Die Hochwasserlage in Niedersachsen ist angespannt. Die Okertalsperre im Harz läuft über. Dort sammeln sich mittlerweile Schaulustige.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) rechnet in den kommenden Tagen weiter mit einer angespannten Hochwassersituation. „Tatsächlich ist die Lage in ganz Niedersachsen sehr angespannt“, sagte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer am Dienstag bei einem Vor-Ort-Termin mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an der Okertalsperre im Harz.
In vielen Teilen des Landes sei auch in den kommenden Tagen mit steigenden Pegelständen zu rechnen, betonte Rickmeyer. „Wir haben ja einmal Hochwassersituationen in den großen Flüssen, aber wir haben natürlich auch überall im ganzen Land viele kleine Bäche, die anschwellen.“
Regenprognose stimmt optimistisch
Zwar stimme die jüngste Regenprognose des Deutschen Wetterdienstes optimistisch. „Ich bin jetzt erst mal froh, dass es zwei bis drei Tage nicht regnen soll“, sagte Rickmeyer. „Das heißt aber nicht, dass wir jetzt überall schon fallende Wasserstände haben, weil wir einfach sehr viel Wasservolumen im System haben.“ Große Sorgen macht ihr dabei auch die Mittelweser. „Da erwarten wir in den nächsten Tagen auch noch Höchstwasserstände.“ Zwar sei in Hannoversch Münden, wo sich Fulda und Werra zur Weser vereinen, offenbar der Höchststand erreicht. Aber im weiteren Flussverlauf werde es noch dauern, bis dieser Scheitel ankomme.
Mit einem weiteren Steigen der Pegelstände ist auch an der Oker zu rechnen. Am Dienstagmorgen war die Talsperre vollgelaufen und der automatische Überlastungsüberlauf geöffnet worden, sagte Andreas Lange, Bereichsleiter für Ressourcen und Prokurist beim Betreiber Harzwasserwerke. Das Wasser ergießt sich nun in einer großen Fontäne in die Oker und lässt die Pegelstände weiter ansteigen. An der Talsperre beobachteten am Dienstag Hunderte Schaulustige das Geschehen.
Notüberlauf zuletzt 1994 geöffnet
„Das ist eine außergewöhnliche Lage“, sagte Lange. Die Talsperre, von der die Betreiber zuvor gezielt Wasser abgelassen hatten, um nun mehr aufnehmen zu können, sei inzwischen zu etwa 100 Prozent gefüllt. Daher sei um 4 Uhr der automatische Notüberlauf angesprungen und leite inzwischen Wasser in den Fluss ab. „Das hatten wir zuletzt 1994, also vor vielen Jahren.“ Derzeit würden 20 Kubikmeter pro Sekunde in die Oker geleitet. Auch die Innerstetalsperre sei inzwischen voll, dort wurde bereit um 1 Uhr der Notüberlauf geöffnet.
An den anderen vier Talsperren im Harz sehe es aber noch besser aus, so Lange. Derzeit sei nicht davon auszugehen, dass noch weitere Talsperren volllaufen. Ein Teil des überschüssigen Wassers aus der Okertalsperre könne sogar noch in die Granetalsperre abgeleitet werden, die noch nicht voll sei.