Der ehemalige Chef der Deutschen Sporthilfe ist seit 2020 Personalchef bei der Deutschen Bank.
(Foto: obs)
Frankfurt Dem Personalchef der Deutschen Bank drohen nach einem Wertpapierkauf Sanktionen. Michael Ilgner hatte Anleihen seines Arbeitgebers im Wert von 201.000 Euro gekauft – am 18. April dieses Jahres und damit eine Woche vor Veröffentlichung der Quartalszahlen des Instituts. Das geht aus einer entsprechenden Mitteilung vom 25. April hervor.
Damit dürfte er gegen interne Richtlinien des Instituts verstoßen haben. Die Regeln der Deutschen Bank verbieten hochrangigen Managern in den acht Wochen vor der Zahlenvorlage Geschäfte mit Wertpapieren des Geldhauses. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, dass es keine Anhaltspunkte gebe, dass Ilgner böswillig gehandelt habe.
Nachdem die Bank zu dem Vorgang gegenüber dem Finanzblog Finanz-Szene zunächst nichts hatte sagen wollen, veröffentlichte das Institut wenige Stunden später nun ein Stellungnahme, in der die Bank eine mögliche Strafe andeutete.
Die Deutsche Bank habe klare Regeln und Kontrollen für persönliche Wertpapiergeschäfte ihrer Beschäftigten, hieß es darin. „Mögliche Verstöße gegen diese Regeln werden konsequent geprüft und gegebenenfalls sanktioniert. Unabhängig von Hierarchien nehmen wir diese Prinzipien sehr ernst, auch in diesem Fall“, teilte die Bank mit. Man prüfe diese Angelegenheit „ganzheitlich“ und werde, falls nötig, „entsprechende Konsequenzen ziehen“.
Ilgner selbst lehnte einem Sprecher der Deutschen Bank zufolge eine Stellungnahme ab. Das Institut wiederum verzichtete auf einen Kommentar zu der Frage, warum es die Transaktion mehrere Tage später als gesetzlich vorgeschrieben veröffentlicht hatte.
Kein juristisches, aber ein Reputationsproblem
Wertpapierkäufe rund um wichtige Unternehmensveröffentlichungen gelten als kritisch, weil hochrangige Mitarbeiter häufig vorab über kursrelevante Erkenntnisse verfügen. Allerdings wird der Kurs von fest verzinslichen Wertpapieren wie Anleihen im Gegensatz zu Aktien kaum durch Unternehmensergebnisse beeinflusst. Deshalb ist der Regelverstoß Ilgners vermutlich nicht juristisch problematisch.
Für die Bank birgt Ilgners Insider-Panne allerdings ein potentielles Reputationsproblem. So soll das Institut schon dem im vergangenen Jahr entlassenen Chef der Vermögensverwalter-Tochter DWS, Asoka Wöhrmann, mehrere merkwürdige Vorgänge ohne Konsequenzen durchgehen gelassen haben. Etwa den Kauf eines Porsches, den ein Geschäftspartner der Bank eingefädelt hatte. Oder die Nutzung privater E-Mails im beruflichen Kontext.
Der laxe Umgang mit diesen Vorfällen soll zum vermeintlich freiwilligen Abschied von Vize-Chef Karl von Rohr zumindest beigetragen haben. Im vergangenen Jahr musste die Bank außerdem – wie auch andere Finanzinstitute – eine Strafe in dreistelliger Millionenhöhe zahlen, weil Mitarbeiter sich unerlaubterweise über Messenger-Apps über geschäftliche Angelegenheiten ausgetauscht hatten.
Die Vorstände der Bank verzichteten wegen dieser Verfehlungen im vergangenen Jahr freiwillig auf je 75.000 Euro ihrer variablen Vergütung. Whatapp soll auch von sehr hochrangigen Managern der Bank wie der DWS unerlaubterweise genutzt worden sein.
Sewing hatte Ilgner zur Deutschen Bank gelotst
Der Umgang mit diesen Vorgängen rund um Wöhrmann und die Whatsapp-Affäre hatten den Eindruck erweckt, dass die Bank davor zurückschreckt, hochrangige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sanktionieren.
Finanzkreisen zufolge ist sich die Bank dieses Eindrucks bewusst und dürfte es sich deshalb gut überlegen, ob sie Ilgners Patzer unbestraft lässt – zumal der frühere Chef der Sporthilfe als Vertrauter von Vorstandschef Christian Sewing gilt oder zumindest galt. Sewing hatte Ilgner 2020 zur Deutschen Bank gelotst, eigentlich mit dem Ziel, ihn früher oder später zum Vorstand zu küren.
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Die Bankenaufsicht Bafin soll ihm den Aufstieg mangels der nötigen Erfahrungen im Bankgeschäft allerdings verweigert haben. Mittlerweile redet in der Bank niemand mehr von einem möglichen Aufstieg Ilgners in das Führungsgremium. Seit dem jüngsten Vorstandsumbau berichtet er auch nicht mehr an Sewing, sondern an Rebecca Short, die im Vorstand künftig auch den Personalbereich verantwortet.
Seit Amtsantritt von Aufsichtsratschef Alex Wynaendts im vergangenen Mai werden Verstöße gegen Vorschriften härter oder zumindest öffentlichkeitswirksamer sanktioniert. So hat der Aufsichtsrat eine bestimmte Bonuskomponente bei allen Vorständen für das vergangenen Jahr um fünf Prozent gekürzt, weil das Institut aus seiner Sicht die aufsichtsrechtlichen Defizite nicht schnell genug beilegt.
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