In rund 100 Fällen muss sich der Ex-Premier vor Gericht verantworten.
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Islamabad Bei einem Anschlag in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan sind mindestens 13 Menschen getötet worden. Sechs bewaffnete Angreifer hätten am Freitag einen Stützpunkt der paramilitärischen Grenztruppen (Frontier Corps) etwa 50 Kilometer südlich der Grenze zu Afghanistan gestürmt, teilte das pakistanische Militär am Samstag mit.
Unter den Toten seien mindestens sechs Soldaten, alle sechs Angreifer sowie ein Zivilist, hieß es. Weitere sechs Menschen seien verletzt worden. Wer für die Angriffe verantwortlich war, blieb zunächst unklar.
Die Provinz Baluchistan, die von der Fläche her etwa der Größe Deutschlands entspricht, grenzt sowohl an den Iran als auch an Afghanistan. Sie gehört zu einer der unsichersten im Land. Neben militanten Islamisten gehen Anschläge auch von Separatisten aus, die mehr Autonomie für die rohstoffreiche Provinz fordern.
Die Gewalt in der Region wird in vielen Fällen auch als Reaktion auf chinesische Infrastrukturprojekte gesehen. Peking plant den Bau eines Straßen- und Schienennetzes, das seine Region Xinjiang mit dem Arabischen Meer im Südwesten Pakistans verbinden soll.
Das Projekt gilt als die kürzestmögliche Land- und Seeroute, die China Zugang zum Nahen Osten, Europa, Afrika und darüber hinaus verschaffen soll.
Pakistans Regierung gegen Ex-Premier in der Offensive
Derweil ruft Pakistans Regierungsbündnis seine Anhänger zu Massenprotesten auf. Der Appell folgte auf die Freilassung des populären Oppositionsführers Imran Khan, der am Freitag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ein Gericht in der Hauptstadt Islamabad Richtung seiner Heimatstadt Lahore verließ.
Der Aufruf zum Protest am Montag in Islamabad kann als versuchte Demonstration der Stärke seitens des Regierungsbündnisses unter Premier Shehbaz Sharif gegenüber Khans Anhängerschaft verstanden werden. Seit Monaten schwelt ein Konflikt zwischen den beiden Lagern. Angesichts der Wirtschaftskrise ist das südasiatische Land gespalten.
Die Verhaftung Khans am vergangenen Dienstag hatte neue Spannungen ausgelöst. Bei Straßenschlachten gab es mehrere Tote, kurzzeitig verbreitete sich gar das Gerücht um ein Einschreiten des Militärs, nachdem Anhänger Stützpunkte gestürmt hatten. Die Regierung wies die Sorgen zurück.
>>Lesen Sie hier: Anhänger von Pakistans Ex-Premier stürmen Militärgebäude
Eine erneute Verhaftung ist nicht ausgeschlossen. Dann könnte wieder Chaos ausbrechen. Einige Politiker, die den Rückhalt des Militärs genießen, fordern ein härteres Durchgreifen der Justiz gegen Khan.
In rund 100 Fällen muss sich der Ex-Premier vor Gericht verantworten. Experten sehen das Vorgehen als politisch motiviert, nachdem Khan in Ungnade des Militärs gefallen ist. Der 70-Jährige dürfte auf eine Wiederwahl bei den für Herbst geplanten Parlamentswahlen spekulieren.
Khan kam auf Kaution frei. Im Falle einer Verurteilung könnte ihm ein politisches Amt untersagt werden.
Neben militanten Islamisten gehen Anschläge auch von Separatisten aus, die mehr Autonomie für die rohstoffreiche Provinz fordern.
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Der ehemalige Kricketstar kam bei den Parlamentswahlen 2018 an die Macht, überschattet von Vorwürfen, das mächtige Militär habe die Abstimmung zu seinen Gunsten manipuliert. Trotz seiner großen Popularität enttäuschte der Ex-Premier in seiner Amtszeit.
Immer wieder wurde seiner Regierung Misswirtschaft vorgeworfen, während das Land in eine Wirtschaftskrise rutschte. Auch unter Khan wurde die damalige Opposition mit Anklagen gelähmt. Im April 2022 wurde er schließlich durch ein Misstrauensvotum gestürzt.
Das mächtige Militär
Seit der Gründung Pakistans vor 75 Jahren kommt es immer wieder zu Unruhen und Instabilität in dem südasiatischen Land. Mehr als die Hälfte dieser Zeit regierte das mächtige Militär. Und auch unter den zivilen Regierungen galten Generäle als Kraft, die über Erfolg oder Scheitern der politischen Führung entscheiden konnte.
Der Sicherheitsapparat in der Atommacht war im Kampf gegen islamistischen Terror lange hoch angesehen.
Seit knapp einem Jahr kämpft Khan nun für ein politisches Comeback. Bei landesweiten Veranstaltungen mobilisierte er Zehntausende Anhänger. Die jüngsten Spannungen schlugen im November in Gewalt um, als Khan während einer Kundgebung angeschossen wurde.
Khan beschuldigte daraufhin den Geheimdienst. Die Sicherheitsbehörden dementieren eine Verwicklung. „Pakistan stehen unbeständige, gefährliche Zeiten bevor“, urteilte die Expertin Madha Afsal jüngst in der „New York Times“.
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