Die regierenden Konservativen haben bei den Kommunalwahlen in England starke Verluste erlitten.
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London Die regierenden Konservativen in Großbritannien haben bei den Kommunalwahlen in England eine schwere Niederlage erlitten. Nach Auszählung fast aller der insgesamt 230 zur Wahl stehenden Kommunalparlamente verloren die Tories von Premierminister Rishi Sunak mehr als 1000 Sitze, während die Labour-Partei und die Liberaldemokraten über 500 beziehungsweise 400 Mandate hinzugewannen.
Die Kommunalwahl gilt als letzter Stimmungstest vor den voraussichtlich im kommenden Jahr stattfindenden Parlamentswahlen. Das Ergebnis ist ein schwerer Rückschlag für Sunak, der seine nach 13 Jahren an der Macht von vielen Skandalen und politischen Fehlern stark angeschlagene Partei aus dem Umfragetief holen will.
Der Premier ist erst sechs Monate im Amt und hatte die Regierung nach dem Politchaos seiner nach nur 45 Tagen zurückgetretenen Vorgängerin Liz Truss übernommen. Labour führt in den nationalen Umfragen mit etwa 15 Prozentpunkten vor den Konservativen. Der Kommunalpolitiker Johnny Mercer aus Plymouth sprach von einer „schrecklichen“ Wahlnacht für die Konservativen.
Oppositionsführer Keir Starmer wertete das Ergebnis denn auch als Bestätigung dafür, dass seine Labour-Partei auf dem besten Weg sei, die nächsten Parlamentswahlen zu gewinnen. „Wir sind auf dem Weg zu einer Labour-Mehrheit bei den nächsten Wahlen“, sagte der Parteichef.
Die Partei habe sich verändert und dafür das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewonnen. „Jetzt können wir unser Land verändern.“
Sieht seine Labour-Partei auf dem besten Weg, die nächsten Parlamentswahlen zu gewinnen.
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Sunak äußerte sich enttäuscht vom Abschneiden seiner Partei, bezweifelte jedoch, dass die Kommunalwahlen einen Wählertrend hin zu Labour gezeigt hätten. Die Tories hatten vor der Wahl befürchtet, sie könnten schlimmstenfalls 1000 Mandate einbüßen.
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´Nun liegt die Zahl sogar noch über dieser Grenze. „Das bestätigt die Botschaft der Umfragen, dass die Konservativen in erheblichen Wahlschwierigkeiten stecken“, sagte der Wahlforscher John Curtice, Politologe an der Universität Strathclyde, gegenüber der BBC.
Wichtig sind nur die zahlenmäßigen Zugewinne für die Oppositionsparteien. Labour und die Liberaldemokraten konnten in besonders umkämpften Regionen punkten, die für den Ausgang der nächsten Parlamentswahlen entscheidend sein könnten. So konnte die Arbeiterpartei vor allem in ihren früheren Hochburgen wie Stoke-on-Trent und Middlesbrough im Norden Englands punkten, die sie 2019 an die Tories verloren hatte.
Größter Wahlsieger neben Labour.
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Die LibDems jagten den Konservativen dagegen im wohlhabenden Süden wichtige Mandate ab. Darunter den Bezirk Windsor und Maidenhead, in dem auch die frühere konservative Premierministerin Theresa May ihren Wahlkreis hat.
Insgesamt standen diesmal etwa 8000 Sitze in den lokalen Parlamenten zur Wahl. In Schottland und Wales wurde ebenso wenig gewählt wie in London. Nordirland wählt am 18. Mai.
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