Nikosia, Prag, Wien Trotz des über einen Monat andauernden Kriegs in der Ukraine steuert die Euro-Zone aus Sicht der EZB nicht auf eine Stagflation zu. Weder eine nachhaltige Rezession noch eine immer höhere Inflation zeichneten sich ab, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch in Nikosia.
Zwar gebe es Inflationstreiber wie Energie- und Nahrungsmittelkosten, doch sei nicht davon auszugehen, dass diese sich weiter „höher und höher“ bewegten. Die Invasion der Ukraine sorge aber grundsätzlich für einen Vertrauensverlust und trübe den Konjunkturausblick: „Wir werden auf kurze Sicht mit höherer Inflation und niedrigerem Wachstum konfrontiert sein“, warnte die Französin.
Umso länger der Krieg dauere, desto höher würden die wirtschaftlichen Folgekosten ausfallen. Damit steige auch das Risiko, dass ein ungünstiges Szenario für die Wirtschaft eintrete. Die Investitionen der Wirtschaft dürften unter dem Konflikt leiden. Die Verbraucherstimmung habe sich bereits eingetrübt, sagte Lagarde.
Dies belegen auch die Daten der EU-Kommission: Die Stimmung in der Wirtschaft der Euro-Zone ist im März infolge des Krieges eingebrochen. Am stärksten bergab ging es mit der Laune der Verbraucher.
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Auch in der Industrie trübt sie sich ein. Der Einzelhandel ist ebenfalls pessimistischer gestimmt, während die Dienstleister zuversichtlicher sind.
Die EZB will im dritten Quartal ihre milliardenschweren Anleihenkäufe beenden, wenn es die Inflationsaussichten erlauben. Das Abschalten dieses Programms gilt als Vorstufe einer Zinserhöhung, die laut EZB „einige Zeit“ nach dem Ende der Anleihen-Zukäufe vollzogen werden soll.
Zinserhöhung im September?
Die EZB könnte aus Sicht von Ratsmitglied Peter Kazimir gegen Ende des Jahres die Zinswende einleiten. Dies gelte aber nur für den Fall, dass es zu keiner dramatischen Eskalation des Krieges komme, sagte der slowakische Notenbankchef.
Er sei dafür, dass sich die EZB binnen eines Jahres beim sogenannten Einlagesatz aus dem negativen Bereich herausbewege. Derzeit liegt dieser bei minus 0,5 Prozent. Dies bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken.
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Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann dringt auf eine Abschaffung dieser Strafzinsen bis zum Jahresende. Eine erste Zinserhöhung ist aus seiner Sicht bereits im Spätsommer möglich.
Wenn es im Juli keine neuen Wertpapierkäufe mehr geben sollte, könnte man bereits im September den ersten Zinsschritt gehen, sagte er in Wien. Im Dezember könne dann ein zweiter folgen: „Das wäre mit den Ankündigungen konsistent.“
Eine geldpolitische Straffung sei sein Wunsch, aber sicherlich nicht nur eine Phantasm, sagte Holzmann: Auch eine Reihe seiner Kollegen im EZB-Rat hätten sich ähnlich geäußert.
Er verwies dabei ausdrücklich auf den niederländischen Zentralbankchef Klaas Knot. Dieser hatte unlängst zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr nicht ausgeschlossen.
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