Bei einer Veranstaltung am Donnerstag gab Oberbürgermeisterin Reker bekannt, dass sich die Baumaßnahmen rund um das eingestürzte Kölner Stadtarchiv bis 2031 hinziehen. Zudem äußerte sie sich zum eingestellten Strafverfahren.
Die Bauarbeiten rund um das eingestürzte Stadtarchiv am Waidmarkt sollen sich noch bis ins Jahr 2031 hinziehen. Das sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend. Unter dem Titel „Auf dem Weg zu einem Neuen Waidmarkt“ hatte die Stadt in die Aula der Kaiserin-Augusta-Schule eingeladen.
Nach einer Präsentation der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), in der die nötigen Schritte zur Vollendung des Bauprojekts erklärt wurden, folgte eine Rede von Reker. Diese bezog erstmals Stellung zur Entscheidung des Landgerichts Köln, das Strafverfahren gegen vier Angeklagte im Zusammenhang des Stadtarchiv-Einsturzes einzustellen. Die Einstellung des Strafverfahrens habe viele Menschen betroffen gemacht, so Reker. Das Gefühl, dass niemand zur Verantwortung gezogen werde, könne sie gut nachvollziehen.
Die Begründung des Gerichts, 15 Jahre nach der Katastrophe habe das öffentliche Interesse abgenommen, zweifelte sie an.
„Für mich steht fest, dass es einen Ort des Erinnerns braucht“, sagte Reker und betonte: „Auch ich will keinen Schlussstrich.“ Das übergeordnete Ziel bleibe jedoch, die Stadtbahn möglichst schnell fertigzustellen und die Baumaßnahmen zu beenden.
Günter Otten von der Initiative „ArchivKomplex“ warb für eine Petition, die sich für die Wiederaufnahme des Strafverfahrens einsetzt.
Neben Vertretern von „ArchivKomplex“ und „Köln kann auch anders“ kam auch André Decker von der Künstlergruppe „Observatorium“ aus Rotterdam zu Wort. Diese wurde von der Stadt Köln mit einer künstlerischen Intervention am Waidmarkt beauftragt. Decker gab zu, dass er die Aufgabe, den Anwohnern am Waidmarkt mithilfe eines Kunstwerks in der langen Wartezeit auf die Fertigstellung der Baustelle Mut zu machen, als schwierig empfinde.
Er bat um Gastfreundschaft, denn das mobile Atelier soll beispielsweise in Klassenzimmern untergebracht werden.
Die Schüler der Kaiserin-Augusta-Schule konnten mit ihrer Präsentation, die sie in einem Zeitraum von nur drei Tagen erstellt hatten, am meisten überzeugen. Es wurde deutlich, dass ihnen neben der Möglichkeit, selbst an solchen demokratischen Prozessen teilnehmen zu können, auch der Umweltschutz ein wichtiges Anliegen ist.
Zu ihren Ideen für den Waidmarkt zählten Radwege, Grünflächen, mehr Sitzmöglichkeiten, ein Kiosk und die Nutzung des Platzes, an dem sich derzeit die Baugrube befindet, als Veranstaltungsfläche. Auch ein Ort, der an die Opfer des Unglücks erinnert, sei den Schülern wichtig. Die meisten von ihnen seien auch als Anwohner betroffen, sagte eine 17-jährige Schülerin. Sie kenne den Waidmarkt nicht ohne das Loch. Man müsse immer einen großen Bogen darum machen, zudem störe der Baulärm bei Klausuren.
Im Saal bestand generell große Einigkeit darüber, dass mehr Grünflächen in der Innenstadt geschaffen werden und die Erinnerung an den Einsturz des Stadtarchivs aufrechterhalten werden müsse. Reker und Moderator Hoffmann schlossen jedoch aus dem Feedback der anwesenden Bürger, dass die Vernetzung verschiedener Initiativen sowie die Kommunikation der Stadt Köln über bereits erfolgte Maßnahmen (zum Beispiel zum Klimaschutz) noch ausbaufähig sei. Reker werde sich bemühen, diese Informationen zugänglicher zu machen. Auch eine Fortsetzungsveranstaltung im kommenden Jahr bot sie an.