Das Oktoberfest will nach einem verregneten Neustart nach der Coronapause in diesem Jahr bei besserem Wetter wieder an frühere Besucherzahlen anknüpfen.
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München München hofft trotz Konjunkturflaute und Preissteigerungen auf ein erfolgreiches 188. Oktoberfest. „Wir sind nicht auf der Jagd nach Rekorden“, sagte Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner dem Handelsblatt. Doch die diesjährige Wiesn werde sicherlich gut besucht sein, auch weil das größte Volksfest der Welt diesmal zwei Tage länger läuft: vom kommenden Samstag bis zum 3. Oktober, um den Feiertag mitzunehmen – mit 18 Tagen also zwei Tage länger als sonst.
Auch wegen der deutlich besseren Wetterprognose dürften die Besucherzahlen, mindestens in der ersten Woche, höher ausfallen als 2022. Im vergangenen Jahr kamen nach zwei Jahren Coronapause bei nasskaltem Wetter nur 5,7 Millionen Besucher auf das Festgelände. Ein eher mittelmäßiges Ergebnis, 2019 waren es noch 6,3 Millionen gewesen. Auch der Bierkonsum ging von 7,3 auf 5,6 Millionen Maß zurück. Wegen des schlechten Wetters konnten 2022 in den Außenbiergärten kaum Gäste bewirtet werden.
Das Oktoberfest beschert der Stadt, den Wirten und Schaustellern jährlich mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsreferats gaben die rund 6,3 Millionen Besucher bei der Wiesn 2019 im Schnitt 71 Euro pro Person direkt auf dem Festgelände aus, insgesamt knapp eine halbe Milliarde Euro. Verpflegung, Einkäufe in der Stadt und Taxifahrten ließen sich die auswärtigen Besucher demnach insgesamt rund 290 Millionen Euro kosten. Hinzu kamen gut 500 Millionen Euro für Übernachtungen und Gastronomie.
„Das zahlt auf die Sympathie der Stadt ein“
Genauso wichtig seien aber die indirekten Effekte, sagt Wiesn-Chef Baumgärtner (CSU), der das Volksfest als Arbeits- und Wirtschaftsreferent der Stadt München organisiert: „Das zahlt auf die Sympathie der Stadt ein, der Nimbus ist dank Oktoberfest ein ganz anderer.“ Zudem würden Touristen in aller Welt sehen, dass München sicher sei – selbst wenn sechs Millionen Besucher in die Stadt kommen.
Das Bier auf dem Oktoberfest ist auch 2023 wieder deutlich teurer als im Vorjahr. Am günstigsten ist die Maß mit 12,60 Euro im Museumszelt auf der historischen „Oiden Wiesn“. In der Käfer-Wiesn-Schänke sind dagegen 14,50 Euro fällig. Im Schnitt stiegen die Preise laut Stadt um gut sechs Prozent. Der Liter Tafelwasser kostet mittlerweile rund zehn Euro.
Der Besuch des Oktoberfestes sei „etwas, was man sich leisten kann“, meint der Wiesn-Chef.
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Wiesn-Chef Baumgärtner glaubt nicht, dass die allgemeinen Preissteigerungen und die schwache Konjunktur die Konsumlaune drücken werden. Wer auf der Wiesn etwas esse und trinke, zahle nur zehn bis 20 Prozent mehr, als wenn er in ein normales Wirtshaus in der Stadt gehe. Der Besuch des Oktoberfestes sei „etwas, was man sich leisten kann“.
Ausschenken dürfen sechs Münchener Brauereien
Die Stadt überprüft die Bierpreise jedes Jahr auf ihre Angemessenheit. Als Vergleich dienen die gastronomischen Großbetriebe in München. Hier kostet der Liter aktuell 7,10 bis 12,20 Euro. Ausgeschenkt werden in den 17 Festzelten mit insgesamt rund 120.000 Sitzplätzen spezielle Oktoberfestbiere der sechs Münchener Großbrauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und Staatliches Hofbräuhaus.
Das Oktoberfest „ist der Traum von jedem Gastronom“
Neu auf der Wiesn ist in diesem Jahr Christoph Link mit seinem Zirkuscafé. „Das ist der Traum von jedem Gastronom“, sagt er. Der Wirt aus Vaterstetten hatte in der Coronazeit einen Zirkuswagen umbauen lassen, in dem die Gäste gut Abstand halten konnten, und hat sich damit jetzt erfolgreich für die Wiesn beworben. Auch er glaubt, dass die Konsumstimmung gut sein wird: „Die Leute wollen wieder raus.“ Am Ende aber werde viel vom Wetter abhängen. Für den Start am Wochenende sind die Prognosen jedenfalls gut.
Im Paulaner-Festzelt gibt es in diesem Jahr erstmals ausschließlich Bio-Hendl. Die Initiative „Faire Wiesn“ hatte gefordert, dass bis 2025, wenn die Stadt klimaneutral sein will, auf dem Oktoberfest nur noch Bio-Nahrungsmittel angeboten werden. Alle Großveranstaltungen auf städtischem Grund sollten „Leuchtturmprojekte für echte Nachhaltigkeit werden“.
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern wies die Forderung zurück. „Es ist schlichtweg unrealistisch, diese Menge an Waren in der geforderten Qualität überhaupt zu bekommen“, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert. Ein Besuch auf dem Oktoberfest wäre dann nach seiner Einschätzung auch für die meisten unbezahlbar.
In diesem Jahr sind 474 Betriebe auf dem Festgelänge zugelassen, darunter 140 aus der Gastronomie und etwa ebenso viele Schausteller. Unter den Fahrgeschäften gibt es in diesem Jahr eine Neuheit: Bei „Mr. Gravity“ rotieren zehn Gondeln auf einer Scheibe, während der Fahrt werden Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern erreicht.
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