Die Veranstalter rechneten mit rund 10.000 Menschen, doch schließlich tummelten sich rund 130.000 Demonstrierende auf Hamburgs Straßen. Ihr Ziel: ein Zeichen gegen rechts zu setzen.
Die Menschen drängeln sich auf dem überfüllten Jungfernstieg aneinander vorbei, recken ihre Fahnen und Pappschilder nach oben. Darauf zu lesen: kurze, teils humoristische Slogans wie „Kein Fischbrötchen für Nazis“. In Hamburg haben sich am Freitagnachmittag Zehntausende Menschen auf dem Jungfernstieg versammelt, um gegen rechts zu demonstrieren. Wegen Überfüllung mussten die Veranstalter die Demo früher beenden als beabsichtigt.
Organisatoren der Veranstaltung waren der Verein „Unternehmer ohne Grenzen“, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hamburg. Die Veranstalter hatten zunächst mit rund 10.000 Menschen gerechnet, die Polizei ging im Vorhinein noch von rund 4.000 Personen aus. Schließlich waren es deutlich mehr. Die Veranstalter sprechen von rund 130.000 Demonstrierenden. Der Lagedienst sprach auf Nachfrage von t-online von rund 50.000 Demonstrierenden.
„Es ist höchste Zeit“: Demonstrierende erklären Beweggründe
Mit dabei: die Freundinnen Anja und Maren aus dem Landkreis Rothenburg. Mit einem Plakat mit der Aufschrift „Menschenrechte statt rechte Menschen“ stehen sie mitten im Getümmel. „Es ist höchste Zeit, dass wir uns zu einem demokratischen Staat bekennen, wenn wir den behalten wollen“. Sie ist wegen des Erstarkens der Rechten besorgt. „Mit solchen Märschen können wir zeigen, dass eine Mehrheit das nicht will.“ Freundin Maren unterstützt sie. Sie wolle nicht, dass rechtsextreme Politiker weiterhin mit Steuergeldern unterstützt würden.
Ausgangspunkt der jüngsten Proteste in ganz Deutschland ist ein bekannt gewordenes Treffen zwischen Rechtsradikalen und Politikern der AfD sowie der CDU in einer Potsdamer Villa am 25. November. Das Medienhaus Correctiv hatte darüber berichtet.
Unter dem Motto „Hamburg steht auf – gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“ waren auch zahlreiche Politikerinnen und Politiker, Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaften, Kirchen, Wirtschaftsverbände und Migrantenorganisationen auf Hamburgs Straßen gegangen.
Peter Tschentscher: „Sie wollen die Zeit zurückdrehen“
„Sie wollen die Zeit zurückdrehen, in eine Zeit von Hass und Gewalt, deswegen sagen wir heute laut und deutlich: Nie wieder“, sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Rede auf der Bühne. Doch zahlreiche Protestierende bekamen davon nur wenig mit. Manchen gelang es aufgrund der Menschenmasse nicht einmal, zum Jungfernstieg vorzudringen.
Auch zahlreiche Familien mit Kindern und Jugendliche demonstrierten in Hamburg. „Wir sind hier, weil die Politik der AfD einfach nur menschenverachtend ist“, sagte ein junger Mann, der in Begleitung von mehreren Freundinnen und Freunden die Demo besucht hat. Die Gruppe stammt aus Ohlstedt und hat Schilder aus Pappe gebastelt. Darauf zu lesen: „AfD tut weh, wie ein Hit vom LKW“ und „Auch AfDler essen heimlich Döner“.
Ursprünglich war geplant, die Demo vor dem Rathaus abzuhalten. Doch daraus wurde nichts. Die AfD hatte kurzfristig für Freitagnachmittag im Rathaus eine Fraktionssitzung angesetzt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Nach dem Ende der offiziellen Demo am Jungfernstieg liefen dennoch zahlreiche Menschen Richtung Rathaus. „Ganz Hamburg hasst die AfD“, hallte es von dort aus durch die Innenstadt.