Dreimal musste Galeria schon in die Insolvenz. Nach der Signa-Pleite will nun ein früherer Eigentümer erneut sein Glück versuchen. Ein Experte sieht darin keine Perspektive.
Die Konzernpleite des Signa-Chefs René Benko hat auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof erneut in die Insolvenz getrieben. Ein Käufer scheint nun laut Medienberichten gefunden zu sein: der kanadische Geschäftsmann Richard Baker. Er ist ein alter Bekannter, denn Baker führte Galeria Kaufhof bereits von 2015 bis 2019. Und auch Bernd Beetz, der damals Aufsichtsratsvorsitzender war, steigt mit ein.
Baker war als Chef der Warenhauskette laut einem Bericht des „Spiegel“ 2018 – ein Jahr vor seinem Verkauf an Benko – im Konzern nicht gerade beliebt. Er soll laut dem Bericht die schlechten Zahlen des Unternehmens nicht wahrgenommen und widersprüchliche Entscheidungen getroffen haben. Kann Baker Galeria jetzt doch in die Zukunft führen?
Bakers Entscheidungen seien nicht richtig gewesen
Die Warenhauskette hat einen langen Weg hinter sich – mit nun drei Insolvenzen innerhalb von dreieinhalb Jahren. 2019 führte der Karstadt-Eigentümer René Benko die beiden Kaufhäuser zusammen. Der Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof hatte unter Benkos Führung europaweit mehr als 240 Standorte mit rund 32.000 Mitarbeitern. Doch die gesamte Signa-Gruppe des Immobilienmoguls ging pleite (mehr dazu lesen Sie hier) – und so auch Galeria Karstadt Kaufhof. Im April wurde das dritte Insolvenzverfahren eröffnet. Seitdem bangen Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz.
Noch Anfang des Jahres gingen die Einschätzungen von Experten zur Zukunft des Warenhauskonzerns weit auseinander. Noch ohne gewisse Zukunft prognostizierte Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE im Januar das Aus: „Mit der dritten Insolvenz wird ein Stück deutscher Handelsgeschichte zu Ende gehen, sie wird sehr wahrscheinlich zum Ende von Galeria Karstadt Kaufhof führen.“
Aber auch in der jetzigen Situation, trotz eines gefundenen Investors, sieht Berentzen die Zukunft von Galeria nicht positiver, wie er t-online verrät: „Es ist eine Verlängerung des Niedergangs.“ Mit Baker komme erneut ein privater Investor ins Spiel, „und das hat unter Benko schon nicht geklappt“, sagt der Experte. Baker hatte bei seinem ersten Versuch darauf gesetzt, Geschäfte zu zentralisieren und Prozesse zu optimieren. Zudem sei er wenig auf die regionale Nachfrage eingegangen. Diese Entscheidungen waren aus Sicht des Experten nicht richtig für die deutsche Warenhauskette.
„So leid es mir tut, ich kann nicht nachvollziehen, was das Konsortium vorhat“, sagt Berentzen. Bakers Unternehmen habe sich mit dem Verkauf von Galeria 2019 aus dem europäischen Markt zurückgezogen. Dem Unternehmer Richard Baker gehört die US-Firma NRDC. Der 58-Jährige hat die Mehrheit an den Ketten Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue, die in den USA und Kanada zahlreiche Warenhäuser betreiben. „Sie sind schon einmal gescheitert und wollen es jetzt in einem schwierigeren Markt wieder probieren.“ Berentzen weist darauf hin, dass seit Bakers letztem Versuch sich der Handel beispielsweise durch Onlineangebote stark verändert habe.
Die Investoren müssen Milliarden investieren
Die Ansätze von Galeria-Chef Olivier van den Bossche, die in den vergangenen Jahren erarbeitet wurden, seien zwar richtig, „aber das kostet Milliarden Euro“, so Berentzen. Bossche plant unter anderem, Personal in der Hauptverwaltung abzubauen und den Fokus der einzelnen Warenhäuser auf regionale Verschiedenheiten zu legen. „Selbst wenn die Investoren die Warenhauskette zum Schnäppchenpreis bekommen, benötigen sie allein für die Immobilien Milliarden Euro.“ Denn die Kaufhäuser müssten in den kommenden Jahren energetisch saniert und für eventuelle Umstrukturierungen angepasst werden. „Das Konzept Galeria ist weder tragfähig noch robust noch zukunftsfähig“, urteilt Berentzen. „Es gibt keinen logischen Grund, warum sich jemand das antut.“
Stattdessen sieht der Experte eine andere Lösung, die seiner Einschätzung nach früher oder später kommen muss: eine Zerschlagung. „Das wäre der richtige Weg, der Chancen für die Städte schafft, neue Räume zu schaffen, aber auch das kostet Geld, um die meist riesigen fensterlosen Flächen energetisch zu sanieren und umzubauen.“ Eine Idee wären beispielsweise Mischflächen mit Gewerbe, Büroräumen und Wohnräumen in den oberen Etagen.