Der Facebook-Konzern bemüht sich, zum Rivalen OpenAI aufzuschließen.
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Hamburg Der US-Technologiekonzern Meta Platforms öffnet die neue Version seiner Künstlichen Intelligenz (KI) ab Dienstagabend für Geschäftskunden. Start-ups und andere Unternehmen sollen diese dann zunächst kostenlos auf ihre Bedürfnisse zuschneiden oder mit ihrer Hilfe eigene Dienste entwickeln können, erklärte das Unternehmen.
Damit versucht der Facebook-Mutterkonzern, zu Wettbewerbern wie OpenAI oder Google aufzuschließen. Deren KI-Systeme gelten als weiter fortgeschritten.
Meta hatte sein Sprachmodell namens LLaMA bereits Anfang des Jahres vorgestellt und KI-Experten für Experimente zur Verfügung gestellt. Laut einer Unternehmensmitteilung soll nun ausgerechnet Microsoft, das als Pate und wichtigster Investor hinter dem Marktführer OpenAI steht, bei der weiteren Verbreitung helfen. Microsoft sei „unser bevorzugter Partner, um LLaMA 2 zu kommerzialisieren“, hieß es.
Meta-KI soll Kunden von Microsoft und Amazon zur Verfügung stehen
Der Softwarekonzern ist bekannt dafür, solche Ambivalenzen bewusst zuzulassen. Dank seiner Beteiligung am ChatGPT-Entwickler OpenAI, deren Systeme etwa mit Microsofts Office-Programmen verwoben werden, hat er derzeit ohnehin eine Vormachtstellung inne.
Die Partnerschaft ist zudem nicht exklusiv: Metas KI wird Kunden des Microsoft-Clouddienstes Azure genauso zur Verfügung stehen wie denen des Marktführers Amazon Web Services (AWS) und anderen Anbietern.
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Bei LLaMA handelt es sich um ein sogenanntes generatives Sprachmodell. Es kann eigenständig Text, Bilder oder Programmcode erzeugen. ChatGPT von OpenAI oder Googles Bard basieren auf ähnlichen Systemen.
Metas offener, im Branchenjargon als „Open Source“ bezeichneter Ansatz unterscheidet den Konzern dabei von seinen Konkurrenten, die den Programmcode ihrer Modelle schützen – und bereits heute zu Geld machen.
Laut einem Bericht der „Financial Times“ soll es zwar auch bei Meta zumindest Überlegungen gegeben haben, Unternehmen für den individuellen Zuschnitt eines auf LLaMA basierenden Dienstes zur Kasse zu bitten. Diese wurden aber offenbar zunächst verworfen.
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Meta will mit seiner Freigiebigkeit eigenen Angaben zufolge die Weiterentwicklung von KI-Werkzeugen fördern und Ängste vor der Technologie mindern. Der Open-Source-Ansatz bietet indes auch die Möglichkeit, trotz des Rückstands schnell eine große Nutzerbasis sowie ein wachsendes Repertoire an zusätzlichen Diensten aufzubauen. Um eine generative KI zu verbessern, sind große Datenmengen nötig. Außerdem kann ein offener Ansatz Innovationen befeuern.
Künstliche Intelligenz soll das Kerngeschäft vorantreiben
Zu einem Geschäft wird das Vorgehen dann wahrscheinlich indirekt. So plant der Konzern, KI-Chatbots für das soziale Netzwerke Instagram oder den Kurznachrichtendienst WhatsApp anzubieten. Diese könnten Unternehmen zum Beispiel für die Kommunikation mit Kunden nutzen. Die Leistungsfähigkeit der Bots würde mit jedem Entwicklungsschritt von LLaMA zunehmen.
„Es gibt eine Zukunft“, prophezeite Metas KI-Chef Yann LeCun kürzlich in Paris, „in der jeder von uns den Großteil der Zeit über intelligente Agenten kommunizieren wird“. Den technischen Ansatz von Textrobotern wie ChatGPT hält er für „zum Scheitern verurteilt“. LeCun und sein Team versuchen stattdessen, den Lernprozess des Menschen nachzubilden, der stärker auf Fokus statt auf Masse setzt.
Auch Metas Kerngeschäft – möglichst zielgenaue Werbeanzeigen – wird laut Gründer und Konzernchef Mark Zuckerberg bereits mithilfe von eigenen KI-Systemen vorangetrieben.
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