Die Schweizer Bank könnte die angeschlagene Credit Suisse ganz oder teilweise übernehmen.
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Zürich Die Schweizer Großbank UBS soll offenbar den krisengeplagten Konkurrenten Credit Suisse ganz oder teilweise übernehmen. Das berichtet die „Financial Times“ am Freitagabend unter Berufung auf mehrere mit den Gesprächen vertrauten Personen. Die Schweizer Finanzaufsicht habe ihre Kollegen in den USA und Großbritannien darüber informiert, dass dies die bevorzugte Lösung für die Krise der Credit Suisse sei, berichtet das Blatt weiter.
Credit Suisse und UBS lehnten einen Kommentar gegenüber der „Financial Times“ ab. Die Börse reagierte prompt auf die Nachricht: In den USA gelistete Aktien der Credit Suisse verteuerten sich schlagartig um rund neun Prozent.
Sollte die UBS tatsächlich die Credit Suisse übernehmen, hätten sich die Schweizer Aufseher gegen den Widerstand der UBS durchgesetzt. Angesprochen auf Übernahmegerüchte hatte UBS-Chef Ralph Hamers stets betont, sich auf das Wachstum der eigenen Vermögensverwaltung konzentrieren zu wollen. Auch in der Schweiz galt der Schritt mit Blick auf mögliche Arbeitsplatzverluste als politisch unpopulär.
Doch die Krise der Credit Suisse hatte sich im Wochenverlauf derart zugespitzt, dass sich Verantwortlichen offenbar gezwungen sahen, eine große Lösung zu präsentieren. Ziel der Fusion sei es, die Stabilität des Schweizer Finanzplatzes zu gewährleisten, hieß es im „FT“-Bericht weiter.
Fusion mit großen Risiken
Am Mittwoch hatte die unbedachte und womöglich missverständlich kolportierte Aussage eines saudischen Großaktionärs die Credit Suisse ins Chaos gestürzt. Die Aktie brach zeitweise um über 30 Prozent ein. Eine Liquiditätsspritze der Schweizer Nationalbank (SNB) über 50 Milliarden Franken (50,7 Milliarden Euro) verschaffte der Bank nur kurzzeitig Luft.
Dass die Aufseher nun eine Übernahme durch die UBS durchsetzen wollen, spricht dafür, dass die Abflüsse von Kundengeld im Laufe der vergangenen Woche zu große Ausmaße angenommen hatten.
Eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS war zuletzt von Investmentbankern und Analysten immer wieder durchgerechnet worden. Ein Gegenargument war stets, dass sich beide Banken im Fall einer Fusion kannibalisieren könnten. Viele Schweizer Firmen aber auch vermögende Privatleute haben sowohl ein Konto bei der UBS, als auch bei der Credit Suisse.
Sie wollen es vermeiden, den gesamten Bargeldbestand oder das liquide Vermögen bei einem Geldhaus zu parken. Viele Kunden dürften daher nach der Fusion einen Teil ihres Vermögens abziehen. Etwaige Synergien auf dem Schweizer Heimatmarkt würden so verringert. Die Schweizer Kantonalbanken einerseits sowie die Privatbanken andererseits könnten die Gewinner einer solchen Fusion sein.
Hinzu kommt: Sollte die UBS die Credit Suisse schlucken, entstünde ein Bankgigant, der viel zu groß würde, um scheitern zu können.
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