Das Fintech steht kurz vor einer neuen Finanzierungsrunde.
(Foto: Solarisbank)
Frankfurt Die Berliner Solaris will in Kürze eine Finanzierungsrunde abschließen und dabei einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag – etwa 50 bis 60 Millionen Euro – von Bestandsinvestoren einsammeln. Die Bewertung des Fintechs soll dabei stabil bleiben. Das erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen.
Solaris befinde sich aktuell in Gesprächen mit Investoren und wolle „zeitnah“ eine weitere Finanzierungsrunde abschließen, teilte ein Sprecher mit. „Dabei bleiben wir unserem Grundsatz treu, nicht mehr Kapital aufzunehmen, als wir benötigen. Unser Ziel ist es, die Solaris in eine komfortablere Position im Hinblick auf regulatorische Anforderungen und weiteres Wachstum zu bringen.“
Zuletzt hatte Solaris im Sommer des vergangenen Jahres 40 Millionen Euro von Bestandsinvestoren eingesammelt und konnte dabei die Bewertung auf 1,6 Milliarden Euro steigern. Zu den bisherigen Risikokapitalgebern gehören etwa BBVA, HV Capital, Lakestar und Finleap.
Solaris ermöglicht es anderen Start-ups, die Banklizenz des Instituts zu nutzen und damit erste Geschäfte zu machen. Zudem bietet das Fintech etablierten Unternehmen Bankdienstleistungen an, beispielsweise bei der Herausgabe von Kreditkarten.
Mit der Finanzierungsrunde liegt Solaris im Trend. Deutsche Fintechs haben in diesem Jahr wieder vermehrt das Interesse von Risikokapitalgebern auf sich gezogen. So steckten Venture-Capital-Investoren (VC-Investoren) von Januar bis März in 21 Finanzierungsrunden insgesamt 235 Millionen Euro in hiesige Finanz-Start-ups, wie Zahlen des Analysehauses Barkow Consulting zeigen. Im vierten Quartal 2022 gab es nur sechs Finanzierungsrunden mit einem Volumen von zusammen 80 Millionen Euro.
Sonderrechte für Investoren
Die kleinen Finanzierungsrunden von Solaris und anderen Fintechs zeigen allerdings auch, dass sich der Wind gedreht hat. Während Start-ups 2021 mit Geld überschüttet wurden, müssen sie nun um jeden Euro kämpfen und bei den Konditionen große Zugeständnisse machen.
>> Lesen Sie hier: Deutsche Fintechs wecken vermehrt das Interesse von Risikokapitalgebern
Junge Wachstumsunternehmen fürchten sogenannte Downrounds, bei denen ihre Unternehmensbewertungen sinken. Diese Gefahr besteht vor allem, wenn neue Investoren an Bord geholt werden oder eine große Summe an Risikokapital eingenommen werden soll.
Während es für neue Investoren von zentraler Bedeutung ist, nicht zu einem überhöhten Preis einzusteigen, kann es aus Sicht von Bestandsinvestoren sinnvoll sein, frisches Geld auf Basis der bestehenden Bewertung zu geben und damit eine Abschreibung zu vermeiden.
Allerdings lassen sich die Investoren Finanzkreisen zufolge in solchen Fällen Zugeständnisse einräumen: Häufig geht es dabei um Sonderrechte für den Fall, dass eine Firma verkauft wird oder an die Börse geht – sogenannte Liquidationspräferenzen, die ihnen ein Mehrfaches ihres Einsatzes als Mindestgewinn sichern. Das bedeutet auch: Andere Investoren werden bei einem Weiterverkauf erst später bedient. Reichen die Erlöse aus so einem Deal nicht aus, gehen etwa Gründer oder Mitarbeiter leer aus. Solche Klauseln sind derzeit nicht unüblich.
Das Versicherungs-Start-up Ottonova hatte Investoren Finanzkreisen zufolge bei seiner letzten Finanzierungsrunde eine vierfache Liquidationspräferenz gewährt. Bei Solaris gebe es ebenfalls eine Liquidationspräferenz, sagte ein Insider.
Auf dem Weg zur Profitabilität
Für Solaris ist die Finanzierungsrunde besonders wichtig, denn das Unternehmen hat sich 2022 ein großes Geschäft gesichert, für dessen Abwicklung es Eigenkapital benötigt. So kümmern sich die Berliner ab dem zweiten Halbjahr dieses Jahres um rund 1,3 Millionen vom ADAC ausgegebene Kreditkarten. Um die regulatorischen Vorgaben auch künftig erfüllen und noch weitere Partner aufnehmen zu können, benötige Solaris nun das Geld, heißt es aus Finanzkreisen.
Für das ADAC-Kreditkartengeschäft benötigt Solaris zusätzliches Eigenkapital
(Foto: dpa)
2021 betrug der Jahresverlust vor Steuern für den Solaris-Konzern 41,3 Millionen Euro. Die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr sind noch nicht bekannt. 2023 Jahr plant Solaris, in die schwarzen Zahlen zu kommen. „Wir wollen in diesem Jahr profitables Wachstum nachweisen und auf Jahressicht erstmals schwarze Zahlen schreiben“, sagte Solaris-Chef Carsten Höltkemeyer im Januar im Handelsblatt-Interview.
Manchen Branchenexperten zufolge kämpft Solaris dabei mit den Folgen früherer Geschäftsentscheidungen. So habe Solaris in der Anfangszeit seine Dienstleistungen zu sehr günstigen Konditionen angeboten und dabei langfristige Verträge geschlossen, was auf die Marge drücke.
Laut dem Sprecher befindet sich das Unternehmen aber „auf einem sehr guten Weg, durchgehend profitabel zu werden“. Das erste Quartal sei nach Plan verlaufen. „Wir planen zudem mit einer positiven Nettomarge in diesem Jahr“, so der Sprecher.
Dabei hat Solaris weiterhin Ärger mit der Bafin. Die Finanzaufsicht hatte bei einer Prüfung 2020 teils schwerwiegende Mängel bei Solaris festgestellt. Sie schickte daraufhin einen Sonderprüfer in die Bank und erhöhte zudem die Eigenkapitalanforderungen.
Anfang Januar verschärfte die Bafin dann die Kontrolle des prominenten Berliner Fintechs. Das Unternehmen muss seitdem von der Bafin grünes Licht bekommen, bevor es neue Kunden aufnehmen darf.
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