Aktuell richtet sich die Impfempfehlung nur an Kinder mit Risikofaktoren. Aus Sicht des Kinderärzteverbands sollte sie aber ausgeweitet werden – vor allem mit Blick auf eine bevorstehende Grippewelle.
Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) plädiert für eine Ausweitung der Empfehlung der Grippeschutzimpfung auf alle Kinder und Jugendlichen. „Die aktuelle Impfempfehlung gegen Influenza zielt nur auf Kinder mit Risikofaktoren. Das ist aus unserer Sicht falsch“, sagte Verbandspräsident Michael Hubmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch gesunde Kinder seien sehr oft Überträger der Grippeviren.
Oft komme es vor, dass ein infiziertes Enkelkind nur leicht erkranke, seine Großeltern aber steckten sich bei ihm an und bekämen die gefährliche Influenza. „Unser Ziel muss es sein, die Ausbreitung des Virus durch Impfung zu verhindern und damit die Krankheitslast für alle zu mindern. Dafür wäre eine breite Impfung ab dem Kleinkindalter medizinisch sinnvoll“, sagte Hubmann.
Er rechne mit einer massiven Grippewelle. „Wir haben einen eher späten Beginn der Grippesaison, aber einen sehr raschen Anstieg.“ Er rechne noch mit einer starken Grippewelle – „möglicherweise mit einem zweiten Höhepunkt Ende Februar.“ Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in der aktuellen Welle vor allem Kinder im Schulalter und junge Erwachsene betroffen.
Verbandspräsident plädiert für Entlastung der Praxen
Hubmann beklagte zudem einen Mangel an Kinderärzten. „In den vergangenen 30 Jahren wurden viel zu wenige Kinderärzte ausgebildet, jetzt gehen die Babyboomer in Rente und hinterlassen eine gewaltige Lücke.“ Daher sei eine rasche Entlastung der Praxen nötig. „30 Prozent in unserer Arbeit haben nichts mit der Versorgung der Kinder zu tun – sondern mit überflüssiger Bürokratie.“
An diesem Dienstag kommen Vertreterinnen und Vertreter der niedergelassenen Ärzteschaft mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zusammen. Im Mittelpunkt stehe ein Paket mit Maßnahmen für Hausarztpraxen, wie es aus Ministeriumskreisen hieß. Demnach sollen unter anderem für sie Honorar-Obergrenzen aufgehoben werden. Im Blick stünden auch Erleichterungen bei bürokratischen Anforderungen und Regelungen für Hausbesuche.