Die Gründer des Onlinehändlers Emma Sleep beobachten im Labor die Entwicklung von neuen Matratzen.
Düsseldorf Der Online-Matratzenhändler Emma hat das vergangene Jahr erneut mit einem Rekordumsatz abgeschlossen. „Das vergangene Jahr war nicht ganz einfach, die ganze Branche hat unter den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gelitten“, sagt Co-Gründer Dennis Schmoltzi dem Handelsblatt. „Deshalb freut es uns umso mehr, dass wir unsere eigenen Erwartungen noch mal deutlich übertroffen haben und stärker gewachsen sind als ursprünglich geplant.“
So steigerte das Unternehmen seinen Umsatz 2022 um 35 Prozent von 645 auf 873 Millionen Euro und verkaufte 2,3 Millionen Matratzen, die es größtenteils selbst produziert hat. Das Umsatzziel hatte bei 800 Millionen Euro gelegen.
Nach eigenen Angaben erzielt das Unternehmen seit fünf Jahren durchgehend einen Gewinn vor Steuern. „Unsere Millioneninvestitionen in Forschung und Entwicklung können wir aus eigenen Gewinnen finanzieren“, sagt Schmoltzi. Seit 2020 gehören 50,1 Prozent des Start-ups dem Familienunternehmen Haniel, der Rest der Anteile liegt bei Schmoltzi und seinem Co-Gründer Manuel Müller.
Emma ist neben dem deutschen Marktführer Bett1 der einzige große Onlinehändler, der den Boom im Matratzenhandel in Deutschland überlebt hat – und der einzige, der weiter zweistellig wächst. Mehr als ein Dutzend Start-ups hatten sich zeitweise um den Markt gestritten, etliche davon mussten Insolvenz anmelden.
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Ausgelöst hatte den Hype vor neun Jahren das US-Unternehmen Casper, das mit prominenten Investoren wie Leonardo DiCaprio expandierte und schon drei Jahre nach der Gründung eine Bewertung von 750 Millionen Dollar hatte. Doch mittlerweile ist der einstige Star der Branche abgestürzt, hat sich aus Europa wieder zurückgezogen. Ähnlich erging es dem britischen Unternehmen Eve Sleep, das Deutschland schon 2018 wieder verlassen hatte. Mittlerweile hat Eve Sleep eine Insolvenz durchlaufen.
Emma hat dreistellige Wachstumsraten in Südamerika
Der deutsche Pionier der online verkauften Matratzen, das Unternehmen Bett1 des Gründers Adam Szpyt, machte zu besten Zeiten mit seiner Matratze Bodyguard einen Umsatz von mehr als 180 Millionen Euro in Deutschland. Doch auch bei Bett1 sinkt der Umsatz nun seit Jahren und dürfte mittlerweile nur noch bei knapp 130 Millionen Euro liegen.
Emma dagegen wächst weltweit und verkauft mittlerweile Matratzen in rund 30 Ländern. Das Unternehmen verkauft seine Produkte mittlerweile nicht mehr allein in den eigenen Webshops und auf Onlinemarktplätzen, sondern auch in den Geschäften von mehr als 200 Händlern. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes, so Co-Gründer Müller, mache Emma jedoch noch im Onlinegeschäft.
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Besonders hoch sind die Wachstumsraten in Südamerika. In Mexiko, wo das Unternehmen auch eine eigene Niederlassung hat, wuchs der Umsatz im vergangenen Jahr beispielsweise um 179 Prozent. Dort liegt das Geschäft jedoch bisher auf einem sehr niedrigen Niveau, etwa 80 Prozent seines Umsatzes erzielt Emma noch in Europa.
Im Heimatmarkt Deutschland jedoch scheint der Boom etwas gebremst zu sein. Auch auf Nachfrage nennt die Emma-Geschäftsführung zum deutschen Markt keine Zahlen. Es spricht nur vage von weiterem Wachstum. Zuletzt wurde der Umsatz von Emma in Deutschland auf etwa 80 Millionen Euro geschätzt. Im Onlineshop lockt der Händler zurzeit mit hohen Rabatten.
Coronapandemie bremst das Geschäft in China
Einen Rückschlag erlebt das Unternehmen auch in China. Das Land hatte es im vergangenen Jahr eigentlich zum Expansionsziel ausgerufen, es wollte mit einem Franchisesystem mindestens 30 Läden pro Jahr eröffnen. Die Läden sollten dann ein Vorbild für andere Länder werden. Doch die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in China und die Restriktionen infolge der Coronapandemie haben für Ernüchterung gesorgt.
Gerade mal fünf Läden hat Emma bisher in China. „Unsere Franchisepartner haben es schwer, die Geschäfte profitabel zu betreiben, weil viele Menschen aus Angst vor Ansteckung nicht rausgehen und deshalb die Kunden fehlen“, erklärt Co-Gründer Müller. „Aber wer den Anspruch hat, eine globale Marke zu sein, muss in China dabei sein“, bekräftigt er die Ambitionen des Unternehmens.
Auch wenn China noch kein Erfolgsmodell ist, hat Emma jetzt auch in Europa den ersten eigenen Laden eröffnet, in der Mall of the Netherlands in der Nähe von Den Haag. Doch die Expansion soll hier vorsichtig erfolgen. „In diesem Jahr werden wir selektiv bis zu ein, zwei weitere Geschäfte in Europa eröffnen, da wir noch in der Entwicklung der Strategie sind“, so Müller. Der Store in den Niederlanden sei ein erster Test dafür.
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Wie andere Matratzenhändler gewährt auch Emma den Kunden das Recht, die online gekaufte Matratze innerhalb von hundert Tagen zurückzugeben. Um diese retournierten Matratzen nicht entsorgen zu müssen, hat das Unternehmen daraus mittlerweile ein neues Geschäft gemacht: Unter dem Namen „Second Life“ bietet es jetzt wiederaufbereitete Matratzen zu niedrigeren Preisen an.
Das erschließt nicht nur eine neue Klientel von preisbewussten Kunden, es hilft auch im Bemühen, die Klimagasemissionen zu senken. Das sei in der Branche gar nicht so einfach, räumt Müller ein. „Wir müssen unsere Lieferanten dazu treiben, dass sie einen höheren Anteil an recycelten Inhaltsstoffen verwenden.“ Ziel sei es, jedes Jahr die CO2-Emissionen je Produkt um zehn Prozent zu senken. „Und im vergangenen Jahr haben wir das mehr als erfüllt“, so Müller.
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