Düsseldorf Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,
ein Kollege vom Tagesspiegel hat diese Woche Annalena Baerbock im ZDF-Morgenmagazin als „diese junge Dame“ bezeichnet. Dass sie auch Deutschlands Außenministerin ist, hat er korrekterweise hinzugefügt, aber da warfare es bereits zu spät: In den sozialen Netzwerken tobte ein Sturm, die Bezeichnung „junge Dame“ sei sexistisch und äußerst bezeichnend für die Haltung älterer Herren gegenüber erfolgreichen Frauen. Auch, dass der Kollege später über Moderatorin Dunja Hayali eine Entschuldigung für seine Formulierung ausrichten ließ, konnte die Sache nicht mehr retten.
Nun würde ich mich auch nicht freuen, wenn mich jemand als „junge Dame, die neu in der Chefredaktion des Handelsblatts ist“, bezeichnete – auch wenn es sachlich vielleicht korrekt wäre. Glücklicherweise müssen wir hier aber nicht zu tief in die Definition von „jung“ eintauchen, da ich weder Außenministerin noch Teil der Berichterstattung des Morgenmagazins bin. Korrekterweise möchte ich trotzdem hinzufügen: Meine Jobbezeichnung ist „Head of Digital“ und ich bin damit zuständig für alle digitalen Kanäle des Handelsblatts, von der Web site über Publication bis hin zu Podcasts und Social Media.
Perspektivisch würde additionally auch eine Handelsblatt-Redaktion im Metaverse in meinen Verantwortungsbereich fallen. Folgt man der Imaginative and prescient von Fb-Gründer Mark Zuckerberg, sollen wir zukünftig mit einer Digital-Actuality-Brille in jener virtuellen Welt alles tun können, was wir heute in der „echten“ Welt bereits machen. Tatsächlich wollen die meisten Menschen dort aber doch eher sehr viel Geld für ein Haus neben dem Grundstück des US-Rappers Snoop Dogg ausgeben, anstatt im Supermarkt Milch zu kaufen.
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Zuckerberg selbst scheint zumindest so überzeugt von der Idee zu sein, dass er sein Unternehmen im Oktober 2021 in „Meta“ umbenannt hat. Die Recherche meiner Kollegin Larissa Holzki und der Kollegen Thomas Jahn und Stephan Scheuer für unseren Freitagstitel liest sich hingegen weniger überzeugt von dieser Imaginative and prescient in naher Zukunft: Derzeit fehlt es an Rechner-Kapazitäten für eine reibungslose Umsetzung, Zuckerbergs Phase „Actuality Labs“ generierte im Jahr 2021 einen Verlust von rund zehn Milliarden US-Greenback.
Wenn Sie sich nun trotzdem fragen, was das Metaverse für das Handelsblatt bedeuten könnte: Unser Editorial zu diesem Thema gibt Ihnen zumindest einen Eindruck, wie unser Chefredakteur Sebastian Matthes als Avatar dort aussehen könnte.
„Bis sich Konferenzteilnehmer auf dem Holodeck des Raumschiffs Enterprise treffen können, werden noch viele, viele Jahre vergehen.“
Was uns diese Woche sonst noch beschäftigt hat
1. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat vergangene Woche die ukrainische Donbass-Area besucht – in diesem Kontext fiel übrigens auch die eingangs erwähnte Bemerkung zu ihr als „junge Dame“. Nach ihrem Besuch zeigte sie sich äußerst besorgt über die Scenario vor Ort. Am Freitagabend kam dann die Nachricht: Geheimdienste halten einem Angriff Russlands auf die Ukraine in den kommenden Tagen für möglich . Die US-Regierung rief ihre Bürgerinnen und Bürger dazu auf, die Ukraine innerhalb der kommenden 48 Stunden zu verlassen.
Nach einer Schaltkonferenz der westlichen Verbündeten zur Ukraine-Krise hieß es am Freitag, die Lage werde von den Teilnehmern aus der Europäischer Union und der Nato als „sehr, sehr ernst“ eingeschätzt. Man wolle weiter versuchen, Russland mit diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation zu bewegen. „Es gilt einen Krieg in Europa zu verhindern“, schrieb Regierungssprecher Steffen Hebestreit auf Twitter.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte für die kommende Woche Reisen nach Kiew und Moskau geplant, am Samstag will US-Präsident Biden mit Putin sprechen. Tagesaktuelle Entwicklungen zur Lage in der Ukraine finden Sie natürlich auch in unserem Dwell-Weblog.
2. Diese Woche warfare der ideale Zeitpunkt für Europe 2022, die große Konferenz zur Zukunft Europas, ausgerichtet von Tagesspiegel, Zeit, Wirtschaftswoche und Handelsblatt. Hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Montag noch mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire über eine souveräne europäische Energieversorgung verhandelt, kritisierte er Frankreichs Energiepolitik am Mittwoch auf der Europe 2022 bereits als „rückständig“.
