Der Roboter von Anybotics kann eigenständig das Werk inspizieren und auf Probleme aufmerksam machen.
(Foto: Anybotics)
Zürich Der Schweizer Roboterentwickler Anybotics hat einen vierbeinigen Inspektionsroboter für Industrieanlagen entwickelt und für das weitere Wachstum nun 50 Millionen Dollar Kapital eingesammelt. An der Serie-B-Finanzierungsrunde beteiligten sich unter anderem die Risikokapitalgeber Walden Catalyst und NGP Capital.
Das Hauptprodukt des 2016 aus der ETH Zürich ausgegründeten Unternehmens heißt „Anymal X“. Der Roboter kann autonom Routine-Inspektionen etwa in Chemiewerken, Offshore-Ölplattformen oder Minen durchführen.
Mitgründer und CEO Péter Fankhauser sagte im Gespräch mit dem Handelsblatt, mit dem zusätzlichen Kapital wolle Anybotics „das Wachstum der Firma international vorantreiben und neue Fähigkeiten für den Anymal-X-Roboter entwickeln“.
Der Roboter-Inspektor soll für Sicherheit sorgen
Die vierbeinige Maschine kann Treppen steigen und ist mit Sensoren ausgestattet, die beispielsweise fehlende Feuerlöscher, Lecks in Gasleitungen oder außergewöhnliche Geräusche erkennen können. Auffälligkeiten meldet der Roboter an einen Mitarbeiter der Werkssicherheit, der über ein Kontrollzentrum mehrere Sicherheitsroboter parallel überwachen kann.
Die Maschine soll auch bei harten Witterungsbedingungen wie Sturm und Salzwasser oder in potenziell explosiven Umgebungen eingesetzt werden können. Der Chemiekonzern BASF setzt den Anymal-X-Roboter bereits in einem Pilotprojekt am Stammwerk in Ludwigshafen ein. Siemens Energy probt mit dem Produkt von Anybotics die Wartung von Offshore-Windkraft-Anlagen. Beim Ölkonzern Petronas übernimmt der Anymal-X Schichten auf Offshore-Ölplattformen.
Der Mitgründer von Anybotics will Anymal X als „Roboter as a Service“ anbieten.
(Foto: Anybotics)
Co-Gründer Fankhauser arbeitete schon 2013 als Doktorand an der ETH Zürich mit einem kleinen Team an der Konstruktion eines Roboters. Rückmeldungen aus der Industrie auf Demonstrationsvideos der Maschine auf Youtube brachten das Team auf das Geschäftsmodell der drei Jahre später gegründeten Firma. Anybotics baute einen Roboter für den Werksschutz großer industrieller Anlagen und will ihn als Dienstleister vermieten – „Roboter as a Service“ nennt Fankhauser das.
Unternehmen können den Roboter für umgerechnet rund 8500 Euro pro Monat engagieren. Dabei betont Fankhauser: „Es ging nie darum, menschliche Arbeitsplätze zu ersetzen.“ Die Tätigkeit, die der Roboter übernimmt, finde vielfach in gefährlichen Umgebungen statt. „Die Unternehmen haben schon heute Probleme, Fachpersonal für solche Jobs zu finden“, sagt er. Die Fähigkeiten des Roboters ergänzten sich dabei gut mit der Erfahrung der Facharbeiter vom Werksschutz. Ihre Arbeit würde erleichtert.
Laufen lernen mit Künstlicher Intelligenz
Anybotics verbessert den Roboter mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) kontinuierlich und bringt ihm neue Fähigkeiten bei. So hat der Anymal X am Computer laufen gelernt. Die Entwickler haben Bewegungsabläufe programmiert und am PC millionenfach simuliert. So habe die Maschine per KI gelernt und Zigtausende von Betriebsstunden digital absolvieren können.
CEO Fankhauser schränkt ein: „Im realen Einsatz gibt es natürlich Situationen, die man nicht simulieren kann.“ Doch auch aus diesen könne der Roboter lernen – und die neuen Fähigkeiten könnten per Software-Update allen ausgelieferten Maschinen beigebracht werden.
Der Inspektionsroboter kann auch höher gelegene Bereiche des Werksgeländes erreichen.
(Foto: Anybotics)
Young Sohn, Managing Partner bei Walden Catalyst, bezeichnet Anybotics als „bahnbrechende Technologie“, die „KI mit Robotik kombiniert, um äußerst robuste und autonome vierbeinige Roboter zu entwickeln“. Der Anymal-X-Roboter sei eine „effiziente Lösung für Inspektionsanwendungen in für Menschen gefährlichen Umgebungen“.
Anybotics und die Geldgeber suchen zudem bereits nach weiteren Anwendungsmöglichkeiten für die Roboterplattform.
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