Am Montag kommen die katholischen deutschen Bischöfe in Augsburg zusammen – aber den wichtigsten Punkt hat ihnen der Papst von der Tagesordnung gestrichen.
In krisenhafter Stimmung beginnt am Montag (14.30 Uhr) die viertägige Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Kurz vor der Tagung in Augsburg hatte der Vatikan interveniert und den deutschen Glaubensbrüdern eine dort geplante Abstimmung faktisch verboten. Die Bischöfe wollten über die Satzung des Synodalen Ausschusses abstimmen. Dieser Ausschuss soll einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Kleriker und Laien künftig gleichberechtigt entscheiden sollen.
Der Vatikan hat aber schon mehrfach darauf hingewiesen, dass dies in der katholischen Kirche so nicht vorgesehen sei. Dort haben nach klassischem Verständnis der Papst und die von ihm berufenen Bischöfe das Sagen.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller, der selbst Mitglied des Synodalen Ausschusses ist, kritisierte das Vorgehen des Vatikans scharf. Das Eingreifen von höchster Stelle belege die „panische Angst Roms, dass in Deutschland zukünftig Bischöfe den verbindlichen Rat der Gläubigen einholen müssen“, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist eine direkte Misstrauenserklärung an die reformbereiten deutschen Bischöfe, an ihrer Spitze ihr Vorsitzender Bischof Georg Bätzing aus Limburg.“
Schüller bezeichnete die Intervention des Vatikans als „Schlag in die Magengrube“ Bätzings und der anderen Reformer. „Der Papst misstraut abgrundtief der deutschen Kirche und ihren Bischöfen.“ Wie willkürlich die Entscheidung von Franziskus sei, zeige sich auch darin, dass er für das Amazonasgebiet durchaus ein Statut genehmigt habe, bei dem Bischöfe und Laien gleichberechtigt und stimmberechtigt seien. „Damit wird deutlich: In der katholischen Kirche entscheidet allein der Papst, was aus seiner Sicht synodal bedeutet und wem er es gestattet und wem nicht.“ Im Ergebnis bedeute dieses Machtwort das Ende des Synodalen Ausschusses.
„Synodaler Weg“ soll Macht in der Kirche umverteilen
Der Theologe Daniel Bogner warnte die deutschen Bischöfe davor, jetzt einzuknicken und das Reformversprechen zurückzunehmen. „Beugen sie sich der römischen Forderung, wird das vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken, der Vertretung der Laien, als Verrat an der gegebenen Zusage empfunden werden, eine verbindliche Antwort auf die Missbrauchskrise zu geben“, sagte Bogner der dpa. Die Bischöfe müssten sich jetzt entscheiden, ob sie bereit seien, eine begrenzte Regelverletzung beim Gehorsam gegenüber den Vatikanbehörden und deren Verständnis von kirchlicher Einheit auf sich zu nehmen. „Von Rom her wird die Situation momentan derart zugespitzt, dass die Bischöfe um diese Güterabwägung nicht länger herumkommen.“ Die Situation zeige, dass die katholische Kirchenstruktur dringend „aus ihrer monarchistischen Hülle befreit“ werden müsse.
Die breitere Verteilung der Macht und andere Reformprojekte sind Ergebnisse des Reformprozesses „Synodaler Weg“, mit dem die katholische Kirche in Deutschland unter anderem auf den massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester reagiert hat. Als Konsequenz daraus sollen Strukturen, die den Missbrauch begünstigt haben, geändert werden. Dazu gehört nach Überzeugung der Mehrheit der Bischöfe auch, dass wichtige Entscheidungen nicht nur von ihnen, sondern auch von normalen Gläubigen ohne Weihe – den sogenannten Laien – getroffen werden.