Le Maire forderte wiederum auf der Konferenz ein milliardenschweres Programm für junge europäische Technologieunternehmen und stellte dies am Dienstagnachmittag gemeinsam mit Finanzminister Christian Lindner in Paris vor. Und all das in einer Zeit, in der die EU ein 43 Milliarden Euro umfassendes Förderprogramm für die europäische Chipindustrie auf den Weg bringt. Weitere Gäste auf der Konferenz waren EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, EU-Kommissarin Margrethe Vestager und Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
3. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat in den vergangenen Jahren schon einige interessante Pirouetten gedreht. Mit der Corona-Pandemie hat er allerdings endgültig seine – positiv ausgedrückt – enorme Wandlungsfähigkeit gezeigt. Wollte er zu Beginn offenbar noch der Härteste unter den Hardlinern sein, mit nächtlichen Ausgangssperren und Leseverboten auf Parkbänken, scheint seit vergangener Woche wieder maximale Lockerheit angesagt. So will Söder auf einmal nicht mehr die bereits vereinbarte verpflichtende Impfung für Mitarbeitende in Pflegeinrichtungen umsetzen. SPD und Grüne sind entsetzt, gleichzeitig wächst so der Druck auf Gesundheitsminister Karl Lauterbach, zeitnah konkrete Lockerungspläne vorzulegen.
4. Dass Lieferverzögerungen für viele Produkte actual sind, wurde den meisten Menschen im vergangenen Jahr spätestens an Weihnachten klar, als Plätze unterm Tannenbaum leer bleiben mussten. Doch woran genau es hakt, bleibt oft im Dunkeln. Umso mehr habe ich mich diese Woche über das Stück meines Kollegen Christoph Schlautmann gefreut, der die Lieferkettenproblematik sehr anschaulich anhand eines LED-Fernsehers nachvollzogen hat. Das Gerät kam am Ende 41 Tage zu spät an.
5. Von einem „quick beispiellosen Absturz“ schreibt mein Kollege Florian Kolf über die Aktie der Berliner Bestellplattform „Supply Hero“. Manche vergleichen den Fall bereits mit Wirecard. Die Aktie hatte nach einem drastischen Ausverkauf von rund 30 Prozent über den Freitag hinweg weiter an Wert verloren. Der Grund? Nach durchwachsenen Prognosen verlieren immer mehr Investoren das Vertrauen in den Essenslieferdienst. Innerhalb nicht mal eines Jahres ist der Kurs von 140 Euro in der Spitze nun auf intestine 40 Euro zusammengeschmolzen. Das Thema wird uns kommende Woche sicherlich weiter begleiten.
6. Plug-in-Hybride, additionally Fahrzeuge mit sowohl Verbrennermotor als auch Elektroantrieb, galten lange als Alleskönner. Wer regelmäßig lädt, fährt auf der Kurzstrecke vollelektrisch und kann auf der Langstrecke auf den Verbrenner zurückgreifen. Doch eine exklusiv dem Handelsblatt vorliegende Studie des „Middle Automotive Analysis“ hat vergangene Woche gezeigt: Viele der heute hergestellten Fahrzeuge werden zukünftig nicht mehr förderfähig sein – es droht ein enormer Wertverfall.
7. Während der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel vergangene Woche darauf drängte, dass die EZB zeitnah auf die hohe Inflation reagiert, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Freitag, sie halte die Debatte um die „Greenflation“ für übertrieben.
Warum Lagardes kompliziertes Verhältnis zur Öffentlichkeit es schwer macht, ihre Geldpolitik nachzuvollziehen, haben meine Kollegen Jan Mallien und Frank Wiebe diese Woche lesenswert beschrieben.
8. Ein Textual content der Konkurrenz hat diese Woche auch bei uns in der Redaktion für rege Diskussionen gesorgt. Die Monetary Occasions schrieb über den Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, dass der Vorwurf des sexualisierten Machtmissbrauches dem Springer-Konzern bereits vor der Untersuchung durch die Kanzlei Freshfields bekannt gewesen sein soll. Auch wird beschrieben, dass Reichelt Particulars aus dem Report kannte. Ich empfehle hierzu den Kommentar meiner Kollegin Teresa Stiens. Sie schreibt: „Die Vorfälle bei der „Bild“ sind ein Weckruf. Sie zeigen gerade durch ihre Absurdität, welche patriarchalen Kettenreaktionen auf sexualisierten Machtmissbrauch oft immer noch folgen.
Ich freue mich über Ihre Rückmeldungen auf mein erstes Morning Briefing – gern an [email protected]
Ihnen ein schönes Wochenende,
Ihre
Charlotte Haunhorst
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