier.
Lai hatte sich für die Erhaltung des Friedens ausgesprochen, eine Fortführung der bisherigen Politik sowie eine Stärkung des Militärs. Das Schicksal der Insel mit etwa 23,5 Millionen Einwohnern ist aufgrund ihrer Rolle in der Halbleiterindustrie von erheblicher Bedeutung für die Weltwirtschaft. So hat dort der weltgrößte Auftragschiphersteller TSMC seinen Sitz.
Peking dürfte Druck auf Taiwan fortsetzen
Chinas kommunistische Führung dürfte nun den Druck auf Taiwan fortsetzen. Peking zählt die Inselrepublik zum Gebiet Chinas, obwohl Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung hat. Den Kontakt mit der Regierung in Taipeh hatte der chinesische Präsident Xi Jinping im Jahr 2016 eingefroren, da er die für die Unabhängigkeit Taiwans stehende DPP als separatistisch ansieht.
In der für die globale Schifffahrt wichtigen Meerenge zwischen China und Taiwan, wo das chinesische Militär als Machtdemonstration fast täglich Kampfjets in Richtung der Inselrepublik schickt, könnten die Spannungen daher anhalten oder sogar zunehmen. China will eine „Wiedervereinigung“ der Insel mit dem Festland, notfalls auch mit militärischer Gewalt.